Bis 2040 wird sich der Arbeitsmarkt in Österreich deutlich verändern, knapp 400.000 Stellen werden neu zu besetzen sein. Schon jetzt hinterlässt der Abgang der Babyboomer vom Arbeitsmarkt Spuren. Dem gilt es entgegenzuwirken. In den nächsten Jahren verabschieden sich pro Jahr rund 100.000 Personen in den Ruhestand.
ÖBB stärkt Recruiting und Ausbildungsinitiativen
Unternehmen wie die ÖBB reagieren bereits, dort werden jährlich rund 4100 neue Mitarbeiter gesucht, allein in Salzburg gilt es heuer 400 Jobs zu besetzen. Die Personalabteilung stellte zuletzt ihr Recruiting um, bot neue Benefits, investierte in die Lehrlingsausbildung und erreichte im Vorjahr laut eigenen Angaben einen Bewerberrekord. Insgesamt bekundeten 120.000 Personen ihr Interesse für insgesamt 4000 Stellen. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 5,4 Prozent auf 47.500. In manchen Bereichen winkt als Lockmittel sogar Bargeld: Im Fahrdienst und im Verschub erhalten neue Mitarbeiter nach Abschluss des Probemonats eine Prämie von 2500 Euro brutto.
Digital Skills fördern: Europa im Rückstand
Jobs attraktiv machen, mit dieser Herausforderung beschäftigt sich die Personalbranche derzeit intensiv. Nun ist es zudem erforderlich, den Menschen neue Fertigkeiten mit auf den Weg zu geben, um sie für eine digitale Zukunft zu rüsten. Im Jänner 2020 sprach man auf dem Weltwirtschaftsforum von einer Milliarde Menschen weltweit, die weitergebildet werden müssen. Gerade in Europa besteht im Bereich IT Aufholbedarf. In Österreich fühlt sich laut der beim Bundeskanzleramt angesiedelten Einheit "Digital Austria" ein Drittel der Bevölkerung online noch nicht ganz IT-fit, 65 Prozent verfügen über digitale Basiskompetenzen. Im EU-Schnitt sind das 55 Prozent, in den Niederlanden hingegen 83 Prozent.
Auch Amazon investiert in Mitarbeiterbildung
Der US-Internetriese Amazon sieht Aus- und Weiterbildung schon länger als ein großes Projekt und hat bereits 2012 sein Career-Choice-Programm ins Leben gerufen. Dabei nimmt das Unternehmen Milliardenbeträge in die Hand, um Mitarbeitende höher zu qualifizieren, ihnen durch Weiterbildung neue Karrierewege zu ermöglichen - von Matura, Branchenqualifizierungen, Sprachunterricht und IT-Qualifizierung bis zum Studium. Das gilt für Amazon-Standorte auf der ganzen Welt und Ausbildungsangebote bei rund 400 Bildungspartnern. Ist man ein Jahr beim Unternehmen, werden 95 Prozent der Kursgebühren bis zu einem Maximum von 8000 Dollar vom Arbeitgeber bezahlt.
In Oberösterreich macht es ein Abfallbetrieb vor
Freilich haben nicht alle Unternehmen diese Möglichkeiten, geschweige denn die finanziellen Mittel für solche Projekte. Doch Not macht erfinderisch, wie bei einem Abfallunternehmen in Oberösterreich, das händeringend Mitarbeiter suchte. Die Geschäftsführung nahm die Dienste eines Beratungshauses in Anspruch. Weil vorrangig Männer im Unternehmen beschäftigt waren, wurde zunächst geprüft, welche Rahmenbedingungen und Faktoren für Frauen nachhaltig interessant sein könnten, um beim Unternehmen anzuheuern. Dazu gehörten die flexible Gestaltung der Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Homeoffice oder Tagesplanungen, die Meetings am Vormittag vorsehen, um auch Teilzeitkräfte einzubinden.