Wilder Wille zur Weiterbildung bei Führungskräften
Wissbegierige Führungskräfte und auf sie abgestimmte Angebote: Wie Weiterbildung wachhält, wissen Stephanie Lichtenberg (SMBS) und Wolfgang Reiger (IfM).
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Wie lange hält das Interesse bei Führungskräften, Neues zu lernen?
Wie eine Führungskraft tickt, die fit für die Zukunft ist, ist für Wolfgang Reiger klar: "Sie hat Visionen und blickt nach vorn. Und sie ist an Weiterbildung interessiert", sagt der Geschäftsführer des Instituts für Management (IfM) in Hallwang. Wie lange das Interesse, Neues zu lernen, anhält? Meist bis Mitte 50, dann stelle sich das Gefühl von "ausreichend Erfahrung" ein, so lautet die Erfahrung.
"Statt Bildung als Seminar oder Workshop anzubieten, wird es immer beliebter, uns ins Unternehmen zu holen."
Wolfgang Reiger
Geschäftsführer, ifM
Wichtig sei gute Überzeugungsarbeit, damit nicht nur Topmanagerinnen und -manager für sich in Wissen investieren, sondern auch ihren Führungskräften der zweiten, dritten und vierten Ebene ein Vorankommen ermöglichen. "Junge Menschen nutzen Weiterbildungen heute stark dafür, sich zu vernetzen", weiß Reiger. Sich zu vernetzen und andere Leaderinnen und Leader kennenzulernen werde immer wichtiger, so der Geschäftsführer, der in Salzburg und im ganzen Land selbst ein aktiver Netzwerker ist. Dafür brauche es moderne, treffende Beschreibungen des IfM-Angebots, betont er. "Statt Bildung als Seminar oder Workshop anzubieten, wird es immer beliebter, uns direkt ins Unternehmen zu holen, wo der Wissenstransfer dann stattfinden kann."
Apropos Wissenstransfer: Der muss klarerweise nahe an den aktuellen Bedürfnissen der Zielgruppe liegen. Angebote dynamisch auszurichten sei eine Stärke des IfM. Reiger nennt als Beispiel "Revolutionäre Kommunikation - ChatGPT und die Zukunft des Dialogs". Während immer mehr Branchen sich mit den Chancen und Gefahren künstlicher Intelligenz auseinandersetzen, geht es in zwei kompakten Einheiten darum, das Potenzial moderner Technologien gewinnbringend zu nutzen. Die Anmeldezahlen seien erfreulich. "Wenn wir den Nerv der Führungskräfte treffen, stimmt die Basis, auf der wir uns unsere Angebote überlegen", sagt Reiger.
Zentrale Bedeutung akademischer Weiterbildung für Führungskräfte
Schauplatzwechsel in die Sigmund-Haffner-Gasse. Hier hat auch die University of Salzburg Business School (SMBS) auf die "Ära des Fachkräftemangels und wachsender Rezessionsängste" reagiert. Geschäftsführerin Stephanie Lichtenberg: "Die Bedeutung akademischer Weiterbildung für Führungskräfte bleibt zentral. Diese fordern Flexibilität in Studiengestaltung und Modulauswahl, um Studium, Beruf und Familie zu vereinen."Der persönliche Austausch mit Gleichgesinnten und Experten mit wirtschaftlichem Hintergrund sei ebenso gefragt. Aktuell sei vor allem die Minimierung finanzieller Belastungen durch flexible Weiterbildungsstrukturen und Unterstützung seitens der Unternehmen wichtig, betont Lichtenberg.
"Die Bedeutung akademischer Weiterbildung für Führungskräfte bleibt zentral. Sie fordern aber Flexibilität."
Stephanie Lichtenberg
Geschäftsführerin, SMBS
Die SMBS habe auf diese Bedürfnisse reagiert und ihr Executive-MBA-Programm modularisiert. "Dadurch können Unternehmen ebenfalls maßgeschneiderte Inhouse-Programme buchen, die zur Mitarbeiterbindung beitragen und die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Absolvierte Module werden auf den SMBS-Executive-MBA angerechnet, was die Integration in eine individuelle Karriereentwicklung erleichtert", erklärt die Geschäftsführerin.
Weiterbildung ist weiblich, Teilnehmer aber meist männlich
Während in den obersten Etagen des Landes immer noch zum größten Teil Männer sitzen, "ist die Weiterbildung definitiv weiblich", sagt IfM-Geschäftsführer Wolfgang Reiger mit Blick auf seine Lehrenden und Vortragenden. Die Teilnehmer sind allerdings wieder überwiegend männlich. "Dabei ist es so wichtig für die Kultur in Unternehmen, dass Frauen in allen Ebenen Verantwortung übernehmen. Nicht nur der Stil ändert sich, auch die Kreativität", sagt er.
Ob Wolfgang Reiger selbst ein weiterbildungswilliger Mann ist? Er nickt. Er besuche immer wieder Seminare im IfM, wenn es den Referentinnen und Referenten recht ist. Außerdem hat er die Zertifizierung zum "Certified Supervisory Expert" (CSE) gemacht, ein Programm, bei dem es um spezielle Kompetenzen geht. "Außerdem informiere ich mich über arbeitsrechtliche Neuerungen, habe den Rotkreuz-Auffrischungskurs gemacht und mir ein Einzelcoaching angedeihen lassen." Wenn Reiger vom Teilnehmer zum Wissensvermittler wechselt, macht er das - trotz guter Erfahrungen mit Onlineseminaren während der Pandemie - heute lieber in Präsenz.
Im Sinne des lebenslangen Lernens rät der IfM-Geschäftsführer, stets an der Weiterbildung dranzubleiben, auf möglichst vielen Ebenen. Nicht nur das Unternehmen brauche Impulse von außen, auch die eigene Persönlichkeit. Er berichtet von einem Teilnehmer, der im Alter von 78 Jahren ein berufsbegleitendes Studium belegte. Ihn habe er nach der Motivation gefragt. Die Antwort: "Ich habe viele Freunde in einem ähnlichen Alter, die zwar sportlich aktiv sind, aber nichts für den Geist tun. Ich will aber beide Gehirnhälften fit halten!"