SN.AT / Leben / Lifestyle / Kulinarium

Salzburger brennen Wodka aus Kaviar: Ein super Tropfen

Was für eine Schnapsidee! Drei Salzburger haben einen geschmacksintensiven und formvollendeten Wodka gemacht - aus Kaviar.

Landertinger, Grüll, Trausner (von links).
Landertinger, Grüll, Trausner (von links).

Wodka! Was heißt Wodka auf Deutsch?", fragt Walter Grüll. Der Grödiger Fischhändler hat wieder einmal dieses Funkeln in seinen Augen. Normal bringt ihn kaum etwas aus der Ruhe. Aber immer, wenn er eine neue Vision nicht nur zu Ende gedacht, sondern auch zu Ende gebracht hat, wird er zum redseligen Verkaufsgenie. "Wodka kommt aus dem Slawischen und heißt Wässerchen", doziert er mit erhobenem Zeigefinger. "Und genau dorthin haben wir ihn wieder gebracht: zum Wasser!" Jetzt öffnet Grüll den Deckel eines Metallbehälters, nimmt eine Pipette zur Hand und zieht sie mit ein paar Tropfen der darin enthaltenen leicht öligen Flüssigkeit auf. "Das ist Wodka, gebrannt aus weißem Kaviar", erklärt er. 0,7 Liter kosten 3000 Euro. Wir wollen kosten. Sofort. "Mooment", sagt Grüll - und fährt fort: "Ein Kilogramm Kaviar vom Albino-Stör kostet 16.000 Euro. Im Iran kann ein Kilogramm schon einmal 40.000 Euro kosten. Aber nur, weil die Verpackung dort aus reinem Gold ist." Ähnlich verhält es sich beim derzeit teuersten Wodka der Welt. Das ist ein klassisches russisches Erzeugnis namens Russo-Baltique. Er kostet eine Million Euro. Was ihn so wertvoll macht, ist nicht der Geschmack und schon gar nicht eine historische Heldengeschichte, die den Preis rechtfertigen könnte. Wertvoll ist hier nur die Verpackung. Denn die Flasche besteht aus drei Kilogramm Gold und drei Kilogramm Silber. Dazu wurde der Verschluss noch mit Diamanten besetzt. Ein Exemplar davon wurde 2018 aus einer dänischen Bar gestohlen. Dem Täter dürfte nicht bewusst gewesen sein, was er da mitgehen ließ. Er warf die Flasche, nachdem er sie leer getrunken hatte, weg.

"Unsere Flaschen sind nicht so teuer. Dafür einzigartig", sagt Grüll. Für die Gestaltung des Kaviar-Wodkas konnte er den Künstler und Designer Herbert Landertinger gewinnen. "Bei Wodka denkt man zuerst an Russland", sagt Landertinger. Weshalb er bei der Form zunächst an die Zwiebeltürme orthodoxer russischer Kirchen gedacht habe. Aber dann sei ihm klar geworden, dass der Kern des Produkts das Grundprodukt sei. Und das sind nun einmal die sündteuren Fischeier, weshalb er sich schließlich für die runde Form entschieden habe.

Insgesamt wurden bis jetzt 50 dieser Flaschen in Böhmen mundgeblasen. Jedes ist also ein geschliffenes Einzelstück mit individueller Färbung und Glimmereinschlüssen. Auf den ersten Blick erinnert die blau glitzernde Flasche an die Kugel einer Wahrsagerin. "Der weiße Kaviar-Wodka ist geschmacklich tatsächlich weitgehend eine ungeschminkte Wahrheit", sagt jetzt Walter Trausner. Für den Mauterndorfer Schnapsbrenner ist dieses Produkt natürlich der Höhepunkt seines bisherigen Schaffens: "Wir haben schon vor Jahren über Wodka aus Kaviar gesprochen. Aber da war ich noch nicht so weit", erzählt er. Heute ist er schon ziemlich weit. Denn außer dem weißen Kaviar-Wodka hat er auch roten Kaviar-Wodka von der Lachsforelle sowie schwarzen Kaviar-Wodka vom Beluga-Stör destilliert.
"Das Brennen ist nicht das Problem. Das ist Routine. Die eigentliche Arbeit war das Abstimmen des Kaviars mit den Zutaten, die den Geschmack abrunden", erklärt Trausner. Zunächst habe er mit Zutaten experimentiert, mit denen Kaviar sonst genossen wird. Etwa Rahm. "Das hat gar nicht gepasst", sagt er. Es habe auch ziemlich lang gedauert, den Kaviar mit Alkohol so vorzubereiten, dass er destilliert werden kann. "Jetzt ist es einfach", sagt er. "Jetzt reproduzieren wir einfach so viel wir wollen."

Das ist bei den Einsteigermodellen "rot" (0,5 Liter kosten 70 Euro) und "schwarz" (0,5 Liter kosten 300 Euro) noch einfacher. Hier besteht auch noch mehr Spielraum bei der Verfeinerung. Beim "Roten" hat Trausner Zitronentöne und verschiedene Kräuter beigesteuert. Beim schwarzen Kaviar-Brand tat sich Trausner noch leichter. "Der ist von Haus aus auf der Gewürzseite", sagt er. "Er hat sehr starke Aromen. Da haben wir nur einen leichten Zitronenton beigefügt und sonst kaum etwas verändert."

Und der "Weiße"? "Ein echter Sonderfall", sagt Trausner. "Den haben wir selbst arbeiten lassen und ihm nur ein bisschen Unterstützung mit feinen Kräutern gewährt. Ein Teil davon ist auch ein im Eichenfass gelagerter Weizenbrand."

Der bisherige Verkaufserfolg gibt den Salzburger Wodka-Tüftlern recht. Vor allem die preisgünstigste Variante vom "Roten" entwickelt sich erwartungsgemäß zum Dauerbrenner. Die ersten 300 Flaschen sind bereits verkauft. Die 200 Flaschen vom "Schwarzen" sind auch fast weg. "Da brennen wir Ende Jänner nach." Und die 50 "Weißen", die übrigens nach Grülls neun Monate alter Enkeltochter Helena benannt sind? "Davon haben wir bereits vier Flaschen verkauft", sagt Grüll. Die Frage, wer für eine Flasche Wodka 3000 Euro bezahlt, ist auch schnell beantwortet: "Das sind natürlich Menschen, für die Geld keine Rolle spielt, die aber weiter auf der Suche nach einzigartigen Geschmackserlebnissen sind."

Die Preise sind stolz. Und dennoch behauptet Grüll, dass bei ihm das Projekt und nicht das Geld im Vordergrund stehe. "Der Preis entspricht exakt der Menge an Kaviar, die im Wodka enthalten ist. Kein Cent mehr und keiner weniger." Beim "Roten" und "Schwarzen" sind das 180 Gramm Fischeier, beim "Weißen" bis zu 300 Gramm.

"Mund auf", befiehlt Grüll jetzt mit einem freundlichen Unterton, weshalb wir ihm gern gehorchen. Dann benetzt eine ölige, aber unheimlich erfrischende Substanz Zunge und Gaumen. Er hat uns ein paar Tropfen weißen Kaviar-Wodka "injiziert". Eine wohlige Wärme entsteht. Keine Frage: Diese Flüssigkeit beseelt. Jeder einzelne Tropfen.

Was bei der Verkostung aller drei Kaviar-Wodkas auffällt: Sie schmecken kein bisschen nach Fisch. Aber wenn man weiß, dass Kaviar enthalten ist, dann erahnt man den Geschmack - wenn man sich anstrengt.

Als Nächstes werden die drei übrigens einen "White Pearl Oyster"-Brand auf den Markt bringen. Sie haben richtig gelesen: Einen Austernbrand. In jeder Flasche wird sich auch eine echte Perle befinden. "Der Hintergedanke ist: Der Mann soll den Schnaps genießen und seiner Frau dafür später aus der Perle einen Anhänger machen lassen." Romantischer geht es fast nicht. Die ganz fest Verliebten, so erhoffen sich die drei Salzburger, werden so viel Austernbrand trinken, bis sich eine Perlenkette ausgeht. Ob das verrückt ist? Nein, sagt Trausner. In Mexiko wird beim Brennen von Mezcal sogar eine gewürzte Pute in die Dampfblase gegeben. Da haben wir hier noch Luft nach oben ..."