Maria Kirchental hoch über St. Martin bei Lofer zählt zu den schönsten Wallfahrtsorten Österreichs. Der barocke Prunkbau von Fischer von Erlach in dem abgelegenen Hochtal bringt die Besucher immer wieder zum Staunen. Zur Wallfahrt gehört auch das Einkehren ins Gasthaus. Genau das macht der Kirche jetzt ein wenig Sorgen. Die Wirtsleute wollen spätestens im nächsten Frühjahr aufhören. Die Erzdiözese Salzburg sucht beizeiten nach Nachfolgern.
Monika und Heinz Höckele führen das Gasthaus seit vier Jahren. "Mein Mann geht in den Ruhestand und allein weitertun, das kann man vergessen", sagt Monika Höckele. Wehmut schwingt bei diesen Worten bereits mit - "ich hab die Jahre hier heroben sehr genossen".
Ferdinand Peschta von der Pfarrverwaltung der Erzdiözese sagt: "Es ist nicht einfach, für diesen Ort die Richtigen zu finden." In Kirchental müsse man sich wohlfühlen, auch Verständnis für die Wallfahrer haben. "Hochsaison ist neben den Wallfahrtsmonaten Mai, Juni, September und Oktober auch im Dezember." Die Herausforderung sei, einmal viele, einmal weniger Leute zu bewirten.
Wirtin Monika Höckele ergänzt: "Man muss das kochen, was die Leute wollen. Ohne Würstelsuppe, Suppe mit Kaspressknödeln, Beischl oder Schweinsbraten geht es nicht. Das wird ewig so bleiben."
Rund 40.000 Leute im Jahr kommen nach Schätzung des Rektors von Kirchental, Pater Karl Unger, hinauf in das Hochtal. Bei Festen wie dem Skapulierfest seien es 200 bis 300 Leute auf einen Schlag. Seit dem Abschluss der Kirchenrenovierung im Jahr 2001 habe sich die Zahl der größeren Wallfahrtsgruppen verdoppelt. "Wenn der Trend zur Wallfahrt anhält, dann kann die Besucherzahl noch zunehmen." Maria Kirchental sei gut erreichbar, die Busse kommen seinen Angaben nach aus Südtirol, allen österreichischen Bundesländern und aus Bayern.
Ein Blick zurück: Zur Blütezeit der Wallfahrt von 1750 bis 1800 pilgerten allein in den Sommermonaten 50.000 Wallfahrer nach Kirchental.
Josef Lidicky, Direktor der Finanzkammer der Erzdiözese, sagt: "Das Wirtshaus in Kirchental ist Teil der Wallfahrt. Gerade an einem abgelegeneren Ort ist das besonders wichtig." Dass Wirtshäuser der Kirche gehörten, sei geschichtlich gewachsen. Neben dem Kirchentalwirt gehören der Kirche auch das Triangel im Salzburger Festspielbezirk, das Schlößl bei der Kirche St. Pankraz in Nußdorf und die Erentrudisalm in Elsbethen.
DATEN & FAKTEN
Leibliche Kost für Wallfahrer
Die Geschichte des Wirtshauses in Maria Kirchental ist wie die Wallfahrt rund 300 Jahre alt. Die Kirche wurde von 1694 bis 1701 gebaut - nach den Plänen von Fischer von Erlach. 1696 dürfte bereits eine Gaststätte aufgesperrt haben. 1711 wurde bewilligt, das Haus in Mauerwerk auszuführen. 1712 bekam das Wirtshaus das Zapfrecht - das Bier lieferte die hochfürstliche Brauerei in Lofer. Im März 1940 wurde der Gastbetrieb behördlich geschlossen. Damals gehörte er den Herz-Jesu-Missionaren. In den 1980er-Jahren wurde der Kirchentalwirt großzügig ausgebaut. Vor ein paar Jahren folgte die Renovierung. Das Ensemble Maria Kirchental steht unter Denkmalschutz.