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Dacia-CEO Katrin Adt: "Mobilität muss leistbar sein"

Mit Katrin Adt steht seit Anfang September eine Frau an der Spitze der Marke Dacia. Im Gespräch mit den SN definiert die neue CEO ihre Ziele für die kommenden Jahre.

 Mit klaren Zielen vor Augen, will Karin Adt die Marke Dacia weiterentwickeln und leistbare Mobilität für alle sichern.
Mit klaren Zielen vor Augen, will Karin Adt die Marke Dacia weiterentwickeln und leistbare Mobilität für alle sichern.

Seit Anfang September ist die erfahrene Automobil-Managerin und langjährige Mercedes-Benz-Mitarbeiterin Katrin Adt neue Vorstandsvorsitzende der Renault-Tochtermarke Dacia. Anlässlich der Weltpremiere der Konzeptstudie Dacia Hipster trafen die "Salzburger Nachrichten" die 53-jährige, aus Bonn stammende Deutsche in Paris zu einem ersten Gespräch.

Frau Adt, Sie stehen nun knapp zwei Monate an der Spitze der Marke Dacia. In der jüngsten Vergangenheit ist es fast normal geworden, dass man in so einer Position vom Start weg Krisenmanagement betreiben muss. Dacia steht im Vergleich zur restlichen Autobranche sehr gut da. Langweilig wird Ihnen aber wohl dennoch nicht? Katrin Adt: Ich bin in der Tat sehr froh, dass ich nicht in eine Krisensituation reinkomme, sondern ganz im Gegenteil eine sehr erfolgreiche Marke weiterführen darf. Auf der anderen Seite darf man nie ganz aus den Augen verlieren, dass das, was man in der Vergangenheit sehr erfolgreich gemacht hat, im Zweifel nicht mehr das Richtige für die Zukunft sein muss, weil sich die Welt aktuell radikal verändert. In Zukunft weiterhin die günstigsten Fahrzeuge anbieten zu können, wird in Zukunft auch ganz andere Dinge erfordern als gestern oder heute. Wir werden uns also weiterentwickeln müssen. Aber wenn man sich ansieht, woher die Marke Dacia kommt und welche Entwicklung sie in den vergangenen Jahren genommen hat, bin ich absolut zuversichtlich, dass sie auch in Zukunft sehr erfolgreich sein wird.

"Angst ist definitiv immer ein schlechter Ratgeber. Ich benutze lieber das Wort Respekt."
Katrin Adt
CEO Dacia

Sie bietet laut Eigendefinition in Europa das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Haben Sie gerade in Ihrer Position Angst vor den chinesischen Herstellern, die aktuell verstärkt auf den europäischen Markt drängen? Angst ist definitiv immer ein schlechter Ratgeber. Respekt ist schon eher das Wort, das ich gerne benutzen würde. In der Tat waren wir in diesem Marktsegment bis dato recht allein unterwegs. Das ändert sich möglicherweise gerade. Und dennoch denke ich mir, dass es für neue Mitbewerber nicht einfach wird, uns diesen Platz streitig zu machen. Unsere hohe Markenauthentizität und die klaren Werte von Dacia sind unsere größte Stärke. Wenn wir es schaffen, diese beizubehalten und darauf aufbauen, dass unsere Kunden uns als europäische Marke mit einem gut ausgebauten, starken Händler- und Servicenetz schätzen, dann werden wir weiterhin unsere Position verteidigen können.

Wie passt es da dazu, dass das aktuelle Elektromodell von Dacia, der Spring, in China produziert wird? Beim Spring ging es in erster Linie darum, zeitnah ein preisgünstiges Elektroauto anbieten zu können. Und der Spring ist nach wie vor das günstigste E-Auto, das man haben kann. Und wir haben den Produktionsort des Spring auch nie verheimlicht. Das nächste Elektromodell, das wir jüngst angekündigt haben, wird aber zu 100 Prozent europäischen Ursprungs sein und auch in Europa gebaut werden.

Worin besteht in Zukunft die größte Herausforderung für Dacia? Durch die Weiterentwicklung und die wachsende Bedeutung neuer Technologien sind die Kosten für Mobilität in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Das gilt für Neuwagen ebenso wie für Gebrauchtwagen. In letzter Konsequenz bedeutet das, dass sich eine bestimmte Gruppe von Menschen kein Auto mehr leisten kann. Und hier kommt die größte Stärke unserer Marke zum Tragen. Unser Anspruch, Mobilität leistbar und möglich zu machen. Ich halte das für sehr faszinierend, weil Mobilität bis zu einem gewissen Teil ja auch persönliche Freiheit bedeutet. Wenn man sich vorstellt, dass der durchschnittliche Bewegungsradius vor der Erfindung des Autos im Durchschnitt gerade einmal 19 Kilometer betragen hat, hat sich seither schon eine Menge geändert. Dazu kommen aber die Herausforderungen der Urbanisierung und die zunehmenden Schwierigkeiten, sich in Städten weiterhin effizient fortzubewegen. Andererseits hat uns die jüngste Vergangenheit vor allem in Deutschland gezeigt, dass es unter Umständen schwierig werden könnte, wenn man sich nur auf öffentliche Verkehrsmittel verlässt.

Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger? Zunächst bin ich eine ganz andere Person als Denis Le Vot. Und bisher hatte ich noch nicht das Bedürfnis, irgendetwas komplett anders zu machen als er. Aber ich werde mir ganz genau überlegen, wie wir jene Dinge bewahren können, die uns stark gemacht haben. Und vor allen Dingen geht es darum, sie so zu interpretieren, dass sie uns auch weiterhin stark machen.