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Den Cabrios geht die Luft aus: (Kein) Sommer wie damals

Zahlreiche offene Modelle laufen bald aus. Grund ist der steigende Kostendruck. Am Horizont winken elektrische Roadster.

Angehörige einer aussterbenden Spezies: das Fiat 500 Cabrio, ...
Angehörige einer aussterbenden Spezies: das Fiat 500 Cabrio, ...
...das Mini Cabrio ...
...das Mini Cabrio ...
...sowie das Mercedes-Benz CLE Cabrio.
...sowie das Mercedes-Benz CLE Cabrio.

Liebhaber von Cabriolets müssen in diesen Tagen stark sein. Noch nie war das Angebot offener Modelle so klein wie im Jahr 2024 - und es wird stetig schlimmer. Immer mehr Hersteller reagieren auf das nachlassende Interesse der Kunden und lassen ihre Open-Air-Modelle auslaufen. Doch nicht nur die fehlende Nachfrage ist schuld am grassierenden Cabrio-Sterben, die Marken reagieren auch auf die immer schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Hersteller konzentrieren sich auf wenige ertragreiche Modelle

Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist der hohe Kostendruck, der mit der Umstellung auf elektrische Antriebe einhergeht und die Hersteller zwingt, sich auf wenige, besonders ertragreiche Modelle zu konzentrieren. Doch nicht nur die E-Mobilität allein trägt Schuld an der Cabrio-Misere. Skurrilerweise wird die Tendenz zu immer weniger Cabrios durch die aktuelle Elektrobaisse sogar noch weiter verstärkt. Denn durch die fehlende Planungssicherheit in Bezug auf das vermeintliche Verbrennerverbot bis 2035 innerhalb der EU sind die Autokonzerne gezwungen, die Modellzyklen aktueller Baureihen maximal auszudehnen. So darf man heute davon ausgehen, dass Fahrzeuge, die 2025 auf den Markt kommen, mindestens bis zum Ende des Jahrzehnts als Neuwagen vertrieben werden.

Als ob das alles noch nicht reichen würde, tritt in diesem Jahr eine neue europaweite Richtlinie für Cybersecurity im Auto in Kraft. Deren Umsetzung ist für die Hersteller so teuer, dass sie sich für Nischenmodelle mit relativ kurzer Laufzeit kaum noch lohnt. Statt bestehende Cabrios und Roadster also einfach weiterlaufen zu lassen, werden sie deshalb jetzt aktiv vom Markt genommen.

Eines der prominentesten Opfer ist der Porsche Boxster

Für puristische Porsche-Fans gilt der leichte Zweisitzer längst als der bessere Elfer. Nach 30 Jahren und vier Generationen ist dennoch heuer Schluss. Bei der konzerninternen Konkurrenz von Audi war für den Audi TT bereits im vergangenen Jahr Schluss. Und auch für das klassische Audi A5 Cabrio und die Spyder-Variante des Supersportwagens R8 tickt längst die Uhr. Auch bei VW, wo einst gleich mehrere offene Modelle angeboten wurden, ist mit dem erst seit 2019 angebotenen T-Roc Cabrio nur noch ein Frischluftfahrzeug im Portfolio. Für den für 2025 angekündigten Nachfolger ist keine Cabrio-Variante mehr vorgesehen. Andere ehemalige Bestseller wie das Beetle Cabrio, der Eos und sogar das Golf Cabrio sind längst ausgelaufen.

Generell ging es in den vergangenen Jahren mit den Cabrios immer mehr bergab

Etablierte Hersteller wie Volvo, Opel, Nissan oder Ford (mit Ausnahme der US-Modelle) haben die Cabrio-Produktion bereits vor Jahren komplett eingestellt. Selbst Peugeot, lange Zeit europaweit Branchenführer mit luftigen Bestsellern wie 206cc, 207cc, 307cc und 308cc, hat sich zuletzt den Volumenmodellen verschrieben.

Immerhin gibt es noch einige Dauerbrenner, die das Cabrio-Segment am Leben erhalten. Da wäre beispielsweise der offene Fiat 500, das Mini Cabrio, der BMW Z4 oder - last, but not least - der Roadster-Dauerbrenner Mazda MX-5, von dem kürzlich ein Sondermodell zum 35-Jahr-Jubiläum vorgestellt wurde.

Einen kleinen Trost gibt es immerhin: je teurer die Autos, desto größer die Cabrio-Vielfalt

Ein Beispiel dafür ist das neue CLE Cabrio von Mercedes. Im Preissegment über 100.000 Euro winken Porsche, Aston Martin, Mercedes, Bentley, BMW und Co. Und spätestens ab 2025 kommt dann die neue Generation vollelektrischer Cabrios.