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Mobilitätsprobleme? Carsharing ist die Lösung

Mit s.mobil arbeitet von Seekirchen aus ein Carsharing-Verein, der vielen Leuten das Zweitauto erspart. Manchen sogar das Erstauto.

Vereinsobmann David Knapp ist selbst überzeugter Nutzer des Carsharing-Angebots in Seekirchen und Umgebung.
Vereinsobmann David Knapp ist selbst überzeugter Nutzer des Carsharing-Angebots in Seekirchen und Umgebung.
Vereinsobmann David Knapp ist selbst überzeugter Nutzer des Carsharing-Angebots in Seekirchen und Umgebung.
Vereinsobmann David Knapp ist selbst überzeugter Nutzer des Carsharing-Angebots in Seekirchen und Umgebung.

Ricky Knoll



Flott steht er da, rot glänzend, strahlend und nagelneu: der neue Elektro-Kleinwagen, den David Knapp soeben vom Autohaus Gschaider in Seekirchen abholt. Er ergänzt die bereits bestehende Flotte des Carsharing-Vereins s.mobil in Seekirchen, dessen Obmann Knapp seit 2019 ist.

Aus privaten Gründen hat der gebürtige Tiroler vor vier Jahren seinen Lebensmittelpunkt von der Seestadt Aspern in Wien in die Flachgauer Bezirkshauptstadt verlegt. Als gelernter Verkehrsplaner hatte er für die Seestadt ein Mobilitätskonzept samt einem gemeinschaftlichen Carsharing-Angebot entwickelt, das "Seestadtauto".

Welch glücklicher Zufall, dass Seekirchen bereits vor zwölf Jahren einen eigenen Verein zum gemeinschaftlichen Nutzen von Autos hatte. Seekirchen war das Vorbild für Eugendorf und Obertrum, die ebenfalls auf kooperative Mobilität setzten. "Für mich ein sehr erfreulicher Zustand, ich habe gesehen, dass schon etwas in meinem neuen Wohnort vorhanden ist", sagt David Knapp, der selbst autolos lebt. Inzwischen hat er sich selbstständig gemacht und sein eigenes Ingenieurbüro für Verkehrswesen und Verkehrswirtschaft gegründet. "Eugendorf und Obertrum hatten bereits ein Carsharing-Angebot, wollten sich jedoch neu organisieren. Dabei ist die Idee entstanden, es doch gemeindeübergreifend gemeinsam zu probieren. Sie haben mich gefragt, ob ich die Obmannschaft übernehmen wolle, und so ist s.mobil entstanden", schildert er.

Was Öffis oder Fahrrad nicht schaffen, geht oft mit Carsharing

Knapp selbst erledigt die meisten Wege per Fahrrad, Bus oder Eisenbahn. "Je besser ich mir die Alltagswege so organisieren kann, desto besser funktioniert Carsharing. Für den Weg zur Arbeit brauche ich oft kein Auto, aber vielleicht, wenn ich am Wochenende einen Ausflug machen will oder etwas zu transportieren habe", erläutert er die Gründe, selbst kein Auto besitzen zu müssen. "Für viele Menschen, Familien insbesondere und insbesondere in ländlichen Gegenden, ist das eine Möglichkeit, sich das Zweitauto zu ersparen. In manchen Fällen braucht man sogar so das Erstauto gar nicht."

Die Handhabung in den teilnehmenden Flachgauer Gemeinden - Seekirchen, Eugendorf, Faistenau, Henndorf, Koppl, Obertrum, Schleedorf und Thalgau - ist denkbar einfach. Nach der Onlineregistrierung, bei der die nötigen persönlichen Daten bekannt zu geben sind, laden Interessierte ein Foto eines Ausweises (Personalausweis, Reisepass) sowie eine Führerscheinkopie hoch und es kann losgehen. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten. "Wir verlangen keinen Mitgliedsbeitrag, keine Einschreibegebühr oder Sonstiges. Wir wollten es absichtlich so niederschwellig wie möglich gestalten. Was kann uns passieren? Nichts, außer ein paar ,Karteileichen', die verkraften wir schon", merkt Knapp mit Augenzwinkern an.

Das Tarifsystem ist ebenso simpel wie transparent gehalten. Im Modus "Standard" kommen 40 Cent pro Kilometer und 50 Cent pro Stunde zur Anwendung. Das umfasst alle Fahrzeuge, außer den großen - hier kommt die "Premium"-Version mit 42 Cent pro Kilometer und 50 Cent pro Stunde zur Verrechnung. "Als Zuckerl bieten wir ab dem zweihundertsten Kilometer einen Rabatt von fünf Cent pro Kilometer." Jedes Fahrzeug ist vollkaskoversichert, der Selbstbehalt im Schadensfall beträgt 400 Euro.

Das Angebot muss in der Nähe sein, um gut angenommen zu werden

Möglich ist die Preisgestaltung, weil die Gemeinden die Fahrzeuge finanzieren, die vom Seekirchner Autohaus Gschaider zur Verfügung gestellt werden. Die Autos werden alle sechs Monate gegen ein fabrikneues getauscht. Der Verein überweist die Einnahmen abzüglich jeweiliger Kosten an die Gemeinden retour. "Anders würde es für uns nicht gehen, auch das Risiko trägt die Gemeinde. Es ist ihr Angebot an die Bürger, Mobilität zu ermöglichen, so wie sie andere Dienstleistungen zur Verfügung stellt." Angenommen wird ein Carsharing-Angebot vor allem dann, wenn es sich in der Nähe befindet, das heißt, fußläufig sollte ein Standort in fünf Minuten erreichbar sein.

Gründe, auf ein eigenes Auto zu verzichten und sich im Bedarfsfall eines auszuleihen, gibt es mehrere. Vor allem bedient es den "Kümmern-Faktor" ("Ich brauche mich um nichts zu kümmern"), den Kostenfaktor (Geldersparnis) sowie den Umweltfaktor. Wenn sich mehrere Personen ein Fahrzeug teilen, braucht es weniger Fläche, was sich positiv auf die allseits kritisierten Bodenversiegelungen, aber auch auf das Verkehrsaufkommen insgesamt auswirkt.

Die Autos in drei verschiedenen Größen der s.mobil-Fahrzeugflotte sind Elektroautos, bis auf fünf Verbrennermodelle. Diese werden ersetzt, so es möglich ist und eine Ladestation zur Verfügung steht.

Fast 400 Mitglieder haben sich bislang in den Gemeinden angemeldet. Neu ist im September noch Faistenau dazugekommen, ab Oktober wird Fuschl dabei sein, auch Mondsee hat bereits Interesse bekundet. "Überdies sind wir laufend in Vorgesprächen mit anderen Gemeinden."

Beste Kombination: Klimaticket und Carsharing

Eine, die sich im Leben nie hätte vorstellen können, auf Carsharing umzusteigen, ist Carolin Neubacher aus Seekirchen. Sie arbeitet seit Sommer 2022 für das Bildungsministerium und ist in ganz Österreich unterwegs. "Ich habe mir damals das Klimaticket gekauft und überlegt, ob ich denn überhaupt ein Auto brauchen würde", schildert sie. Herausgefunden hat sie, dass es ganz wunderbar ohne eigenes Fahrzeug funktioniert. Ins Büro nach Salzburg fährt sie mit Öffis, Alltagswege in Seekirchen erledigt sie mit dem Fahrrad und für Sonstiges bucht sie ein s.mobil. "Für Wochenendeinkäufe, Transporte zum Recyclinghof, im Winter zum Skifahren und im Sommer mit dem Stand-up-Paddle an den See, alles geht, ganz einfach und flexibel. Auch wenn ich dienstlich unterwegs bin, am Donnerstagabend mit dem Zug zurückkomme und einen schweren Koffer zum Schleppen habe, buche ich noch im Zug ein Auto und kann so gemütlich heimfahren", sagt sie begeistert.

s.mobil - Verein für innovative Mobilität

An den Standorten stehen hauptsächlich Elektro-Kleinwagen sowie Kompakt-SUV und ein Elektro-Van mit sieben Sitzen zur Verfügung.

Die Fahrzeuge werden alle sechs Monate erneuert, Verbrennerfahrzeuge sukzessive durch Elektrofahrzeuge ersetzt, wo es möglich ist.

Wer ein Fahrzeug buchen will, muss sich erst online registrieren mit den nötigen Daten sowie einem Foto von Personalausweis oder Pass und Führerschein. Die Buchung erfolgt über einen Browser am PC oder über die App auf dem Smartphone. Jedes Fahrzeug ist vollkaskoversichert. Im Schadensfall beträgt der Selbstbehalt 400 Euro.

s.mobil-Standorte

  • Eugendorf: Angererstraße, Mühlbachweg (je 1 Elektro-Kleinwagen)
  • Faistenau: Mittelschule (1 Elektro-Kleinwagen)
  • Henndorf: Gemeindeamt (1 Elektro-Kleinwagen), Feuerwehr (1 Verbrenner-Kompakt-SUV)
  • Koppl: Gemeindeamt (1 Elektro-Kleinwagen)
  • Obertrum: Gemeindeamt (1 Verbrenner-Kombi)
  • Schleedorf: Autohaus Binder (1 Verbrenner-Kleinwagen)
  • Seekirchen: Bahnhofstraße (1 Elektro-Kleinwagen, 1 Elektro-Van, 7 Sitze), Asenweg (1 Verbrenner-Kleinwagen), Autohaus Heiss & Hutticher (1 Verbrenner-Kompakt-SUV)
  • Thalgau: Gemeindeamt (1 Elektro-Kleinwagen)