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Neues Werk in Ungarn: BYD will europäischer werden

Ab Ende 2025 wollen die Chinesen im neuen Werk in Ungarn produzieren. Aktuell sucht man aktiv den Kontakt zu österreichischen Zulieferbetrieben.

Ab Ende 2025 sollen europäische BYD-Modelle in Südungarn vom Band laufen. Österreichs Zulieferer sollen davon profitieren.
Ab Ende 2025 sollen europäische BYD-Modelle in Südungarn vom Band laufen. Österreichs Zulieferer sollen davon profitieren.

Superlative ist man bei BYD in Österreich mittlerweile gewohnt. Nach dem extrem erfolgreichen Premierenjahr 2023 mit mehr als 1000 Neuzulassungen strebt der Weltmarktführer bei reinen Elektroautos auch in diesem Jahr scheinbar unaufhaltsam seinem Ziel entgegen - nämlich schnellstmöglich zum Volumenhersteller aufzusteigen. Und auch die jüngsten Zahlen beeindrucken.

BYD nach Tesla und BMW an dritter Stelle bei Elektroautos in Österreich

Mit 1834 Neuzulassungen steht BYD im ersten Halbjahr mit 8,3 Prozent Marktanteil bereits an dritter Stelle bei den rein elektrischen Fahrzeugen (hinter Tesla und BMW und noch vor VW). Betrachtet man allein den Juli, bedeuten 616 zugelassene BYD-Modelle sogar Rang zwei. Geht es in dieser Tonart weiter, könnte am Jahresende eine Verdreifachung im Vergleich zum Vorjahr herauskommen. "Wir sind momentan Zeuge eines magischen Moments", so Danijel Dzihic, Managing Director von BYD Österreich. "Denn ab ungefähr 3000 zugelassenen Fahrzeugen nimmt man eine Automarke aktiv im österreichischen Straßenbild wahr."

Wenngleich man aktuell ganz oben auf der Euphoriewelle surft, sind die dunklen Wolken in Form der drohenden Strafzölle auf chinesische Autos bereits deutlich am Horizont zu erkennen. Zur Erinnerung: Zusätzlich zum aktuell gültigen Satz von zehn Prozent könnten ab November für BYD weitere 17,4 Prozent auf Importe in die EU fällig werden. Und obwohl BYD damit im Vergleich zu anderen chinesischen Herstellern noch glimpflich davongekommen zu sein scheint (für Geely wurden 19,9 Prozent angekündigt, für SAIC sogar 37,6 Prozent), würden Zusatzkosten in dieser Größenordnung de facto das Aus für das bestehende Geschäftsmodell bedeuten, nämlich moderne Elektroautos zum Preis von Modellen mit Verbrennungsmotoren anzubieten.

BYD-Produktion im ungarischen Szeged soll Ende 2025 starten und vor Strafzöllen schützen

Da passt es gut, dass BYD schon vor der Diskussion um Strafzölle den Bau der ersten Autofabrik in Europa angekündigt hat. Stand heute soll die Produktion in Szeged im südlichen Ungarn, rund 400 Kilometer von Wien entfernt, bereits Ende 2025 starten. Geplant ist eine jährliche Kapazität von 150.000 bis 300.000 Autos. BYD-Modelle "made in Europe" wären von etwaigen Strafzöllen auf jeden Fall ausgenommen.

Damit nicht genug, gehen die Chinesen weitere Schritte auf die heimische Zulieferindustrie zu: Im Rahmen der Anfang dieser Woche erstmals in Wien ausgetragenen BYD Supplier Conference luden hochrangige Vertreter von BYD China und BYD Europa heimische Unternehmen ein, sich und ihr Portfolio zu präsentieren. Mit dabei waren 36 Betriebe verschiedenster Branchen, darunter AVL List, Voestalpine, Magna, Mahle, Lagermax oder Fronius.

"Wir sind nach Europa gekommen, um hierzubleiben und eine lokal verwurzelte europäische Marke zu werden", erklärt Brian Yang, Assistant Managing Director von BYD Europa. "Die heimische Zulieferindustrie kann von dem Werk in Ungarn nachhaltig profitieren, weil durch die Zusammenarbeit mit österreichischen Partnern zusätzliche Wertschöpfung und Arbeitsplätze abgesichert werden können", stellt Gregor Strassl, Vorstandsvorsitzender der Wolfgang Denzel Auto AG, fest.