Für Porsche-Enthusiasten wird 2023 mit Sicherheit kein Jahr wie jedes andere. 75 Jahre nach der Gründung der Marke im Jahr 1948 bietet vor allem der 60. Geburtstag der identitätsstiftenden Ikone 911 reichlich Anlass, um sich auf die enorm facettenreiche Geschichte des Sportwagenherstellers aus Stuttgart-Zuffenhausen zu besinnen. Vor allem, weil praktisch alle Erzählstränge des Mythos Porsche Berührungspunkte zu Salzburg aufweisen.
Technische Highlights des 911 Dakar wurden auf die Probe gestellt
Da wundert es kaum, dass Porsche für die Vorstellung seines jüngsten 911er-Derivats Salzburger Grund und Boden ausgewählt hat, konkret die Gegend rund um Zell am See. Dort befindet sich bekanntlich seit rund 80 Jahren der Stammsitz der Familien Porsche und Piëch. Nach bewährtem Muster hätte das erste Kennenlernen mit dem wilden Dakar-Elfer im Rahmen des GP Ice Race stattfinden sollen. Trotz enormer Anstrengungen machte das Tauwetter dem Team rund um Ferdinand Porsche jr. aber einen Strich durch die Rechnung. Auf der perfekten Eispiste von Franz Schiefer und Reini Sampl ging es in Muhr im Lungau dafür aber richtig zur Sache: Unter den wachsamen Blicken der Porsche-Botschafter Jörg Bergmeister und Walter Röhrl wurden die technischen Highlights des 911 Dakar in der Praxis auf die Probe gestellt.
Wie die allermeisten Elfer-Sondermodelle weist auch der im November in Los Angeles präsentierte 911 Dakar einen konkreten Bezug zur Motorsporthistorie der Marke auf. In diesem Fall bildet der erste Sieg bei der legendären Wüstenrallye Paris-Dakar im Jahr 1984 einen mehr als würdigen Anlass. Der intern schlicht 953 genannte Bolide hatte mit seiner offiziellen Bezeichnung als "Porsche 911 Carrera 3.2 4x4 Paris-Dakar" nicht nur den bis dahin längsten Namen der Firmenhistorie, sondern ist zudem auch der Urahn aller danach folgenden Allradmodelle.
Beeindruckende technische Möglichkeiten und umfangreiches Zubehör beim 911 Dakar
Außer der kunstvollen Bi-Color-Lackierung und dem optionalen Rallye-Design-Paket hat der neu aufgelegte und auf 2500 Exemplare streng limitierte 911 Dakar nur noch wenig mit seinem Vorgänger gemeinsam. Standardmäßig ist die Bodenfreiheit 50 Millimeter höher als bei einem 911 mit Sportfahrwerk. Das serienmäßige Liftsystem sorgt auf Wunsch für zusätzliche 30 Millimeter Abstand zum Untergrund, was den Dakar auch optisch an die Rallyelegende aus den 1980ern annähert. Vor allem aber ermöglicht es Rampenwinkel, wie man sie sonst nur von ernst zu nehmenden Offroadern kennt.
Die Kombination aus dem behutsam neu abgestimmten Fahrwerk, der Hinterachslenkung und den von Pirelli eigens entwickelten All-Terrain-Reifen sorgt dafür, dass der Dakar die vom 911 erwartete Dynamik bietet, und zwar auf so gut wie jedem Untergrund. Die beiden neuen Modi "Offroad" und "Rallye" modulieren geschickt Traktion, gewollten Reifenschlupf oder Hecklastigkeit und spitzen die Fähigkeiten in den jeweiligen Fahrsituationen weiter zu.
Abseits der beeindruckenden technischen Möglichkeiten gefällt der Dakar durch sein umfangreiches Zubehör: Neben Überrollbügel, Sechspunktgurten und Feuerlöscher gibt es optional auch einen Dachträger für rallyetypisches Zubehör wie Benzin- und Wasserkanister oder Klappspaten. Auch ein Dachzelt gibt es.
IM TEST
Porsche 911 Dakar
2+2-sitziger Offroad-Sportwagen, 3,0-Liter-Biturbo-Sechszylinder, 353 kW/480 PS, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Allrad, Allradlenkung. 0-100 km/h in 3,4 Sek., Topspeed: 240 km/h, Bodenfreiheit: 161-191 mm, Rampenwinkel 16,2°-19°, Verbrauch komb.: 11,3 l/100 km laut WLTP, CO2-Emissionen komb. 256 g/km. Preis: ab 289.888 Euro.
Was gefällt:
Die technische Ernsthaftigkeit, mit der man das Rallyethema in einem Sportwagen umsetzt.
Was weniger gefällt:
Dass der Dakar ungeachtet des astronomischen Preises ein Traum bleibt, weil streng limitiert.
Was überrascht:
Trotz seiner Rallyetechnik ist das Auto nur zehn Kilo schwerer als ein Carrera 4 GTS.
Perfekt für:
Professionelle Autosammler, die bessere Argumente zu bieten haben als nur das nötige Geld.