Kurz vor Jahresende gibt man bei Porsche noch einmal richtig Gas: Quasi als Vorhut des vollelektrischen Macan, der im Dezember seine Weltpremiere feiern wird, holte man diese Woche den neuen Panamera vor den Vorhang.
Mit der viertürigen Luxuslimousine erhebt man in Zuffenhausen ja seit jeher den Anspruch, die Konkurrenz in Sachen Fahrdynamik auf Distanz zu halten. Auch der nun vorgestellten dritten Generation gelingt das auf beeindruckende Weise, wie eine exklusive Vorab-Testfahrt rund ums Porsche-Werk in Leipzig beweist. Dort läuft der Panamera seit 2009 vom Band.
Optisch ist der Panamera der perfekte Querschnitt der jüngsten Entwürfe von Porsche
Die Front erinnert mit ihren markanten LED-Matrixscheinwerfern und dem zusätzlichen Lufteinlass über dem Kennzeichenhalter deutlich an den 718. Das Heck gleicht mit seinem durchgängigen LED-Leuchtband nun noch mehr jenem des Taycan. Im Innenraum mit seinem cleanen, technoiden Cockpit, dem gebogenen Kombiinstrument und dem Wählhebel rechts vom Lenkrad werden die Einflüsse des vor wenigen Monaten aufgefrischten Cayenne sichtbar. Das war's dann aber mit den markeninternen Vergleichen. Denn technisch stürmt der Panamera forsch voran und setzt gleich in mehreren Bereichen neue Maßstäbe.
Topmotorisierung: Turbo E-Hybrid mit 500 kW Systemleistung und 90 km elektrischer Reichweite
Als vorläufige Topmotorisierung schickt man den Turbo E-Hybrid ins Rennen, dessen Herz ein grundlegend überarbeiteter V8-Turbomotor bildet, den man frühzeitig fit für die EU7-Abgasnorm der Zukunft gemacht hat. Dazu erhöhten die Porsche-Ingenieure den Druck der Kraftstoffeinspritzung auf 350 Bar und verzichteten zugunsten eines größeren Ventilhubs sogar auf die automatische Zylinderabschaltung. Selbst der bewährte Twin-Scroll-Turbolader wurde aussortiert, um den Katalysator schneller auf Betriebstemperatur zu bringen. Das dadurch etwas trägere Ansprechverhalten des Turboladers wird durch die zusätzlichen 450 Newtonmeter Drehmoment des 190 PS starken Elektromotors mehr als wettgemacht.
Der neu entwickelte E-Motor teilt sich das Gehäuse und damit auch den Ölkreislauf neuerdings mit dem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, was nicht nur fünf Kilogramm Gewicht einspart, sondern auch dem Thermomanagement und damit dem Wärmehaushalt des Elektroantriebs zugutekommt. Unterm Strich reicht die Systemleistung von 500 kW bzw. 680 PS für 3,2 Sekunden von 0 auf 100 und eine Spitze von 315 km/h. Der auf 25,9 kWh gewachsene Akku erhöht die rein elektrische Reichweite auf bis zu 90 Kilometer, ein Plus von stattlichen 70 Prozent im Vergleich zum Vorgänger.
Ein echter Quantensprung ist auch das neue Aktivfahrwerk Porsche Active Ride
Dessen Zweikammer-Zweiventil-Luftfahrwerk reizt nicht nur die mögliche Bandbreite zwischen Komfort und Sportlichkeit aus. Mittels automatischer Radlastverteilung im Millisekundenbereich bügelt das System Straßenunebenheiten glatt. Darüber hinaus bleibt die Karosserie selbst bei sportlichster Fahrweise jederzeit perfekt in der Waage.
Im komfortableren Hybrid-Modus neigt sich das Fahrwerk sogar in die Kurven und überkompensiert das Einknicken beim Bremsen und Beschleunigen. Ob die besonders fahrwerksaffine Porsche-Kundschaft das dabei entstehende helikopterähnliche Gefühl schätzen wird, bleibt abzuwarten. Bei der ersten Testrunde schlugen sich die Ausschläge der Luftfederung eher auf die Magengegend.