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Vibe Moves You: Erfolgsmodell E-Auto-Abo

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten meldet Vibe Moves You einen Rekordgewinn. Im SN-Interview sprechen zwei der vier Köpfe hinter dem Erfolg über ihre Pläne.

50 Prozent des Führungsquartetts von Vibe Moves You: Gründerin Lisa Ittner und Martin Rada, zuständig für Sales und Marketing.
50 Prozent des Führungsquartetts von Vibe Moves You: Gründerin Lisa Ittner und Martin Rada, zuständig für Sales und Marketing.

Vor etwas mehr als drei Jahren gründete Lisa Ittner mit einem Team engagierter Investoren Österreichs ersten Anbieter von E-Auto-Abos, damals noch unter anderem Namen. Heute ist Vibe Moves You profitabel, beschäftigt rund 40 Mitarbeiter und hat nach eigenen Angaben mehr als 1500 Abos abgeschlossen - 85 Prozent davon im B2B-Bereich. Geführt wird das Unternehmen von einem Vier-Kopf-Team. Im SN-Interview sprechen mit Lisa Ittner und Martin Rade zwei Mitglieder des Teams über ihr Erfolgsmodell, Herausforderungen und Zukunftspläne.

Frau Ittner, bei unserem ersten Gespräch vor rund drei Jahren war Ihre Firma ein junges Start-up. Was hat sich seither verändert? Lisa Ittner: Ich denke, wir konnten seither zeigen, dass unsere Visionen von damals Realität geworden sind und dass die E-Autos im Abo als Geschäftsmodell gut funktionieren. Als Unternehmen sind wir mittlerweile profitabel und so gewachsen, dass wir die Möglichkeit bekommen, ein Budget von 100 Millionen in E-Autos zu investieren.

Wie profitieren Ihre Kunden von dem 100-Millionen-Euro-Deal? Martin Rada: Wir werden mit dem Kapital unser Angebot in Österreich mit zusätzlichen Marken und Modellen gezielt so erweitern, um unseren Kunden so rasch wie möglich optimale Angebote machen zu können. Für einen großen Teil unserer Kunden ist die E-Mobilität noch neu. Deswegen sehen wir die Möglichkeit zu Up- und Downgrades als gute Möglichkeit an, sich zunächst einmal heranzutasten und das richtige Modell, die richtige Marke für sich zu finden. Gerade weil wir neben den etablierten europäischen Herstellern auch neue Marken anbieten, hat es sich als großer Vorteil herausgestellt, die Einstiegshürden so niedrig wie möglich zu halten.

"Wir analysieren, für welche Bereiche oder Mitarbeiter sich die E-Mobilität auszahlt."
Martin Rada
Geschäftsführer Vibe Moves You

Lisa Ittner: Ein Investment von 100 Millionen ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor allem auch ein starkes Signal. Damit können wir gut zeigen, dass wir ein starkes, profitables Unternehmen sind. Unsere Strategie ist es nach wie vor, selbst in die Fahrzeuge zu investieren. Wir kaufen die Autos und übernehmen auch das Restwertrisiko. Wir erledigen für unsere Kunden nicht nur alltägliche Services wie das Anmelden, Versichern oder den Reifenwechsel, sondern beschäftigen uns tagtäglich mit neuen Marken, Modellen und wichtigen technischen Trends. Aus Sicht eines Fuhrparkmanagers ist es doch völlig absurd, Fahrzeuge mit verhältnismäßig absurd hohen Summen in der eigenen Bilanz zu halten, obwohl das nicht zum eigenen Kerngeschäft gehört. Wenn moderne Unternehmen ihre IT, Immobilien oder immer öfter sogar Personal outsourcen, liegt es doch auf der Hand, auch den Fuhrpark von Profis managen zu lassen - noch dazu in einer Phase, in der durch die E-Mobilität kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.

Nach welchen Kriterien werden die Fahrzeuge ausgewählt? Martin Rada: Für uns ist wichtig, alle Klassen, alle Segmente anbieten zu können, die für unsere Kunden relevant sind. Vom Fiat 500 Elektro bis hin zur Oberklasse - vorrangig solche Modelle, von denen wir selbst überzeugt sind, dass sie das optimale Angebot in ihrem Bereich darstellen. Wir arbeiten direkt mit den Herstellern zusammen und saugen dabei sehr viel Produktwissen auf. Es gibt auch Modelle, die aus unserer Sicht nicht die notwendige Qualität oder Reichweite bieten.

Die wirtschaftliche Situation war schon einmal einfacher. Was ist das Erfolgsmodell hinter Vibe Moves You? Lisa Ittner: Wir spüren gleich aus zwei Richtungen Rückenwind: Einerseits ist das unser Aboangebot, andererseits der extrem dynamische E-Auto-Markt. De facto wachsen wir nicht nur mit dem Markt, sondern mit unseren Kunden mit, die nach und nach ihre Flotte auf Elektromobilität umstellen. Das heißt, wir sind nicht von ein paar wenigen Big Playern abhängig. Somit vermeiden wir Klumpenrisiko.

Martin Rada: Für Großkunden übernehmen wir auch langfristige Planungsaufgaben. Lautet das Ziel beispielsweise, binnen zwei Jahren zu 30 Prozent auf Elektromobilität umzustellen, analysieren wir, für welche Bereiche oder Mitarbeiter sich das am ehesten auszahlen würde.

In welchen Bereichen ist die Skepsis gegenüber der E-Mobilität besonders groß? Martin Rada: Am häufigsten wird die Reichweitenangst thematisiert. Deshalb ist es umso wichtiger, den tatsächlichen Bedarf der Kunden herauszuarbeiten und das richtige Produkt zu finden. Der passende Mindset kommt meistens dann ganz automatisch dazu.

Das hört sich sehr ressourcen- und personalintensiv an. Martin Rada: Angefangen beim Bestellprozess über die Kommunikation mit den Kunden, das ist alles automatisiert und digitalisiert. Nichtsdestotrotz haben wir in qualifiziertes Personal investiert, die für die Kunden da sind. Doch wir haben über die Jahre sehr intensiv in die Prozesse investiert.

Lisa Ittner: In den entscheidenden Momenten, wenn der Kunde wirklich Hilfe benötigt, stehen wir auch telefonisch zur Verfügung.

Seit die ersten E-Autos auf den Markt gekommen sind, ist in den vergangenen Monaten erstmals eine Art Durchhänger zu bemerken. Darüber hinaus wird auch das mittelfristige Ende der staatlichen Förderungen für E-Autos diskutiert. Wie gehen Sie mit diesen Risikofaktoren um? Lisa Ittner: Natürlich erkennen auch wir die großen Herausforderungen für die Wirtschaft, speziell den Automobilmarkt. Gleichzeitig ist das für gute Unternehmen eine riesige Chance. Wir sehen nach wie vor einen wachsenden Markt. Gerade weil wir kein riesiger Dampfer sind, haben wir die Möglichkeit, flexibel auf solche Herausforderungen zu reagieren.

Martin Rada: Dass an der Elektromobilität kein Weg mehr vorbeiführt, das wurde schon 2014 mit den neuen CO₂-Vorgaben entschieden. Dass sich unser digitales Angebot auszahlt, sieht man auch daran, dass wir auch in den letzten Monaten noch stark gewachsen sind.