"Wir analysieren, für welche Bereiche oder Mitarbeiter sich die E-Mobilität auszahlt."
Martin Rada
Geschäftsführer Vibe Moves You
Lisa Ittner: Ein Investment von 100 Millionen ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor allem auch ein starkes Signal. Damit können wir gut zeigen, dass wir ein starkes, profitables Unternehmen sind. Unsere Strategie ist es nach wie vor, selbst in die Fahrzeuge zu investieren. Wir kaufen die Autos und übernehmen auch das Restwertrisiko. Wir erledigen für unsere Kunden nicht nur alltägliche Services wie das Anmelden, Versichern oder den Reifenwechsel, sondern beschäftigen uns tagtäglich mit neuen Marken, Modellen und wichtigen technischen Trends. Aus Sicht eines Fuhrparkmanagers ist es doch völlig absurd, Fahrzeuge mit verhältnismäßig absurd hohen Summen in der eigenen Bilanz zu halten, obwohl das nicht zum eigenen Kerngeschäft gehört. Wenn moderne Unternehmen ihre IT, Immobilien oder immer öfter sogar Personal outsourcen, liegt es doch auf der Hand, auch den Fuhrpark von Profis managen zu lassen - noch dazu in einer Phase, in der durch die E-Mobilität kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.
Nach welchen Kriterien werden die Fahrzeuge ausgewählt? Martin Rada: Für uns ist wichtig, alle Klassen, alle Segmente anbieten zu können, die für unsere Kunden relevant sind. Vom Fiat 500 Elektro bis hin zur Oberklasse - vorrangig solche Modelle, von denen wir selbst überzeugt sind, dass sie das optimale Angebot in ihrem Bereich darstellen. Wir arbeiten direkt mit den Herstellern zusammen und saugen dabei sehr viel Produktwissen auf. Es gibt auch Modelle, die aus unserer Sicht nicht die notwendige Qualität oder Reichweite bieten.
Die wirtschaftliche Situation war schon einmal einfacher. Was ist das Erfolgsmodell hinter Vibe Moves You? Lisa Ittner: Wir spüren gleich aus zwei Richtungen Rückenwind: Einerseits ist das unser Aboangebot, andererseits der extrem dynamische E-Auto-Markt. De facto wachsen wir nicht nur mit dem Markt, sondern mit unseren Kunden mit, die nach und nach ihre Flotte auf Elektromobilität umstellen. Das heißt, wir sind nicht von ein paar wenigen Big Playern abhängig. Somit vermeiden wir Klumpenrisiko.
Martin Rada: Für Großkunden übernehmen wir auch langfristige Planungsaufgaben. Lautet das Ziel beispielsweise, binnen zwei Jahren zu 30 Prozent auf Elektromobilität umzustellen, analysieren wir, für welche Bereiche oder Mitarbeiter sich das am ehesten auszahlen würde.
In welchen Bereichen ist die Skepsis gegenüber der E-Mobilität besonders groß? Martin Rada: Am häufigsten wird die Reichweitenangst thematisiert. Deshalb ist es umso wichtiger, den tatsächlichen Bedarf der Kunden herauszuarbeiten und das richtige Produkt zu finden. Der passende Mindset kommt meistens dann ganz automatisch dazu.
Das hört sich sehr ressourcen- und personalintensiv an. Martin Rada: Angefangen beim Bestellprozess über die Kommunikation mit den Kunden, das ist alles automatisiert und digitalisiert. Nichtsdestotrotz haben wir in qualifiziertes Personal investiert, die für die Kunden da sind. Doch wir haben über die Jahre sehr intensiv in die Prozesse investiert.
Lisa Ittner: In den entscheidenden Momenten, wenn der Kunde wirklich Hilfe benötigt, stehen wir auch telefonisch zur Verfügung.
Seit die ersten E-Autos auf den Markt gekommen sind, ist in den vergangenen Monaten erstmals eine Art Durchhänger zu bemerken. Darüber hinaus wird auch das mittelfristige Ende der staatlichen Förderungen für E-Autos diskutiert. Wie gehen Sie mit diesen Risikofaktoren um? Lisa Ittner: Natürlich erkennen auch wir die großen Herausforderungen für die Wirtschaft, speziell den Automobilmarkt. Gleichzeitig ist das für gute Unternehmen eine riesige Chance. Wir sehen nach wie vor einen wachsenden Markt. Gerade weil wir kein riesiger Dampfer sind, haben wir die Möglichkeit, flexibel auf solche Herausforderungen zu reagieren.
Martin Rada: Dass an der Elektromobilität kein Weg mehr vorbeiführt, das wurde schon 2014 mit den neuen CO₂-Vorgaben entschieden. Dass sich unser digitales Angebot auszahlt, sieht man auch daran, dass wir auch in den letzten Monaten noch stark gewachsen sind.