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VW ID.7: Das 700-Kilometer-Auto

Mit dem ID.7 präsentiert Volkswagen den elektrischen Passat-Nachfolger. Die Limousine ist die große Hoffnung für die wichtigen Märkte China und USA.

Auf der Elektrolimousine ID.7 liegen aktuell die Hoffnungen.
Auf der Elektrolimousine ID.7 liegen aktuell die Hoffnungen.

Am vergangenen Dienstag öffnete die Schanghai-Motorshow ihre Pforten - erstmals nach drei Jahren Coronapause. Und mehr denn je blickt die europäische Autoindustrie mit großer Anspannung nach Fernost.

Chinesischer Markt ist für deutsche Autohersteller spielentscheidend

Vor allem für die deutschen Premiumhersteller - und hier in erster Linie für Volkswagen - dürfte der chinesische Markt für den wirtschaftlichen Erfolg der kommenden Jahre spielentscheidend sein. Denn die Lage ist bedrohlich. Zwar liegt der Marktanteil der deutschen Marken im Reich der Mitte nach wie vor bei stattlichen 20 Prozent. Doch geht es um die zukunftsweisenden Elektromodelle, so liegt der Anteil nur bei fünf Prozent. Ganz aktuell musste die Konzernzentrale in Wolfsburg einen besonders schmerzhaften Rückschlag hinnehmen: Erstmals seit mehr als 20 Jahren ist die Kernmarke VW in China nicht mehr Marktführer. An der Spitze steht nun erstmals der chinesische Elektro-Autobauer BYD, der seine Fühler längst auch noch Europa ausstreckt.

Alle Ressourcen nach China: VW zählt auf den ID.7

Kein Wunder also, dass Europas größter Hersteller derzeit so gut wie alle Ressourcen in den wichtigsten Automarkt der Welt steckt. Seit seinem Amtsantritt vor einem halben Jahr ist CEO Oliver Blume bereits zum dritten Mal in China, dieses Mal nahm er gleich den gesamten Vorstand zur Klausurtagung mit nach Schanghai.

Auf der jetzt präsentierten Fließhecklimousine ID.7 ruhen nun die Hoffnungen der Wolfsburger. Wenngleich auch in China längst die SUV das Straßenbild dominieren, spielen klassische Limousinen in Fernost noch immer die alles entscheidende Rolle. Mit einer Länge von fast fünf Metern ist der ID.7 deutlich über dem Model 3 von Tesla angesiedelt und nimmt vielmehr eher das Model S ins Visier. Die gestreckte Karosserie und der lange Radstand ermöglichen vor allem im Fond üppige Platzverhältnisse - neben der Reichweite von bis zu 700 Kilometern laut WLTP-Norm soll das dem neuen VW-Flaggschiff dabei helfen, bei der anspruchsvollen chinesischen Klientel zu punkten.

Gleiches gilt naturgemäß für den zweiten VW-Hoffnungsmarkt, die USA. Anders als in China geht es jenseits des Atlantiks nicht darum, bestehende Marktanteile zu verteidigen. Vielmehr kommt dem dort für Anfang 2024 avisierten ID.7 die Aufgabe zu, das Angebot der bis dato eher unterdurchschnittlich erfolgreichen ID.-Modelle herauszureißen, bis schließlich 2026 die neue VW-Submarke Scout mit großen SUV- und Pick-up-Modellen an den Start geht.

Kann der ID.7 die fehlenden Elektrokleinwagen bei VW ausgleichen?

In Europa muss das neue Elektroflaggschiff, das ganz im Geiste des Phaeton im Segment des Passat positioniert ist, die kritische Zeitspanne bis zur Markteinführung der vollelektrischen Audi-Limousine überbrücken. Bezogen auf die VW-Modellpalette bleibt abzuwarten, wie sich der ID.7 im direkten Vergleich mit dem demnächst noch einmal runderneuerten Passat schlagen wird. Und last, but not least wird entscheidend sein, ob die Verkaufszahlen des ID.7 ausreichen, das Manko der fehlenden Elektrokleinwagen bis 2025 zu kompensieren. Dann nämlich startet der kürzlich als Showcar präsentierte ID.2 zu Preisen ab 25.000 Euro.

Stichwort Preis: Wenn der ID.7 im Spätherbst auf dem heimischen Markt durchstartet, sollen die Preise knapp unterhalb der 60.000-Euro-Marke beginnen. Im Gegenzug bekommt man eine Fünf-Meter-Limousine mit 700 Kilometern Reichweite und dem jüngst überarbeiteten, effizienteren Elektroantrieb von VW. Mindestens ebenso wichtig wie die Tatsache, dass es den ungeliebten Touchslider im Cockpit nun endlich beleuchtet gibt, ist jedoch die Aussicht auf die Allrad- und Kombimodelle hierzulande im Modelljahr 2024.