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Wir hängen am rosa Papierführerschein

Die Hälfte aller Führerscheine in Österreich sind noch alte Papierdokumente. Bis 2033 müssen die Dokumente umgetauscht werden. Deutschland hat einen Stufenplan, jedes Jahr rufen die Behörden einige Geburtsjahrgänge zum Umtausch der Führerscheine in Plastikkarten im Scheckkartenformat auf. Österreich wartet ab. Der ÖAMTC kritisiert die lasche Haltung der Regierung und warnt vor einem großen Ansturm, wenn die Umtauschfrist naht. Noch sind einige Jahre Zeit.

Rund die Hälfte der Führerscheine in Österreich sind nach Schätzungen des Klimaschutzministeriums, das für das Führerscheinregister zuständig ist, noch aus Papier.
Rund die Hälfte der Führerscheine in Österreich sind nach Schätzungen des Klimaschutzministeriums, das für das Führerscheinregister zuständig ist, noch aus Papier.
Der Führerschein im Scheckkartenformat nach EU-Vorgaben existiert seit zehn Jahren, aber Österreich hat es nicht eilig mit der Umstellung.
Der Führerschein im Scheckkartenformat nach EU-Vorgaben existiert seit zehn Jahren, aber Österreich hat es nicht eilig mit der Umstellung.

Ab und zu zeigen sich die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich besonders deutlich. Der Abschied vom alten Führerschein auf rosafarbenem Papier ist so ein Beispiel. Weil auf EU-Ebene bereits vor zehn Jahren beschlossen wurde, dass die alten Dokumente umgetauscht werden müssen, geht Deutschland inzwischen nach einem exakten Stufenplan vor. Die Geburtsjahrgänge 1953 bis 1964 waren schon an der Reihe, als Nächstes müssen die Jahrgänge 1965 bis 1970 ihre Führerscheine umtauschen. Im Landkreis Berchtesgadener Land haben sie bis 19. Jänner 2024 dafür Zeit, dann kommen im Jahrestakt Jüngere dran. Das sei nötig, um die große Menge von rund 3500 Führerscheinen, die pro Jahr umgetauscht werden müssen, bewältigen zu können. In Österreich hat es die Regierung damit ganz und gar nicht eilig.

Zwar gibt Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP) alle paar Wochen bekannt, wie viele Personen bereits ihren neuen Führerschein im Scheckkartenformat zusätzlich als digitale Version am Smartphone hochgeladen haben (bisher gut 350.000), doch eine Empfehlung zum Umtausch der alten Papierdokumente in die EU-konforme Plastikkarte gibt es nicht.

"Dabei steht seit zehn Jahren das Ende der alten Führerscheine fest", kritisiert ÖAMTC-Juristin Ursula Zelenka. Nach dem 19. Jänner 2033 sind die - oft noch mit Schwarz-Weiß-Fotos ausgestatteten - Dokumente nicht mehr gültig.

Zelenka rechnet damit, dass es ähnlich wie bei der Einführung der Reisepässe mit digitalen Merkmalen letztlich knapp vor der Umtauschfrist zu einem großen Ansturm mit entsprechenden Wartezeiten kommt. Daher rate man schon jetzt, auf die neuen Führerscheine im Scheckkartenformat umzusteigen, und wenn es nur darum gehe, dass er besser in die Geldbörse passt. Diese Ausweise gelten dann 15 Jahre - immerhin fünf Jahre länger als üblicherweise ein Reisepass. Ein Scheckkartenführerschein kostet in Österreich 49,50 Euro. Zum Vergleich: Deutschland verrechnet dafür je nach Versandart 25,30 bis 30,40 Euro.

Auf SN-Anfrage hieß es im Klimaschutzministerium (BMK), das für das Führerscheinwesen zuständig ist, man plane, "den Umtauschprozess durch rechtzeitige Informationskampagnen zu begleiten". Etwa die Hälfte aller Führerscheine, das sind mehrere Millionen, in Österreich ist laut Schätzungen des BMK noch aus Papier. ÖAMTC-Juristin Zelenka erklärt, wegen der früher dezentralen Erfassung der Lenkberechtigungen seien darin vermutlich viele Führerscheine enthalten, die längst nicht mehr benützt werden.