Frau Degn-Staudach, genau 50 Jahre nach der Gründung von Degn Film haben Sie letzten Herbst die Geschäftsführung an Ihre Tochter Susanne abgegeben. Kam diese Entscheidung spontan oder war sie lange geplant? Mucky Degn-Staudach: 2004, im Zuge der Scheidung von meinem ersten Mann (Günter Degn, Anm.), hatte ich insgeheim die Hoffnung, dass Susanne gleich einmal mit an Bord der Firma kommt, schließlich war sie von klein auf immer überall mit dabei. Wir haben sie zu den Drehs mitgenommen und als sie größer war, hat sie Kabel geschleppt und Koffer herumgetragen wie jedes andere Teammitglied auch. Darum war der Grundstein schon in frühen Jahren gelegt. Wenn sie sich erst einmal mit dem Virus Film und Fernsehen infiziert, dachte ich, dann möchte sie später auch in diesem Bereich arbeiten und in die Firma einsteigen. Und so ist es jetzt ja auch.
Vor 20 Jahren allerdings war Susi gerade in Wien und neben dem Studium erst einmal dabei, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Ich musste zu dieser Zeit entscheiden, die Firma allein weiterzuführen, und das habe ich mir vorgenommen bis zum 50-Jahr-Jubiläum.
Wie sind Sie selbst eigentlich mit dem Element Film in Berührung gekommen? Mucky Degn-Staudach: Das war Anfang der 1970er-Jahre. Mein späterer erster Mann, Günter Degn, produzierte damals einen Skifilm. Ich hatte nach der Matura die Skilehrerprüfungen gemacht und war gerade als Skilehrerin in Zell am See tätig, als von einer Wiener Filmproduktionsfirma die Anfrage an unseren Skischulleiter kam, dass sie ein Mädel und zwei Burschen suchen würden, die neben Skifahren auch ein bisschen Skiakrobatik samt Sprüngen wie Duffy und Helikopter beherrschten. Und so bin ich überhaupt mit dem ganzen Filmbusiness in Kontakt gekommen. Als dann vor einer USA-Reise ein Tonmeister ausfiel, habe ich quasi diese Rolle eingenommen. Denn als ich gefragt wurde, ob ich mir das zutraue, habe ich gemeint, natürlich! Ich war schließlich jung und dachte, ich kann alles (lacht).
Zu den Anfängen von Degn Film später mehr. Vorher noch die Frage an Sie, Frau Degn, ob Ihnen ebenso klar war wie Ihrer Mutter, dass Sie die Firma einmal übernehmen würden? Susanne Degn: Ich bin gerade 44 Jahre alt geworden, also theoretisch war es tatsächlich seit 44 Jahren klar. Ich bin in ein Familienunternehmen hineingewachsen, in dem Film und Fernsehen von meiner Geburt an eine Rolle gespielt haben. Ich kann mich am Ende des Tages an keine Zeit erinnern, in der Mediengestaltung in unserer Familie nicht präsent war. Außerdem war ich viel mit dabei, wenn meine Eltern auf Dreharbeiten waren. Mir war aber auch wichtig und klar, dass ich nach der Matura auf jeden Fall meinen eigenen Weg gehen und nicht sofort in die Firma einsteigen möchte.
Also bin ich nach Wien gegangen, um Medienwirtschaft zu studieren. Dort habe ich dann auch sehr schnell begonnen, beim ORF zu arbeiten - vor allem auch, um mich finanziell unabhängig zu machen. Es war wirklich eine tolle Zeit mit tollen Aufgaben.
Mit welchen Tätigkeiten haben Sie beim ORF angefangen? Susanne Degn: Ich wollte nicht mit Vitamin B irgendwo hineingeschoben werden, sondern habe tatsächlich als Kabelhilfe angefangen. Nach der Kabelhilfe folgten erst die Kameraassistenz, dann die Inspizienz und die Produktionsassistenz, danach die Regieassistenz, und gelandet bin ich schließlich in der Unterhaltungsredaktion, wo ich relativ lange tätig war. Zum Schluss bin ich noch in die Sportredaktion gewechselt. Insgesamt waren es tolle fünf Jahre beim ORF, wo ich Produktionen wie den Opernball, den Life Ball, "Taxi Orange", "Starmania" oder "Expedition Österreich" begleiten durfte. Ich habe mich also Schritt für Schritt hinaufgearbeitet. Was mich dabei von Anfang an inspiriert hat, war das inhaltliche Arbeiten an Fernsehproduktionen, denn das Spannende für mich ist, Geschichten zu erzählen, die Menschen inspirieren und unterhalten.
Nach dieser Zeit habe ich noch einige Jahre selbstständig für verschiedene Filmproduzenten in Wien gearbeitet, die für den ORF zugeliefert haben. 2007 habe ich dann das Angebot bekommen, als eine der ersten Mitarbeitenden für das Red Bull Media House zu arbeiten. Das war natürlich eine unglaublich tolle Chance, auf die 17 aufregende Jahre innerhalb des Red Bull Media House mit unterschiedlichsten nationalen sowie internationalen Aufgabenfeldern folgten.
Wodurch wurde der Wechsel zu Degn Film dann letztlich doch spruchreif? Susanne Degn: Mucky, wie ich meine Mutter im beruflichen Kontext nenne, hat 50 Jahre hinter sich, und die nächsten 50 Jahre möchte ich gerne aktiv mitgestalten (lacht). Somit war dieses Jubiläum einfach ein perfekter Anlass.
Frau Degn-Staudach, war der Rückzug aus der Geschäftsführung für Sie mit Wehmut verbunden? Mucky Degn-Staudach: Nein, nicht einen Moment. Eigentlich war die Übergabe an meine Tochter eher das Erreichen eines Ziels. Es war mir immer ein Anliegen, unseren Mitarbeitern - wir haben rund 25 Fixangestellte, von denen viele schon jahrzehntelang bei uns sind - die Sicherheit zu geben, dass es eine klare Lösung für die Firma gibt, auch wenn ich nicht mehr arbeite. Außerdem finde ich es großartig, nach 50 Jahren im Filmgeschäft nun endlich auch eigene Ideen verwirklichen zu können, die mir sehr am Herzen liegen, für die ich vorher aber keine Zeit hatte. Ich genieße jetzt den Luxus, nicht mehr zu müssen, aber zu dürfen. Außerdem bin ich nicht so eitel, dass ich vorn stehen muss. Im Gegenteil, ich schaue so gern zu, wie Susanne jetzt an vorderster Front herumsaust. Mir war immer nur wichtig, dass die Firma funktioniert und wir unseren hohen Qualitätsstandard halten können, den wir sicher auch Günter Degn, der ein grandioser Kameramann war, zu verdanken haben.