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Auch Italien kämpft gegen Kurzzeitvermietungen

Florenz will Ferienwohnungen im Stadtzentrum stark reduzieren. Bürgermeister: "Rettet die historischen Stadtzentren" - Ausnahmen für kleine Dörfer.

Wohnraum ist auch in Florenz rar.
Wohnraum ist auch in Florenz rar.

Die historische italienische Stadt Florenz will die Nutzung von Wohnungen im historischen Zentrum für Kurzzeitvermietungen durch Plattformen wie Airbnb verbieten, um mehr Wohnraum für Einheimische zu schaffen. Der Vorschlag des Bürgermeisters Dario Nardella mit dem Slogan "Rettet die historischen Stadtzentren" sieht vor, dass neue kurzfristige Mietverträge blockiert werden sollen. Dafür sollen Steuererleichterungen für dauerhaftere Mietverträge eingeführt werden.

Eine Kombination aus niedrigen Löhnen, zu wenigen Immobilien, hoher Zahl von an Touristen vermieteten Ferienwohnungen und steigender Inflation hat in Italien zu einem Mangel an Wohnungen geführt, von dem vor allem Geringverdiener und Studenten betroffen sind. Zuletzt kam es wegen der hohen Mieten zu Studentenprotesten.

Nationale Identifizierungscodes für Ferienwohnungen

Die weit rechts stehende italienische Regierung um die postfaschistische Premierministerin Giorgia Meloni plant einen Gesetzesentwurf, der die Einführung eines nationalen Identifizierungscodes für Betreiber von Ferienwohnungen vorsieht. Der Code, der von den Regionen vergeben wird, muss auf den Websites und am Eingang der Ferienwohnungen ausgehängt werden. Wer diesen Code nicht vorweisen kann, muss mit Strafen bis zu 5000 Euro rechnen. Mit dem Gesetz soll die Figur des "Property-Managers" eingeführt werden, der auch mehrere Ferienwohnungen betreiben kann. Ferienwohnungen müssen an Touristen für mindestens zwei Nächte vermietet werden.

Strengere Regeln gegen Massentourismus und Kurzzeitvermietungen

Die italienische Regierung prüft noch weitere Maßnahmen gegen den Massentourismus und will überall strengere Regeln für Kurzzeitvermietungen einführen. Tourismusministerin Daniela Santanchè beklagte einen "Wilden Westen" bei Ferienwohnungen. "Die wenigen geltenden Regeln werden missachtet", kritisierte Santanchè. Ausgenommen von der neuen Regelung sind kleine Dörfer, in denen es keine Unterkünfte gibt und für die Kurzzeitvermietung die einzige Lösung ist. "Für uns ist Privateigentum heilig und wenn eine Familie beschließt, ein Zimmer zu vermieten, ist es nicht richtig, sie daran zu hindern. Anders ist die Lage aber, wenn man 20 Wohnungen vermietet", sagte die Ministerin.

Neue Regeln zur Unterstützung der Hotels

Mit den neuen Regeln will die Regierung die Hotels unterstützen, die unter der zunehmenden Konkurrenz von Wohnungsplattformen wie Airbnb leiden. Im vergangenen Jahr hätten Ferienwohnungen einen direkten Umsatz von elf Milliarden Euro generiert, die Zulieferer miteingerechnet seien es 44 Milliarden Euro gewesen, verlautete aus der Regierung. Laut dem Bürgermeister von Florenz seien die geplanten Maßnahmen des Kabinetts in Rom unzulänglich, um das Problem mit der Überzahl an Ferienwohnungen unter Kontrolle zu bringen. Auch in Österreich ist das Problem virulent: Wien plant, die Kurzzeitvermietung von Wohnungen auf Plattformen wie Airbnb massiv einzuschränken. Im Entwurf zur Bauordnungsnovelle 2023 ist vorgesehen, dass ein Objekt höchstens 90 Tage im Jahr kurzzeitig vermietet werden darf.