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Der Vier-Jahreszeiten-Gärtner

Es gibt immer mehr Hobbygärtner, die bis in den Februar ihr eigenes frisches Gemüse ernten. Josef Wesenauer vom Salzburger Landesverband für Obst- und Gartenbau weiß, was zu beachten ist.

Im ungeheizten Glashaus baut Josef Wesenauer Kraut- und Kohlarten an.
Im ungeheizten Glashaus baut Josef Wesenauer Kraut- und Kohlarten an.

In den vergangenen Jahren hat das Interesse an der Gärtnerei rapid zugenommen, viele haben Hochbeete gekauft und überlegt, was sie auf dem Balkon anpflanzen können." Das sagt Josef Wesenauer, der mit seiner Familie das Rosenlehengut in der Faistenau bewirtschaftet, einen Erbhof in idyllischer Hochlage auf 780 Metern. So wie er möchten immer mehr Hobbygärtner die Erntesaison über den Oktober hinaus verlängern. Für sie kommt auch im Winter kein importiertes oder in beheizten Gewächshäusern gezüchtetes Gemüse auf den Tisch, sondern die eigene Ernte aus dem Garten - frisch und saisonal.

Den Trend haben auch die Saatguterzeuger erkannt, umfassend Wintersaatgut in ihr Sortiment aufgenommen und in ihren Katalogen ausgewiesen. Josef Wesenauer setzt auf samenfestes Bio-Saatgut aus dem Waldviertel: "Man glaubt gar nicht, wie viel es mittlerweile abseits der bekannten Sorten Kohl, Chinakohl, Kraut, Karfiol, Vogerlsalat und Spinat für die Winterernte gibt. Selbst von den gängigen Salatarten sind viele bis minus zehn oder zwölf Grad frostfest." Ein Blick in den Katalog des Waldviertler Anbieters bestätigt das. Dort sind weit mehr als 100 winterharte Produkte angeführt, darunter auch Bohnen, Erbsen, Karotten, Brokkoli, Lauch und Zwiebel.

Fruchtwechsel auf dem Speiseplan

Im Sommer steht naturgemäß viel Salat auf dem Speiseplan des gelernten Kochs. Im Winter schmecken seiner Familie Gemüse und Salate, die es im Sommer nicht gibt, wie Wurzelgemüse, Bohnen, Palmkohl, Wirsing, Kraut, Zuckerhut, Endivie, Chinakohl oder Asia-Salate. Letztere sind bei den Vier-Jahreszeiten-Gärtnern voll im Trend und in immer neuen Varianten zu haben. Sie sind teilweise sogar bis minus zwölf Grad Celsius winterhart und können bereits im Jänner ausgesät werden.

Für seine Winterernte baut Josef Wesenauer im Garten stark zehrende Kraut- und Kohlarten an. "Die brauchen für das Wachstum richtig Futter, also Kompost, Flüssigdünger, Pflanzjauche. Wenn im Oktober die Nächte kühl werden, höre ich mit dem Düngen auf. Kompost ist ohnehin ein Langzeitdünger, der dann bis zum Frost ausreicht." Wenn der Winter naht, werden die fertigen Pflanzen in das unbeheizte Glashaus umgesetzt.

"Anfang November muss jede Pflanze ausgewachsen sein. Dann ist sie mit Schutz frostfest und wird lange halten."
Josef Wesenauer
Salzburger Landesverband für Obst- und Gartenbau


In der Höhenlage in Faistenau auf rund 780 Metern sind die Pflanzen bis November erntereif. Was nicht gleich gebraucht wird, bleibt bis längstens Februar stehen. "In tieferen Lagen kann eventuell auch noch später gepflanzt werden, aber der bestimmende Faktor ist eigentlich weniger der Frost als die Tageslänge", sagt Josef Wesenauer. Wichtig ist, den Fruchtwechsel zu beachten. Dort, wo in einem Winter die Starkzehrer stehen, folgen im nächsten die Mittelzehrer wie Zwiebeln und im dritten Jahr die Schwachzehrer wie Spinat oder Feldsalat. "Jede Pflanze hinterlässt Stoffe im Boden, die nur mit dem Fruchtwechsel beseitigt werden können", erklärt der Experte: "Pflanzt man mehrmals hintereinander auf der gleichen Fläche, ist die Entwicklung viel schwächer und die Bodenkrankheiten nehmen zu."

Vom richtigen Zeitpunkt

Entscheidend ist beim Säen und Pflanzen außerdem der richtige Zeitpunkt. Bei weniger als zehn Stunden Tageslicht stellen Pflanzen das Wachstum ein. "Das heißt, Anfang November muss jede Pflanze ausgewachsen sein. Nur dann ist sie mit einem Winterschutz auch frostfest und wird lange halten", erzählt der Obmann des Salzburger Landesverbands für Obst- und Gartenbau. Manche Gemüsesorten stehen das ganze Jahr im Beet, bis sie im Winter erntereif sind. Andere können auch erst im Herbst gesät werden und sind nach wenigen Wochen fertig. Vogerlsalat, Rucola und alle Asia- oder Pflücksalate gehören dazu.

Vor Frost und Schneedruck schützen

Ein Glashaus ist fürs Wintergärtnern nicht unbedingt erforderlich. Auch der Garten, ein Hochbeet und sogar der Balkon können winterfit gemacht werden. Für den Balkon sind vor allem Salate geeignet, weil Pflanzgefäße zu wenig Platz für größere Sorten bieten und die Wurzelballen nicht komplett durchfrieren sollen. Aber auch im Hochbeet und im Garten müssen die Pflanzen vor Frost und Schneedruck geschützt werden. Beim Wurzelgemüse genügt ein dünnes, lichtdurchlässiges Vlies, das einfach über die Pflanzen gelegt wird. Drauf fallender Schnee hält die Kälte ab. Bei allen Salaten und Blattgemüse braucht es neben dem Vlies zusätzlich eine Abdeckung oder einen stabilen Folientunnel, um die Pflanzen vor dem Schneedruck zu schützen. So können sie stehen bleiben, bis sie verbraucht werden. Bei der Ernte dürfen die Blätter allerdings nicht gefroren sein, sonst werden sie matschig.

Im Glashaus und unter der Abdeckhaube im Hochbeet ist das richtige Klima entscheidend. So wenig wie möglich gießen, lautet das Motto. Am besten den Boden ordentlich mulchen, um die Verdunstung zu verhindern. Muss gegossen werden, dann nicht über die Blätter, sondern nur am Boden. In Josef Wesenauers Glashaus sorgen automatische Fensteröffner für das richtige Klima. "Feuchtigkeit ist bei Schlechtwetter kein Problem. Aber sobald die Sonne herauskommt und die Temperatur über null Grad steigt, muss das Glashaus einen Spalt geöffnet werden, damit die überschüssige Feuchtigkeit entweichen kann. Sonst haben Pilze ideale Bedingungen. Sie befallen die Pflanzen, machen sie unansehnlich und lassen sie faulen."

Frische Vitamine bis Februar

Die frischen Lebensmittel aus Eigenanbau gehen am Erbhof von Familie Wesenauer erst Anfang Februar aus. Dann geht es ans Eingemachte aus dem Keller. Dort lagern Käferbohnen, Bärlauchkapern, eingelegtes Gemüse und verarbeitetes Obst von der Sommerernte. Gleichzeitig werden schon Pflücksalate angepflanzt, die ab Mai frisch geerntet auf den Tisch kommen.