Funktionalität und Design, das sind wesentliche Faktoren beim Einrichten. Sebastian Desch, Chefdesigner bei Team 7, erklärt, warum ökologische Aspekte so eine Bedeutung erlangt haben.
Welche Rolle spielen aktuelle Interior- und Designtrends für Ihre Arbeit? Sebastian Desch: Trends dienen in allererster Linie der Inspiration und regen die Imagination an. Das gilt sowohl für mich als Designer als auch in Bezug darauf, was sich die Menschen wünschen und welche Vorstellungen sie für ihr eigenes Zuhause haben. Wobei Wohntrends naturgemäß deutlich längere Lebenszyklen durchlaufen als zum Beispiel eine Farbe in der Mode, die ja oft nur eine Saison lang währt. Besonders Möbel gehören zu den Dingen, die nicht nach kurzer Zeit wieder ausgetauscht werden und es auch nicht sollten. Für uns sind statt kurzlebiger Einrichtungstrends also eher die langfristigen Entwicklungen von Bedeutung: Wie entwickelt sich das Wohnen im Allgemeinen? Wie verändern sich die individuellen An- sprüche an verschiedene Wohnbereiche oder einzelne Möbelstücke und warum? Davon ausgehend ist es unser Anspruch, wichtige zukünftige Trends auch zu antizipieren. Was uns sinnvoll erscheint, darf dann gerne in die Gestaltung unserer Entwürfe miteinfließen. Wichtig ist aber am Ende, dass unsere Produkte einen Mehrwert für die Menschen schaffen, die sie nutzen.
Welche langfristigen Entwicklungen werden das Wohnen Ihrer Ansicht nach in den kommenden Jahren prägen? Nachhaltigkeit, Flexibilität und die Verbindung aus Design und Funktionalität beschäftigen aktuell die Möbelbranche und werden es auch zukünftig tun. Die ökologische Frage steht dabei über allem - also wie eine ökologisch verträgliche, ressourcenschonende Lebensweise aussehen kann, die die planetaren Grenzen akzeptiert und respektiert. Das Thema ist seit geraumer Zeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Längst gibt es ein großes Bedürfnis nach einem gesunden, nachhaltigen Lebensstil und mehr Natürlichkeit. Zudem sind Regionalität und eine ökologische Produktion zunehmend im Bewusstsein der Menschen verankert, die Herkunft der Materialien und der Produkte wird stärker hinterfragt. Das betrifft natürlich auch das Wohnen. Hier hat Holz als Material einen entscheidenden Vorteil. Es ist der einzige Werkstoff, der nachwächst - die richtige ökologische Bewirtschaftung der Wälder vorausgesetzt. Und Naturholzmöbel können nach Gebrauch wieder in den natürlichen Kreislauf überführt werden. Holz gibt den Menschen zudem etwas ganz Entscheidendes: Es strahlt Wärme aus, Geborgenheit und Sicherheit. Man fasst es gerne an, seine Präsenz trägt direkt zu unserem Wohlbefinden bei. Durch die zunehmende Digitalisierung und all die Endgeräte mit ihren glatten Oberflächen sehnen sich die Menschen nach sinnlicher Haptik, nach etwas Echtem. Nach Authentizität, wenn Sie so möchten.
Wie greifen Sie diese Entwicklungen auf? Indem wir die einzigartige Ästhetik von Naturholz herausarbeiten - seine Sinnlichkeit, seine Wandlungsfähigkeit, den ursprünglichen Charakter - und so den einmaligen Facettenreichtum des Werkstoffs immer wieder aufs Neue in Szene setzen. Dabei wird mal die filigrane Verarbeitung in den Mittelpunkt eines Entwurfs gerückt, mal die bloße Materialität betont ausgestellt. Für unsere Möbel und Küchen greifen wir gerne auf weitere natürliche Materialien zurück, etwa Keramik, Stein und Glas. Das verleiht den Entwürfen etwas wunderbar Organisches.
Sie erwähnten Flexibilität als weiteren großen Trend in der Möbelbranche: Was hat es damit auf sich? Der Anspruch an eine größere Flexibilität der Möbelstücke ist sehr eng mit dem Wunsch nach Individualität verknüpft. Es geht darum, die eigene Persönlichkeit auszuleben und ihr Ausdruck zu verleihen. Um dem zu entsprechen, werden unsere Möbel hinsichtlich Ausstattung, Materialien, Farben und Maßen nach konkreten individuellen Vorstellungen gefertigt. Schon in der Entwicklung gestalten wir unsere Möbel und Möbelprogramme so, dass sie je nach Räumlichkeit und persönlichen Bedürfnissen geplant werden können. Darüber hinaus bieten raffinierte Funktionen der Möbelstücke mehr Flexibilität im Wohnen, wenn sich etwa, gerade in kleinen Wohnräumen, ein höhenverstellbarer Couchtisch kurzerhand in einen Esstisch oder Arbeitsplatz verwandelt.
Haben die zwei Jahre Coronapandemie eigentlich das Wohnen beeinflusst? Ich würde sagen: ja. Ich glaube, es gibt nach dieser manchmal doch recht einsamen, faden Zeit ein großes Bedürfnis nach Beisammensein und Geselligkeit. Ich bemerke das auch bei mir selbst und meinem Umfeld. Da ist eine neue Lust an gemeinschaftlichen Runden, darauf, Leute einzuladen, gemütlich zusammenzusitzen, sich auszutauschen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Auch deshalb hat es mir großen Spaß gemacht, einen runden Tisch zu entwerfen. Es ging mir darum, einen kommunikativen Ort zu schaffen, wo sich alle in gleicher Weise begegnen können: einander zugewandt und auf Augenhöhe. Was gibt es da Besseres als einen runden Esstisch?