Kälte ist laut Physik nichts anderes als abwesende Wärme. Beim Kühlen wird Wärme abtransportiert, beim Heizen wird sie zugeführt. Das machen Forscherinnen und Forscher aus Saarbrücken derzeit auf besonders einfallsreiche Weise: Sie nutzen dafür haarfeine Drahtbündel oder dünne Bleche aus der Legierung Nickel-Titan. Diese werden gezogen und wieder entlastet. Dabei nehmen sie Wärme auf und geben diese andernorts wieder ab. Aus diesem einfachen Prinzip entwickelt das Forschungsteam von Stefan Seelecke und Paul Motzki am Saarbrücker Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema) in mehreren Forschungsprojekten eine neuartige Klimatechnologie.
Elastokalorik als umweltfreundliche Heiz- und Kühlungsmethode
Die EU-Kommission bezeichnete die Elastokalorik als zukunftsträchtige Methode. Das Weltwirtschaftsforum listete das Verfahren 2024 in seinen "TOP Ten Emerging Technologies". Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden, die viel Energie verbrauchen und mit Treibhausgasen und Kältemitteln Klima wie Umwelt belasten, ist das neue Verfahren energieeffizienter und so sauber wie der Strom, mit dem es betrieben wird. Schädliche Kältemittel und fossile Brennstoffe braucht es nicht.
Forscher beschleunigen Elastokalorik-Technologieentwicklung
Nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA entfallen derzeit allein auf die Raumkühlung zwölf Prozent des gesamten globalen Energiebedarfs. Prognosen gehen davon aus, dass sich diese Zahl bis 2050 verdreifachen könnte. Den Kinderschuhen könnte die Elastokalorik bald entwachsen. Die Forscher und ihr Team arbeiten mit Hochdruck daran, die Technologie zügig in die Praxis zu bringen.