SN.AT / Leben / Wohnen

Investitionschancen 2024: Wohnen, Logistik und alternative Sektoren

Versöhnung mit dem Zinsumfeld? Investmentperspektiven: Wohnen, Logistik und alternative Sektoren sind zum Mainstream geworden. Vor allem die internationale Bauwirtschaft ist aber noch mit vielen Unsicherheiten behaftet.

Die Immobilienbranche befindet sich laut eines aktuellen Berichtes „Emerging Trends in Real Estate Global Outlook 2024“ offenbar an einem Wendepunkt.
Die Immobilienbranche befindet sich laut eines aktuellen Berichtes „Emerging Trends in Real Estate Global Outlook 2024“ offenbar an einem Wendepunkt.

Die vergangenen Jahre waren herausfordernd für die Immobilienbranche, nicht nur für den kleinen heimischen Markt, sondern vor allem auch international. Trotz des monetären Gegenwinds und der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit weltweit befindet sich die Immobilienbranche derzeit offenbar an einem Wendepunkt, an dem sich die Aussichten auf eine erneute Investitionstätigkeit verbessern. Das ist das zentrale Ergebnis des aktuellen Berichts "Emerging Trends in Real Estate Global Outlook 2024" von PwC und dem Urban Land Institute (ULI).

Optimismus trotz Herausforderungen: Globaler Immobilienbericht

Der Bericht fasst drei regionale Studien zusammen, für die Tausende von führenden Immobilienunternehmen in Europa, den Vereinigten Staaten und im asiatisch-pazifischen Raum befragt wurden, und ist ein wichtiger Indikator für die Stimmung in Bezug auf globale Immobilieninvestitionen und die Entwicklungsaussichten. Er zeigt, dass angesichts der moderaten Inflation und des potenziellen Höchststandes der Zinssätze sowie der größeren Klarheit über die Geldpolitik ein gewisser Optimismus besteht, dass sich der Markt allmählich mit dem erhöhten Zinsumfeld versöhnt. Viele Branchenteilnehmer gehen laut Bericht davon aus, dass der Markt einen angeglichenen Mittelweg bei der Preisgestaltung akzeptieren wird, was wiederum zu einer Erholung von einem der schlimmsten Investitionsabschwünge seit Jahren führen müsste.

Geopolitische Einflüsse auf die Investitionstätigkeit

Die Investitionstätigkeit ist zudem durch geopolitische Faktoren in unterschiedlichem Maße beeinflusst. Da in mehr als 60 Ländern, die mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren, Wahlen anstehen, und die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen die Stimmung weiter belasten, bestehe die Gefahr, die zuletzt stabilere Währungssituation zu gefährden, wird im Bericht gewarnt.

Der Trend-Report zeigt auf, dass sich die Branche in den vergangenen zwei Jahren in einer abwartenden Haltung befand und nun ein "Reset" stattfindet, der weit über die Anpassung an die neue Ära höherer Zinssätze für eine längere Zeit hinausgeht. Thomas Veith, PwC Global Real Estate Leader: "Mit einem im Vergleich zu anderen Anlageklassen besser einschätzbaren Risiko-Rendite-Profil und einer Ausweitung der Anlageklassen hin zu realen Vermögenswerten wird der Sektor eine angepasste, aber positive Entwicklung erleben."

Zudem zeigen die Ergebnisse der Studie eine klare Präferenz für alternativere Immobiliensektoren. Zahlreiche Befragte gaben an, dass das Anlegerverhalten zunehmend von den "drei D" - Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung - bestimmt wird. Dies stärkt die Investitionsargumente für die Bereiche Wohnen, Logistik und alternative Sektoren.

Emerging Trends: Wohnen, Logistik und alternative Sektoren

Lisette van Doorn, CEO des ULI Europe: "Der diesjährige Bericht zeigt, dass der Markt beginnt, sich mit einer neuen Ära höherer Zinssätze auseinanderzusetzen, und wie sich dies auf die Preisgestaltung auswirken wird. Dies kann die Umsetzung der ESG- und insbesondere der Dekarbonisierungsagenda unterstützen."

Wohnen, Logistik und alternative Sektoren stehen bereits seit einigen Jahren im Fokus der Emerging Trends und sind für viele bereits zum Mainstream geworden. Zudem wurden die traditionell etablierten Sektoren Einzelhandel und Büro von Logistik und Wohnen im Investmentbereich überholt.

Die Herausforderungen, die mit dem Bau bezahlbarer Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen verbunden sind, sind ein wichtiges sozialpolitisches Anliegen der Branchenexperten in Nordamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum. Dies werde bei den Wahlen in diesem Jahr voraussichtlich einen wichtigen politischen Schwerpunkt bilden, heißt es in dem Report. In Europa sind die Themen soziale Ungleichheit und Massenmigration sowie die Erschwinglichkeit von Wohnraum bei den Umfrageteilnehmern ebenfalls in den Vordergrund gerückt.

Schließlich umfasst der diesjährige Bericht auch eine detaillierte Analyse der sich ändernden Nutzerbedürfnisse, die die transformativen Megatrends Demografie, Digitalisierung, Urbanisierung und Klimawandel beinhalten. Diese sich wandelnden Anforderungen haben erhebliche Auswirkungen auf die gebaute Umwelt und erfordern ein Umdenken. Es wird aufgezeigt, wie Eigentümer als Reaktion darauf enger mit den Nutzern als Partner kooperieren können.

"Der Markt beginnt, sich mit einer Ära höherer Zinssätze auseinanderzusetzen."
Lisette van Doorn
CEO Urban Land Institute

Gemischte Aussichten für den europäischen Immobilienmarkt 2024

Van Doorn: "Insgesamt sind die Aussichten für Immobilien in den nächsten Jahren angesichts der größeren Klarheit bei der Geldpolitik etwas optimistischer, wobei sich vor allem an der Schnittstelle von Immobilien und Infrastruktur neue Möglichkeiten ergeben. Auch wenn wir nicht ignorieren können, dass dieser Optimismus immer noch durch die anhaltende Unsicherheit aufgrund geo- und politischer Faktoren in vielen Ländern gedämpft wird, so ist doch klar, dass es bedeutende strukturelle Chancen gibt, die das langfristige Wachstum der Branche katalysieren." Dass sich der Wind auf den internationalen Immobilienmärkten dreht, das registriert man auch bei PlanRadar, einem österreichischen und weltweit tätigen Digitalisierungsexperten für das Immobilien- und Bauwesen. Der Ausblick auf den europäischen Immobilienmarkt für 2024 zeige auch für die nächsten Quartale ein gemischtes Bild, mit schleppenden Wachstumsprognosen und drohenden wirtschaftlichen Herausforderungen.

"Die verzögerten Auswirkungen hoher Zinssätze und konservativer Kreditvergaben könnten negative Konsequenzen sowohl für die Kaufkraft der Konsumenten als auch für Investitionen haben", heißt es. Diese angespannte Situation mache sich auch in der Baubranche bemerkbar. Die Prognose zur europäischen Bauwirtschaft für 2024 wurde in vielen Studien nach unten korrigiert.

"Grund dafür ist ein erwarteter Rückgang der Bautätigkeiten aufgrund von Inflation, Zinserhöhungen und einer sich verlangsamenden Weltwirtschaft", schreiben die Autorinnen der Studie. Dadurch würden Finanzierungsmöglichkeiten erschwert, Produktionskosten erhöht und die Rentabilität von Bauvorhaben reduziert, was sich insgesamt negativ auf die Wachstumsaussichten des Sektors auswirkt. Eine Erholung auf das Niveau vor der Pandemie sei bis 2025 auch aus heutiger Sicht nicht zu erwarten.

Darüber hinaus sehe sich die Bauwirtschaft in Deutschland, der größten Volkswirtschaft Europas, mit erheblichem Gegenwind konfrontiert, da die Bauinvestitionen zum ersten Mal seit der Finanzkrise sinken werden. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schrumpft das Bauvolumen 2024 um 3,5 Prozent auf 546 Milliarden Euro. Resümee: "Da jedoch aus heutiger Sicht die Inflation weltweit zu sinken beginnt und die Wahrscheinlichkeit künftiger Zinserhöhungen weiter abnimmt, macht sich langsam Optimismus breit."