Die Immobilienbranche hatte in den vergangenen Jahren wenig zu lachen. Aber das betrifft nicht alle Bereiche dieses Marktes. "Uns geht es gut", sagt Oliver Attensam, Geschäftsführer der gleichnamigen Hausbetreuung, bei der Eröffnung der vergrößerten und teils neu errichteten Salzburg-Niederlassung: "Seit 2020 wissen wir auch, dass wir systemrelevant sind." Die Auftragslage sei gut, "es gibt extrem viel zu tun". Für Attensam bedeutet dies: "Wir müssen die richtigen Mitarbeiter finden und diese an die richtigen Plätze setzen."
Oliver Attensam: "Meine Eltern haben quasi die ‚Hausbetreuung' erfunden."
Angefangen hat das Unternehmen aus einem Zufall heraus. Attensams Mutter arbeitete vor 45 Jahren bei einer Schneeräumfirma. Dort gab es öfter Anfragen um Einspringer im Winterdienst, wenn der eigene Hausmeister krank war. Gefragt wurde auch nach Hausmeisterdiensten, doch der Chef winkte ab, er wollte bei der Schneeräumung bleiben. Attensams Eltern sahen die Marktlücke und machten sich 1980 mit Hausbetreuungsdiensten selbstständig. Damals ging es in erster Linie um Stiegenhäuser, Grünflächen und Winterdienst. "Meine Eltern haben quasi die ‚Hausbetreuung' erfunden."
Hausbetreuung umfasst mehr Aufgaben als Reinigen
Heute hat sich das Anforderungsprofil bedeutend erweitert. "Wir sind nicht mehr nur Reiniger", erklärt Attensam: "Wir betreuen Häuser zur Gänze, also neben der Reinigung geht es auch um Lifte, Heizung, Kühlung, Fassaden oder Schädlingsbekämpfung." Rundumbetreuung heißt auch, viel im Haus zu sein und so auch die kleinsten Veränderungen zu registrieren, also auch Sprünge, schlecht schließende Türen oder kaputte Fliesen. "Es gibt so viele technische Dinge zu warten. Ein Haus lebt und es nützt sich ab."
Attensam expandiert erfolgreich seit Jahren
Als Oliver Attensam 1991 ins Unternehmen einstieg, hatte es 20 Mitarbeiter, heute sind es 2000. "Einen Schub gab es in den Nullerjahren mit dem Wegfall des Hausbetreuergesetzes. Heute gibt es in Österreich 13.700 Hausbetreuer-Gewerbescheine." Sein Unternehmen arbeite zu 60 Prozent für Hausverwaltungen, zu 30 Prozent für Gewerbebetriebe und öffentliche Gebäude und zu fünf Prozent für Private. "Wir sind ein Meisterbetrieb für Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung, aber nicht nur das. Wir sind Multianbieter mit Schädlingsbekämpfung, Gartengestaltung und -pflege und auch im Baunebengewerbe wie Maler, Installateur, Elektriker und sogar Baumeister. Da brauchen wir viel Wissen, etwa für Themen wie Feuchtigkeit oder Frostaufbrüche." In all den Fällen verfüge man über entsprechend ausgebildetes Personal und die dazugehörigen Gewerbescheine. Stoße man jetzt auf ein Problem, könne man es in vielen Fällen selbst beheben, in anderen Fällen werde es an die Hausverwaltung gemeldet, die dann Spezialisten beauftrage.
Das wird in Zukunft wohl so weitergehen. Attensam: "Es ist immer mehr Technik dabei, für Heizung, Lüftung, Klimaanlagen oder Brandmeldeanlagen. Im Grund ist das schon Facility-Management. Alles vor Ort, das ist unsere Aufgabe!"
Schon bei der Planung von Gebäuden einbringen
Spielraum sieht der Geschäftsführer aber schon im Vorfeld. So könnte man sich schon bei der Planung von Gebäuden einbringen, etwa mit dem Ziel, möglichst wenig Wartung im laufenden Betrieb zu benötigen, was die Betriebskosten senke. Als Beispiel nennt er eine steile Garagenabfahrt, wo es meist sinnvoller ist, ein Dach zu errichten, als den Asphalt zu beheizen.
Es nimmt jedenfalls das notwendige Know-how immer mehr zu, etwa im Bereich der Materialauswahl. Gerade bei Steinoberflächen braucht es ein breites Wissen in der Behandlung und Pflege. "Das kann der langfristigen Erhaltung dienen, man kann es aber auch schnell ruinieren."
Mundpropaganda fördert Mitarbeitersuche
Doch gibt es ausreichend Fachkräfte? Attensam: "Wenn man Mitarbeiter gut behandelt, dann bleiben sie auch lange und gerne." Und das spreche sich herum, weshalb sein Unternehmen bei der Mitarbeitersuche viel von der Mundpropaganda der Aktiven profitiere. Was das Fachwissen betrifft, verweist Attensam auf die bestehende Gebäudereinigungsakademie. "Die ist ganz toll, wir haben aber unseren eigenen Schulungsbereich aufgebaut und wollen als Meisterbetrieb unsere Mitarbeiter auch selbst ausbilden." Eines der zentralen Dinge, die man dort lernt, sei Freundlichkeit und Höflichkeit. "Ein Lächeln und die Menschen grüßen, das ist ganz wichtig."
Ausbildung zum Reinigungstechniker verbindet Theorie und Praxis
Auf der Ausbildungsseite gibt es den Lehrberuf des Reinigungstechnikers, der kaufmännisches Wissen mit Reinigungs-Know-how verbindet. Für den Reinigungsbereich gibt es das erwähnte Berufsbild des Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigers. "Auch ich habe damals die Berufsschule in Lilienfeld gemacht, da lernt man alles - von der Grundreinigung bis zu den Maschinen", erzählt Attensam. Vier bis fünf Lehrlinge bildet das Unternehmen aus, dazu kommen Quereinsteiger, die den Lehrabschluss nachmachen. Das sei nach drei Jahren Praxis möglich. "Das haben bei uns sehr viele gemacht. Es braucht viel Wissen, vor allem aus Chemie und Physik." Das betrifft nicht nur die erwähnten Steinoberflächen, sondern auch andere Materialien, gerade bei Böden auch PVC oder Holz. Und auch bei Metallverbindungen muss man sich auskennen, etwa, was Aluminiumfassaden betrifft. "Als Gebäudereiniger muss ich erkennen können, um welches Material es sich handelt, und ich muss wissen, was muss ich machen und was darf ich keinesfalls machen."
51 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen, die Beschäftigten kommen aus aller Herren Länder. "Wir bieten eigene Deutschkurse an, das wird super angenommen. Die Sprache zu können, freundlich zu sein und mit einer sauberen Firmenbekleidung aufzutreten, ist wichtig." Entsprechend sollte auch der Zustand der Firmenfahrzeuge sein.
Attensam investiert in neue Zentrale in Salzburg
Die Firma gehört einer Familienstiftung der Familie Attensam und hat sich nun komplett auf Österreich konzentriert. Hier gibt es 16 Standorte in allen Bundesländern, der Osten wird von der Zentrale in Klosterneuburg geleitet, der Westen (beginnt schon in Oberösterreich) mit 500 Mitarbeitern von Salzburg aus. Hier wurden sechs Mill. Euro in eine neue Zentrale investiert, wobei man nicht gänzlich neu baute, sondern ein bestehendes Objekt adaptierte und auch den Charme der früheren Nutzungen (als Druckerei und als Bäckerei) erhalten konnte. 30.000 Objekte betreut Attensam in Österreich, davon 10.000 mit umfassender Hausbetreuung.