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Jeder Dritte leidet unter schlechtem Raumklima

Wie wir wohnen, beeinflusst unser Befinden. Schon mit einfachen Maßnahmen kann man für ein gesundes Zuhause sorgen.

Ein gesundes Raumklima ist entscheidend für die Gesundheit der Bewohner.
Ein gesundes Raumklima ist entscheidend für die Gesundheit der Bewohner.

163 Millionen Europäer leben in Wohnungen und Häusern mit ungesundem Raumklima, dazu zählen zu hohe Feuchtigkeit beziehungsweise Schimmel, Mangel an Tageslicht, übermäßiger Lärm sowie Kälte. In Österreich ist fast jede dritte Person von einer dieser Gefahren betroffen.

Wie wirken sich die eigenen vier Wände auf Wohlbefinden und Gesundheit aus?

Die gesundheitlichen Auswirkungen von negativen Wohnraumverhältnissen sind bereits gut dokumentiert und umfassen Krankheiten wie Asthma, Atemwegsprobleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ist man allen vier Gefahren des Innenraumklimas ausgesetzt, hat man ein vier Mal höheres Risiko, über einen schlechten Gesundheitszustand zu verfügen. Für Kinder erhöht sich diese Zahl noch weiter.

Zu diesen Ergebnissen kommt das von Velux veröffentlichte "Healthy Homes Barometer 2022", das jährlich in Zusammenarbeit mit dem Rand-Europe-Institut in ganz Europa durchgeführt wird. Die neue Studie zeigt den katastrophalen Zustand des europäischen Gebäudebestands auf und verdeutlicht die Dringlichkeit einer nachhaltigen Renovierung - für Gesundheit, Wohlbefinden und zur Verringerung der Klimaauswirkungen.

"Als wahre ,Indoor-Generation' verbringen wir bis zu 90 Prozent unseres Lebens in Innenräumen. Dieser Umstand hat sich in den letzten Jahren durch vermehrtes Homeoffice und Distance Learning weiter verschärft", erklärt Bernhard Hirschmüller, Geschäftsführer Velux Österreich. "Daher ist es umso wichtiger, dass wir nachhaltige Wohnräume schaffen, die sich auch positiv auf unsere Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken. Wie unsere Studie zeigt, ist ein ungesundes Raumklima sowohl europaweit als auch bei uns in Österreich eine große Herausforderung."

Einer von drei Menschen in Europa ist von mindestens einer der vier oben genannten Gefahren des Innenraumklimas betroffen. Im europäischen Vergleich stehen die skandinavischen Länder mit Norwegen und Finnland an der Spitze, wenn es um gute Raumklimaqualität geht. Dort klagen nur 19 Prozent der Befragten über schlechte Wohnverhältnisse, dicht gefolgt von der Slowakei (20 Prozent) und der Tschechischen Republik (22 Prozent). Die schlechtesten Bedingungen zeigen sich laut der aktuellen Wohngesundheitsstudie in Portugal (50 Prozent) und Zypern (49 Prozent). Österreich liegt mit 29 Prozent im Mittelfeld.

Einfache Maßnahmen für eine Verbesserung des Raumklimas

Laut "Healthy Homes Barometer 2022" sind neun Prozent der Menschen in Österreich von Feuchtigkeit und Schimmel in den eigenen vier Wänden betroffen. Dies ist meist auch ein offensichtliches Zeichen für schlechte Raumluft. Als einfache Maßnahme ist hier vor allem regelmäßiges und ausreichendes Lüften der Wohnräume ein wesentlicher Faktor. Langfristig ist im Bereich des Neubaus und der Renovierung von Gebäuden eine gut durchdachte Lüftungsplanung entscheidend: Je nach Ausrichtung des Hauses können hier vor allem die Anordnung und Platzierung der Fenster einen Unterschied machen.

Optimal ist neben dem effizienten Querlüften auch die Nutzung des sogenannten Kamineffekts. Dabei kann durch das Öffnen bestimmter Fenster in verschiedenen Stockwerken die feuchtwarme Luft noch schneller aus dem Wohnraum gezogen werden.

"Wenn wir uns in unseren eigenen vier Wänden gesund und wohlfühlen wollen, braucht es viel natürliches Licht und frische Luft durch regelmäßiges Lüften", erklärt Hirschmüller. "Dabei spenden Dachfenster Tageslicht von oben und ermöglichen dadurch deutlich hellere Wohnräume und ein optimiertes Innenraumklima."

Während der Pandemie und der zahlreichen coronabedingten Maßnahmen haben viele Menschen die eigenen vier Wände um einen Arbeitsplatz erweitert. Für die sogenannte "Indoor-Generation", die viel Zeit zu Hause verbringt, sind die Auswirkungen schlechter Wohnqualität daher noch intensiver zu spüren. 29 Millionen Europäer bezeichnen ihr Zuhause als zu dunkel. Dies fördert Depressionen, Schlafstörungen sowie schlechtes Sehvermögen und wirkt sich somit deutlich negativ auf die Gesundheit aus. Tageslicht hat aber nicht nur einen starken Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden, sondern auch auf die Leistungsfähigkeit. Das natürliche Licht steigert die Aktivität vieler Hirnbereiche, schont das Auge und reduziert den Bedarf an künstlichem Licht.

Die Studienergebnisse unterstreichen, welchen Wert Renovierungen für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Verbesserung der Umweltbilanz haben. Sie zeigen auch, wie dringend notwendig angemessener und finanzierbarer Wohnraum geworden ist. Mehr als 15 Prozent der Europäer leben in unzureichenden Wohnverhältnissen und 50 Prozent verfügen nicht über genügend Ersparnisse, um ihren gewohnten Lebensstandard länger als drei Monate aufrechtzuerhalten.

"Durch Investitionen in die Renovierung des Gebäudebestands hat die Politik nicht nur die Möglichkeit, in die Gesundheit der Menschen zu investieren, sondern auch in die Wirtschaft. So zeigen die Prognosen beispielsweise, dass die Verringerung der Belastung durch Feuchtigkeit und Schimmel sowie die Beseitigung des Tageslichtmangels in Wohngebäuden in Österreich bis zum Jahr 2050 einen wirtschaftlichen Nutzen von mehr als 1,3 Milliarden Euro bringen würden, zusätzlich zu Verbesserungen der Energieeffizienz und der Umweltbilanz", weiß der Experte.

50 Millionen europäische Haushalte in Energiearmut

Ein weiteres aktuelles Problem wird durch die Studie auch verdeutlicht: 50 Millionen europäische Haushalte leben bereits jetzt in Energiearmut, viele von ihnen können ihre Wohnungen im Winter nicht heizen. In Österreich können fünf Prozent mit geringem Einkommen ihre Wohnung nicht ausreichend warm halten. In Hinblick auf die derzeitige Energiesituation und die steigenden Heizkosten wird sich diese Gruppe voraussichtlich in der nahenden kalten Jahreszeit noch weiter vergrößern.