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Klimafit gärtnern mit Plan

Ändert sich durch den Klimawandel das Wetter, werden bestimmte Pflanzen schlechter gedeihen. Vor allem in städtischen Grünräumen sollte schon jetzt umgedacht werden.

Herausforderung für alle Gartenbesitzer: Wie wird das eigene Grün klimafit?
Herausforderung für alle Gartenbesitzer: Wie wird das eigene Grün klimafit?

Die Klimaprognosen für Salzburg lassen sich so zusammenfassen: Es wird wärmer, die Niederschläge nehmen zu, der Schnürlregen wird weniger, Starkregen mehr. Im trockener und heißer werdenden Osten Österreichs wirkt man den erwartbaren Folgen des Klimawandels bereits entgegen: In Wien sollen Sprenkelanlagen in betonierten Arealen für Abkühlung sorgen, Grünräume werden erweitert, auch an Fassaden und auf Dächern.

Welche Pflanzen können dem Klimawandel stand halten?

Der Alpenraum hingegen ist klimatisch begünstigt. Doch auch hier stellt sich die Frage, was die kommenden Jahre für die Pflanzenwelt bringen werden. Sollen Hobbygärtner die Zukunft erst einmal kommen lassen oder gilt es schon jetzt umzudenken? Hannes Hochwimmer von Naturnahe Gärten sagt: "Man sollte jetzt schon darüber nachdenken, wo man welche Pflanzen und vor allem Bäume setzt, will man in 30 Jahren davon etwas haben." In seiner Gärtnerei merkt er einen Trend zum naturnahen Garten, oft rät er zur Magerwiese. Diese Blumenwiese gedeiht auch auf nährstoffarmen Böden und gibt Insekten Raum und Nahrung. Und sie macht wenig Arbeit: Die Magerwiese wird im Frühling gesät und zwei Mal jährlich gemäht.

Im städtischen Wohnen sind Blumenwiesen hingegen sprichwörtlich dünn gesät. Bei größeren Bauvorhaben ist das Grün oft nur auf den Modellplänen vorhanden. Wenn am Ende der Bauphase das Geld knapp wird, trifft das in erster Linie die Bepflanzung. Statt der üppigen Baumallee auf den Renderings stehen in der Wirklichkeit nicht selten kleine Bäumchen mit wenig Bodenraum - auch wenn hier langsam, aber sicher ein Umdenken beginne, sagt Dominik Ergott, Landschaftsarchitekt bei Grünplan.

Beim klimafitten Garten an die Zukunft denken

In Wien, wo es schon jetzt spürbar heißer wird, drücke der Schuh mehr, doch auch in Salzburg suchten Architekten verstärkt die fachliche Begleitung durch Landschaftsexperten wie ihn. Kürzlich erst wurde in Hallein die neue Zweigstelle der Landwirtschaftskammer eröffnet: ein Holzbau aus der Planung von Tom Lechner mit Fassadenbegrünung, durchgeführt von Grünplan. Für den klimafitten Garten rät Dominik Ergott ebenso wie der Gärtner Hannes Hochwimmer, gerade beim Baumpflanzen in die Zukunft zu denken und Baumarten zu wählen, die mit den Folgen des Klimawandels besser zurande kommen, und das an der richtigen Stelle mit passendem Untergrund. "Wir pflanzen jetzt Bäume, die erst in 20 bis 30 Jahren ihr volles Potenzial entfalten", sagt der Landschaftsarchitekt.

Entsiegelung und Bewässerungssysteme sind Gebot der Stunde

Die prognostizierte Verschiebung der Regenfälle vom Schnürlregen zu gestauten Starkregenereignissen zeigt sich selten positiv: Im Gegensatz zum sanft fallenden Regen dringt das Wasser bei Starkregenfällen kaum in die oft zu trockenen Böden ein, es fließt ab. Entsiegelung wäre hier ein Gebot der Stunde, sagt Ergott.

Auch wenn es nur kleine Flächen sind, auf denen Beton durch Pflastersteine mit Fugen ersetzt wird: In Summe sei die Wirkung dennoch groß, ist Dominik Ergott überzeugt. Zusätzlich wird es Substrate brauchen, die Wasser besser speichern können. Er rät Hobbygärtnern, sich bereits jetzt über Bewässerungssysteme Gedanken zu machen, nachdem die händische Bewässerung durch Gießkanne, Schlauch oder Sprinkler in der Regel mehr Wasser verbraucht.

Denn Gartenbesitzer neigen dazu, öfter, aber oberflächlicher zu gießen, wodurch Wasser eher verdampft, als dass es im Wurzelreich ankommt. Und Wasser sei immerhin eine Ressource, mit der sparsam umgegangen werden muss, ergänzt Ergott. Zuletzt komme mit den geänderten Klimabedingungen auch eine grundlegende Frage: Wie grün muss es um das Haus sein oder darf der Rasen in Trockenphasen auch einmal austrocknen und braun werden?

Blackbox-Gardening: Gartengestaltung durch die Natur

Und dann gibt es den Garten, der sich fast selbst überlassen bleibt. Blackbox-Gardening nennt Gärtner Christian Kress aus Ort im Innkreis seine Methode: Selbst versamende Pflanzen suchen sich ihren Platz selbst, der Mensch greift nur ein, um zu gestalten, etwa um entstehende Lücken zu bepflanzen. Ansonsten wird der Natur zugestanden, das zu tun, was sie ohnehin tut: zu wachsen. Den schönen Garten aus dem Bildband "spielt es nicht", sagt Kress. "Der Garten ist einem ständigen Wandel unterworfen, eine gewisse Dynamik muss man den Pflanzen zugestehen." Der Gärtner ist überzeugt: Wir müssen uns verabschieden von einer Gartengestaltung aus dem Blumenratgeber. Nicht nur weil jede Staude in jedem Garten anders gedeiht - der Phlox beispielsweise, der in einem Garten prächtig blüht, im anderen Mehltau hat, weil Nährstoffe fehlen -, sondern weil sich auch das Klima verändert. Und nur wenige Stauden vertragen wechselfeuchte Standorte. Gärtnern wird also künftig noch mehr ein Beobachten und Erfahren, wie sich die Natur (von selbst) entwickelt.

Christian Kress arbeitet überwiegend mit Stauden, die sich gut selbst erhalten können und zuverlässig im nächsten Jahr wiederkommen, je nach Boden, den sie vorfinden. Er hält wenig davon, Gärten im Hinblick auf die Klimazukunft umzugestalten: Vorrangig gelte es auch künftig den Pflanzen zu geben, was sie brauchen. "Die Natur ist härter, als man denkt."

Wie Dominik Ergott empfiehlt er, das Bewässerungsmanagement zu überdenken: Wenig und oberflächlich gießen würde nur Schnecken anziehen, besser die Pflanzen zunächst unbewässert lassen und durchdringend erst dann bewässern, wenn sie die Blätter und Blüten hängen lassen. Nicht zuletzt brauchen die Stauden eine gewisse Abhärtung: Mit ständigem leichten Bewässern würden sie lediglich ein oberirdisches Wurzelsystem bilden, ohne regelmäßiges Wasser ziehen die Wurzeln in die Tiefe, wo sie in der Regel auch in trockenen Phasen noch Feuchtigkeit vorfinden.

"Von gewissen Sträuchern wie Rhododendren, Hortensien oder Japanischem Ahorn werden wir uns bei 40 Grad im Sommer verabschieden müssen", ist Kress überzeugt. Bei der Wahl der Pflanzen - vor allem der Bäume - wird man vor allem im urbanen Bereich auf neue Sorten zurückgreifen müssen, etwa aus dem zentralasiatischen Raum. "Gut geeignet sind auch Akazien, Eschen oder der Götterbaum, auch wenn diese Bäume bei vielen Menschen noch unbeliebt sind."