Starkregen, Hitzewellen, Gewitterstürme und extremer Schneefall: In den Städten ist der Klimawandel vor allem durch Extremwetterereignisse spürbar. Schwere Verwüstungen und enorme Gesundheitsrisiken sind die Folgen. Mit Klimaschutz allein ist es nicht mehr getan - Städte müssen sich schon jetzt an das veränderte Klima anpassen. Welche Maßnahmen sich dazu eignen, zeigt zum Beispiel die baden-württembergische Stadt Rastatt oder die Quartiersentwicklung Berlin TXL.
"Unsere Städte sind nicht für extreme Hitze oder tropische Regengüsse gebaut. Das größte Problem ist die hohe Versiegelung mit wärmespeichernden Materialien, wie Beton, Asphalt oder Glas", erklärt Gregor Grassl, Associate Partner und Experte für nachhaltige Stadtentwicklung beim Immobilienberatungsunternehmen Drees & Sommer. "Dadurch kann es in Städten um bis zu zehn Grad wärmer als im Umland sein, es bilden sich sogenannte urbane Hitzeinseln." Hinzu kommen vermehrt auftretende Starkregenereignisse.
"Neben Klimaschutz und der damit verbundenen CO₂-Reduktion müssen wir unsere gebaute Umwelt an die klimatischen Veränderungen anpassen, um Schäden zu vermeiden und lebenswerte Städte zu erhalten", betont Grassl.
Maßnahmen für Klimaschutz und Klimaanpassung gehen häufig Hand in Hand - sie können in der Umsetzung jedoch auch mit gegensätzlichen Interessen verbunden sein und dadurch kollidieren. Ein Beispiel dafür ist die Diskussion darüber, Dächer entweder zu begrünen oder mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Ersteres ist eine Maßnahme der Klimaanpassung, Zweiteres des Klimaschutzes. Dabei legen zahlreiche Studien nahe, dass sich beides kombinieren lässt und daraus sogar Synergien entstehen. "Photovoltaikmodule auf Gründächern erzielen demnach einen höheren Ertrag, weil sie durch die Kühlung des Gründaches besser arbeiten", berichtet Grassl.
Ein weiteres Beispiel sind Solarsiedlungen, deren strenge Südausrichtung im Einzelfall dazu führen kann, dass sie dadurch die wichtige Stadtdurchlüftung stören. Sämtliche Baumaßnahmen gilt es somit stets aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, um Potenziale sowohl für den Klimaschutz als auch für die Klimaanpassung bestmöglich zu nutzen.
Zehnpunkteplan der Stadt Rastatt
Mehr Grün, mehr Schatten, weniger Beton, die Stadt Rastatt hat gemeinsam mit Drees & Sommer und dem Beratungsunternehmen alpS ein Klimaanpassungskonzept entwickelt. Rastatt liegt inmitten des Oberrheingrabens in einer der wärmsten Regionen Deutschlands. Klimadaten aus den Jahren 1960 bis 2020 zeigen, dass die Temperaturen in Rastatt im Sommer wie im Winter um rund drei Grad angestiegen sind. "Die Anzahl heißer Tage und warmer Nächte hat zugenommen, während die Niederschläge in den Sommermonaten zurückgehen", berichtet Martin Schursch, Klimaschutzmanager der Stadt Rastatt: "Um unsere Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner gegen die klimatischen Veränderungen zu wappnen, haben wir gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung zehn übergeordnete Maßnahmen zur Klimaanpassung priorisiert, die in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden sollen. Da Rastatt bereits 1994 als eine der ersten deutschen Städte ein Klimaschutzkonzept auf den Weg gebracht hat und wir als Stadt bis 2035 klimaneutral sein wollen, haben zahlreiche Einzelmaßnahmen auch bereits begonnen."