Drei Generationen der Baumeister- und Architektenfamilie Ceconi prägten zwischen 1850 und 1930 die gründerzeitliche Architektur in der Stadt Salzburg. Über 500 Neubauten wurden von ihnen realisiert, darunter Café Bazar, Marionettentheater, Andräschule, das heutige Doppler-Gymnasium und die prächtigen Faberhäuser. Zur Hochblüte war Ceconi das größte Bauunternehmen Salzburgs mit über 1000 Beschäftigten. In Stadt und Land gibt es auch einige Ceconi-Villen. Eine davon steht im heutigen Quartier Rauchmühle in Salzburg-Lehen. Für den damaligen Mühlenbesitzer Franz Fisslthaler baute Jakob Ceconi 1898 ein repräsentatives Wohn- und Verwaltungsgebäude an das Mühlenhaus an. Mit einer Schaufassade im Stil der Neorenaissance, einem Portikus aus Wandpfeilern und Spitzgiebel, Rustizierungen und Ziergiebeln über den Fenstern. Sehenswert sind auch das große Holztor mit Kassetten, durch das das Mühlenareal einst betreten wurde, und das riesige schmiedeeiserne Tor auf der Gartenseite.
Behutsame Bereinigung, Revitalisierung und Nutzbarmachung der Ceconi-Villa im Quartier Rauchmühle
2011 stellte die Tiroler Rauchmühle ihren Betrieb in Salzburg ein und das gesamte Areal wurde bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier um- und ausgebaut. Dafür entwarf das norwegische Architekturbüro Helen & Hard acht siebenstöckige Wohntürme. Das alte Mühlen- und Maschinenhaus sowie der Getreidesilo blieben stehen, wurden entkernt und zu Wohnungen und Büroräumen umgebaut. Die Planung für die Ceconi-Villa übernahmen die Salzburger Architekten Erhard Steiner und Georg Huber.
Bei dem denkmalgeschützten Gründerzeitbau ging es um die behutsame Bereinigung, Revitalisierung und Nutzbarmachung des Bestehenden. Nachträgliche Zubauten aus den 1970er-Jahren wurden entfernt, blinde Fenster reaktiviert, Brandschutztüren, moderne Sanitärbereiche und ein Aufzug eingebaut und das Gebäude barrierefrei gemacht. Gleichzeitig erhielt die Villa ihren einstigen Charme zurück. Zu sehen ist das im Stiegenhaus mit seinen weißen, geschwungenen Schmiedeeisengeländern, den alten Flügeltüren zu den Etagen, den Böden mit verschiedenfärbigen Mosaikfliesen in den Gängen, den Wänden und Decken mit Stuckornamenten.
Neues Geschoß mit Flachdach für die Ceconi-Villa trotz Denkmalschutz
Trotz Denkmalschutz wollte man den ungenutzten Dachraum der Villa durch ein zusätzliches Geschoß mit Flachdach ersetzen, erzählt der Architekt Erhard Steiner von der dunkelschwarz ZT GmbH: "Durch den Abbruch des alten Dachraums sollte das wenig elegante Doppelgesims abgebrochen und ein neues Geschoß errichtet werden. Die Vorgabe des Denkmalamts war, dass dieses die Schaufassade Richtung Süden optisch nicht beeinträchtigen durfte, weswegen der neue Aufbau zwei Meter vom Schaugiebel zurückversetzt wurde." So ist er vom Rad- und Gehweg unterhalb der Bahnstrecke Salzburg-Freilassing nicht sichtbar.
Gleichzeitig erhält das Dachgeschoß dadurch Licht von drei Seiten und einen zugänglichen Freibereich, der sich hinter dem Giebel über die gesamte Gebäudelänge entlangzieht. Von der Gartenseite ist die aufgesetzte, pavillonartige Holz-Glas-Konstruktion auch von außen deutlich erkennbar. Der selbstbewusste und zeitgemäße Abschluss übernimmt die Horizontal- und Vertikalgliederung des Bestandsgebäudes, hat aber eine eigenständige, leichte und luftige Sprache.