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Licht und Luft für die Ceconi-Villa

Der Architekt Georg Huber und das Büro dunkelschwarz planten ein neues Holz-Dachgeschoß für eine denkmalgeschützte Gründerzeitvilla im Salzburger Quartier Rauchmühle.

Selbstbewusster und zeitgemäßer Abschluss der Ceconi-Villa im Quartier Rauchmühle.
Selbstbewusster und zeitgemäßer Abschluss der Ceconi-Villa im Quartier Rauchmühle.
Die Rauchmühle: bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier umgebaut.
Die Rauchmühle: bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier umgebaut.

Drei Generationen der Baumeister- und Architektenfamilie Ceconi prägten zwischen 1850 und 1930 die gründerzeitliche Architektur in der Stadt Salzburg. Über 500 Neubauten wurden von ihnen realisiert, darunter Café Bazar, Marionettentheater, Andräschule, das heutige Doppler-Gymnasium und die prächtigen Faberhäuser. Zur Hochblüte war Ceconi das größte Bauunternehmen Salzburgs mit über 1000 Beschäftigten. In Stadt und Land gibt es auch einige Ceconi-Villen. Eine davon steht im heutigen Quartier Rauchmühle in Salzburg-Lehen. Für den damaligen Mühlenbesitzer Franz Fisslthaler baute Jakob Ceconi 1898 ein repräsentatives Wohn- und Verwaltungsgebäude an das Mühlenhaus an. Mit einer Schaufassade im Stil der Neorenaissance, einem Portikus aus Wandpfeilern und Spitzgiebel, Rustizierungen und Ziergiebeln über den Fenstern. Sehenswert sind auch das große Holztor mit Kassetten, durch das das Mühlenareal einst betreten wurde, und das riesige schmiedeeiserne Tor auf der Gartenseite.

Behutsame Bereinigung, Revitalisierung und Nutzbarmachung der Ceconi-Villa im Quartier Rauchmühle

2011 stellte die Tiroler Rauchmühle ihren Betrieb in Salzburg ein und das gesamte Areal wurde bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier um- und ausgebaut. Dafür entwarf das norwegische Architekturbüro Helen & Hard acht siebenstöckige Wohntürme. Das alte Mühlen- und Maschinenhaus sowie der Getreidesilo blieben stehen, wurden entkernt und zu Wohnungen und Büroräumen umgebaut. Die Planung für die Ceconi-Villa übernahmen die Salzburger Architekten Erhard Steiner und Georg Huber.

Bei dem denkmalgeschützten Gründerzeitbau ging es um die behutsame Bereinigung, Revitalisierung und Nutzbarmachung des Bestehenden. Nachträgliche Zubauten aus den 1970er-Jahren wurden entfernt, blinde Fenster reaktiviert, Brandschutztüren, moderne Sanitärbereiche und ein Aufzug eingebaut und das Gebäude barrierefrei gemacht. Gleichzeitig erhielt die Villa ihren einstigen Charme zurück. Zu sehen ist das im Stiegenhaus mit seinen weißen, geschwungenen Schmiedeeisengeländern, den alten Flügeltüren zu den Etagen, den Böden mit verschiedenfärbigen Mosaikfliesen in den Gängen, den Wänden und Decken mit Stuckornamenten.

Neues Geschoß mit Flachdach für die Ceconi-Villa trotz Denkmalschutz

Trotz Denkmalschutz wollte man den ungenutzten Dachraum der Villa durch ein zusätzliches Geschoß mit Flachdach ersetzen, erzählt der Architekt Erhard Steiner von der dunkelschwarz ZT GmbH: "Durch den Abbruch des alten Dachraums sollte das wenig elegante Doppelgesims abgebrochen und ein neues Geschoß errichtet werden. Die Vorgabe des Denkmalamts war, dass dieses die Schaufassade Richtung Süden optisch nicht beeinträchtigen durfte, weswegen der neue Aufbau zwei Meter vom Schaugiebel zurückversetzt wurde." So ist er vom Rad- und Gehweg unterhalb der Bahnstrecke Salzburg-Freilassing nicht sichtbar.

Gleichzeitig erhält das Dachgeschoß dadurch Licht von drei Seiten und einen zugänglichen Freibereich, der sich hinter dem Giebel über die gesamte Gebäudelänge entlangzieht. Von der Gartenseite ist die aufgesetzte, pavillonartige Holz-Glas-Konstruktion auch von außen deutlich erkennbar. Der selbstbewusste und zeitgemäße Abschluss übernimmt die Horizontal- und Vertikalgliederung des Bestandsgebäudes, hat aber eine eigenständige, leichte und luftige Sprache.

Die Rauchmühle: bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier umgebaut.
Die Rauchmühle: bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier umgebaut.
Die Rauchmühle: bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier umgebaut.
Die Rauchmühle: bis 2022 zum Wohn- und Arbeitsquartier umgebaut.

Durch einen neuen Eingang und das historische Stiegenhaus mit seiner Gründerzeitarchitektur geht es hinauf in den dritten Stock zu dem schlicht-geradlinigen und offenen Raum, der einen Kontrapunkt zum Rest des Gebäudes darstellt. Im Unterschied zu den Geschoßen darunter prägt naturbelassenes Holz die Atmosphäre.

Gezielt wird mit der Weite des etwa 300 Quadratmeter großen Raumes gespielt. Durch die durchgehende Fensterzone wachsen die hohen Bäume ringsum förmlich in den Innenraum hinein. Drinnen haben sie ihre Entsprechung in den Holzpfeilern, welche die Dachbalken tragen. Der freie Blick gleitet über die Dächer der Stadt hinweg bis zu Haunsberg, Gaisberg und Untersberg. "

Geringe Lasten durch Holz-Leichtbau-Konstruktion

Ein Kriterium beim Verdichten ist unter anderem die Statik. Und bei Leichtbau in Holz oder auch in Stahl sind die aufgebrachten Lasten sehr gering", sagt Erhard Steiner vom Architekturbüro dunkelschwarz. Bei der Ceconi-Villa konnte man mit einer Holz-Leichtbau-Konstruktion punkten. Das neue Geschoß wiegt zusammen mit dem Hohlraumboden weniger als die alte Dachkonstruktion. Ein weiterer Pluspunkt war das Tempo, mit dem gebaut werden konnte. Nach dem Abschluss der technischen Vorarbeiten für den Holzaufbau war das Dach innerhalb von zwei Tagen wieder dicht. Das "Skelett" aus Holzträgern und Stützen wurde aufgestellt, die vorgefertigten Massivholz-Holzdeckenplatten aufgesetzt und das umlaufende Fensterband eingebaut, erzählt der Architekt: "Im Prinzip wurde der Holzbau wie ein exaktes Puzzle an Ort und Stelle zusammengesetzt."

Das zusätzliche Geschoß brachte in Summe ein Drittel zusätzliche Nutzfläche

Das zahlte sich umso mehr aus, als das Dach ohnehin sanierungsbedürftig war. "Man verlagerte die notwendige Maßnahme so einfach um eine Ebene nach oben", erklärt Erhard Steiner. Grundsätzlich ist der Architekt pragmatisch, wenn es ums Verdichten geht. Ob mit Holz, Ziegeln oder Beton, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Beim angrenzenden Maschinenhaus, welches die Architekten vom Büro dunkelschwarz zu 17 geförderten Wohnungen umgestalteten, wurde dem Bestand entsprechend mit Beton und Ziegeln weitergebaut. Lediglich im Innenausbau kommen Glas und Holz in Form von Oberlichten und mobilen, raumtrennenden Elementen zum Einsatz.

Erhard Steiner sieht in Salzburg noch viel Potenzial für Nachverdichtungen. "Es muss nicht immer ein denkmalgeschütztes Objekt sein. Beim Maschinenhaus war es ein Betonblock aus den 1980ern, der ebenso seinen Reiz hat. Genauso kann es auch ein einfaches Einfamilienhaus sein. Je nach Vorgabe führt das immer zu ganz eigenständigen Lösungen."