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Nachhaltige Zellulosedämmung: Isocell Schulungen in Neumarkt am Wallersee

"Mein Dämmstoff war eine Zeitung": Zellulosedämmung aus wertigem Altpapier ist klimafreundlich. Sie sorgt für geringen Energieverbrauch und eine gute Klimabilanz.

Schulungsleiter Akosh Horvath erklärt der Gruppe, wie das System funktioniert.
Schulungsleiter Akosh Horvath erklärt der Gruppe, wie das System funktioniert.

Erstaunlich wenig staubig ist es im Schulungsraum. Dort sind die Schulungsleiter Rupert Frauenschuh und Akosh Horvath zugange. Sie trainieren eine Gruppe interessierter Herren aus Rendsburg, Norddeutschland, die zwei Tage lang zur Einschulung bei Isocell in Neumarkt am Wallersee zu Gast sind. Die Gruppe lernt, wie das fein aufgefaserte Zeitungspapier in Dachschrägen und Wände eingeblasen wird und auf diese Weise zu einem kompakten, maßgeschneiderten Dämmstoff wird.

Zellulosedämmung ist klimafreundlich

Vom Baum zum Papier, vom Papier zur Zeitung, von der Zeitung zum Dämmstoff und nach dreimaliger Wiederverwertung zum hochwertigen Dünger: So läuft der Kreislauf der Zellulosedämmung ab - in der sogenannten Kaskadennutzung. Zellulosedämmstoff aus hochwertigem Altpapier ist in doppelter Hinsicht klimafreundlich. Er sorgt für einen geringen Energieverbrauch während der Lebensdauer eines Gebäudes und weist selbst eine hervorragende Klimabilanz auf. Der geringe Energiebedarf bei der Herstellung resultiert daraus, dass sortenrein gesammeltes Zeitungspapier nur aufgefasert werden muss. "Wir müssen nichts kleben, nichts trocknen oder mit schwerem Gerät abbauen", erklärt Gabriele Leibetseder, Leitung Vertrieb und Technik bei Isocell.

"Zellulose bindet mehr CO2, als sie verbraucht."
Gabriele Leibetseder
Isocell

Überdies speichert Zellulose CO₂ - ebenso wie Holz - mehr, als bei der Produktion anfällt, und darf sich daher über eine negative CO₂-Bilanz freuen. Auch aus Holzfasern lassen sich gute Dämmstoffe herstellen, jedoch punktet Zellulose im Vergleich auch hier: "Unsere Faser hat, unter dem Mikroskop betrachtet, viele kleine Haken, die sich mit den anderen Fasern verbinden. Holzfaser ist im Gegenzug glatt, wie ein Zahnstocher, und kann sich daher nicht so gut verbinden", merkt Leibetseder an.

Die Herstellung von Zellulosedämmung ist vergleichsweise einfach

"Jeder, der zu Hause alte Zeitungen, eine Kaffeemühle, Borsalz und Magnesium hat, könnte das theoretisch daheim in der Küche machen", schildert Leibetseder mit einem Lächeln. Natürlich laufen die Prozesse in den Isocell-Produktionsbetrieben im steirischen Hartberg, in Belgien und in Schweden im großen Stil ab. Den Rohstoff - Zeitungspapier, das sortenrein gesammelt wird - kauft Isocell bei Papierhändlern zu. "Meist sind es Restexemplare vom Zeitungsdruck, wie etwa die SN, die wir aber nicht selbst sammeln dürfen. Hochglanz-Werbeprospekte sind nicht gut geeignet zur Verarbeitung, weil zu viele Farbschichten drauf sind."

Nach der Zerfaserung wird die Zellulose entweder zu Matten verpresst oder stark verdichtet in Säcken abgepackt. Die Matten sind formstabil und können je nach Bedarf zugeschnitten werden. So finden sie auch in schmalsten Hohlräumen Platz.

Der Zellulosedämmstoff wird direkt in die Hohlräume eingeblasen.
Der Zellulosedämmstoff wird direkt in die Hohlräume eingeblasen.

Zellulose in Säcken wird per Lkw samt Verarbeitungsmaschine direkt zur Baustelle gebracht. Der angeschlossene Schlauch wird je nach Bedarf nach oben gezogen - problemlos bis zu neun Stockwerke hoch - und die Zellulose wird in der entsprechenden Konstruktion eingeblasen. Möglich sind Dachschrägen, aber auch bei Außenwänden oder bei der letzten Geschoßdecke findet sie Anwendung. "Vor allem bei Altbauten mit geringer Höhe ist das vorteilhaft, weil man es niedrig aufblasen kann", erklärt die gebürtige Oberösterreicherin. Besonders im Holzbau ist Zellulosedämmung gefragt. Betonbauteile können auf diese Weise zu einer verbesserten Energiebilanz kommen.

Zellulose erwärmt sich langsam, ist schalldämmend und brandhemmend

Bezüglich des Feuerschutzes braucht sich bei einer Zellulosedämmung niemand Sorgen zu machen. Der Feuerwiderstand ist hoch, sie brennt kontrolliert, das heißt, die Oberfläche verkohlt und wirkt durch die Kompaktheit brandhemmend wie Holz. "Wenn sie im Brandfall nicht so gute Eigenschaften hätte, wäre sie keinesfalls als Baustoff zugelassen."

Große Vorteile bringt die Zellulosedämmung im Sommer, denn sie erwärmt sich langsam: "Eindeutig ein Vorteil gegenüber der schwereren Steinwolle, denn bei Zellulose wird das Durchdringen der Hitze bis zum Sonnenuntergang verzögert." Umgekehrt bietet sie im Winter beste Wärmedämmung, was wiederum geringere Heizkosten bedeutet.

Die Schalldämmwerte sind ebenso bestens: Der Schall wird halbiert, was insbesondere bei Sanierungen gut funktioniert. "Im Massivbau gibt es 17 Übertragungswege, bei Holzbau nur drei."

Zellulosedämmstoff wurde vor mehr als 100 Jahren in den USA erfunden. Isocell - gegründet 1992 - hat das Prinzip weiterentwickelt und forscht intensiv an neuen Fasern, etwa aus Karton. Überdies ist die Firma dazu übergegangen, die eigenen Einblasmaschinen zu entwickeln. "Wir liefern sozusagen die Hülle und die Fülle, wie beim Anorak", schmunzelt Leibetseder.

Zellulosedämmung bringt viele Vorteile

1. Die Dämmung aus Zellulosefasern besteht aus nachwachsenden Rohstoffen.

2. Die Herstellung verbraucht deutlich weniger Energie als andere Dämmstoffe.

3. Bei der Wärmedämmung gibt es weder Lücken noch Kältebrücken.

4. Die Dämmung ist diffusionsoffen und begünstigt ein angenehmes Raumklima.

5. Mit Zellulose gedämmte Gebäude heizen sich im Sommer langsamer auf und kühlen im Winter nicht so schnell aus.

6. Zellulosedämmung ist schimmelfest.

7. Beim Schallschutz punktet Zellulosedämmung ebenfalls.