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Gebäudehülle ist entscheidend für Energieverbrauch

Mittels Dämmung lässt sich der Energieverbrauch senken. Fokus der Bauwirtschaft liegt künftig vor allem auf der Sanierung von Bestandsgebäuden.

Das Dämmen von Gebäuden ist ein Gebot der Stunde. Die Umweltorganisation Global 2000 spricht in Österreich von 1,5 Millionen Gebäuden mit schlechter Energiebilanz und macht damit das Potenzial für die thermische Sanierung deutlich. Die Gebäudehülle ist ein entscheidender Faktor für den Energieverbrauch. Wärme, die ein Gebäude im Winter nicht verliert, muss erst gar nicht erzeugt werden.

Gute Dämmung senkt den Energieverbrauch enorm

Eine drastische Reduktion des Heizwärme- und Kühlbedarfs durch umfassende Gebäudesanierung ist daher ebenso wichtig wie treibhausgasneutrale Heizsysteme. Eine im Auftrag von Greenpeace durchgeführte Studie des Wuppertal-Instituts verdeutlicht den Multiplikatoreneffekt anhand von Windrädern, die man zum Heizen eines Wohngebiets mit 19.000 Haushalten oder zirka 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern - das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Wiener Neustadt - braucht (siehe Grafik). Bei dieser Studie wird die Heizstromversorgung von bereits auf moderne Wärmepumpen umgerüsteten Gebäuden simuliert. Es zeigen sich gravierende Unterschiede im Energieverbrauch. Sind die Häuser in einem schlechten energetischen Zustand, braucht es 14 Windräder, um den Bedarf an Heizstrom zu decken. Sind die Häuser entsprechend gut gedämmt, braucht man nur ein Windrad. Das bedeutet: Gut zu dämmen senkt den Verbrauch enorm, man spart Energie, ohne auf etwas zu verzichten.

Thermische Sanierung ist richtungsweisender Trend für Bauwirtschaft

In Zahlen bedeutet das: Für einen ungedämmten 100 Quadratmeter großen Altbau beträgt der Primärenergieverbrauch im Jahr rund 5600 kWh Heizstrom. Dasselbe Haus auf Passivhaus-Standard saniert benötigt nur noch 400 kWh Heizstrom. Die thermische Sanierung ist also ein richtungsweisender Trend für die Bauwirtschaft. Die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute für das Jahr 2023 konfrontieren deshalb auch die heimische Bauwirtschaft mit einem bis dato noch nie da gewesenen Anspruch, sich rasch auf sich ändernde Rahmenbedingungen einzustellen und gleichzeitig alles dafür zu tun, um verlässlicher Motor der Konjunktur zu bleiben.

Auch wenn es im Neubaubereich definitiv zu Rückgängen kommen wird, gilt es jetzt verstärkt den Gebäudebestand zu revitalisieren und für die Zukunft zu rüsten. "Wir freuen uns daher, dass die Regierung unseren seit vielen Jahren erhobenen Forderungen nach massiver Anhebung der Fördersummen jetzt zugestimmt und damit ein erstes klares Signal zur dringend notwendigen Erhöhung der Sanierungsrate gesetzt hat", zeigt sich Georg Bursik, Geschäftsführer Baumit GmbH, mit dem Etappenziel zufrieden und rechnet für das Baumit-Geschäftsjahr 2023 "unter den aktuellen Rahmenbedingungen mit einem moderaten Wachstum von drei bis vier Prozent"

Anpassung des Förderbereichs für thermische Gebäudesanierung ist notwendig

Damit das dringend notwendige Ziel einer thermischen Sanierungsrate von zumindest drei Prozent erreicht werden kann, muss im Förderbereich gezielt nachjustiert werden. "Ein Wermutstropfen ist, dass die volle Fördersumme nur bei Erreichen des Passivhaus-Standards ausbezahlt wird. Das Problem liegt hier aber im Bestand, denn bei vielen der 1,5 Millionen schlecht bis gar nicht gedämmten Gebäuden ist dieser Standard technisch nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem finanziellen Aufwand zu erzielen", sieht Georg Bursik Gründe, "warum Fördergelder noch nicht abgeholt werden. Eine Kriterienerleichterung in Richtung Niedrigenergie-Standard würde für erheblich mehr Bewegung sorgen."