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Österreichische Möbelindustrie will 2024 wieder durchstarten

Aufgetaucht aus dem Wellental: Dem schwierigen Jahr 2023 begegneten die heimischen Möbelhersteller mit Umstrukturierungen und neuen Modellen.

Voglauer aus Abtenau hat das Thema „Gletscher“ als Designelement in die neue Kollektion eingebracht.
Voglauer aus Abtenau hat das Thema „Gletscher“ als Designelement in die neue Kollektion eingebracht.
Freundliche Farben beim österreichischen Polstermöbelhersteller Sedda.
Freundliche Farben beim österreichischen Polstermöbelhersteller Sedda.

Das Jahr 2023 war ein relativ schwieriges Möbeljahr", konstatierte Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie, zu Beginn dieser Woche anlässlich der Internationalen Möbelmesse (IMM) in Köln. "Die Inflation brachte eine schwierige Situation für die Käufer, dazu kamen noch gestiegene Energiepreise." All das habe zu einer gewissen Zurückhaltung geführt.

Von Pandemie profetiert, jetzt Rückgänge in der Möbelindustrie

Allerdings müsse man auch festhalten, dass "in Zeiten der Pandemie wir Möbler klar profitiert haben". Jetzt schlage das Pendel wieder in die andere Richtung, der größte Konkurrent um die Gunst der Menschen sei derzeit der Reisemarkt.

In den ersten drei Quartalen 2023 sei ein Produktionswert von 2,01 Mrd. Euro in der österreichischen Möbelindustrie verzeichnet worden, das war ein nominaler Rückgang um 2,5 Prozent, die Exporte reduzierten sich um 5,8 Prozent. "Dennoch ist das der zweitbeste Exportwert seit vielen Jahren", rückt Emprechtinger die Dimensionen zurecht. Andererseits seien die realen Einbußen höher.

Ein wichtiger Treiber für die Möbelindustrie ist die Bauwirtschaft

Emprechtinger: "Ich fürchte, dass die Bauwirtschaft sich nicht so schnell erholen wird. Andererseits sollte heuer die Lage schon besser werden und auch Zinssenkungen sind möglich."

Zur Eröffnung der Team-7-Welt entwarf Lucie Koldova den Loungechair „Elliot“.
Zur Eröffnung der Team-7-Welt entwarf Lucie Koldova den Loungechair „Elliot“.

Ein wesentlicher Grund, dass er mit seinem Unternehmen Team 7 auf der IMM bei der Präsentation der neuen Modelle "Vollgas" gegeben habe, liege darin, dass der Verkauf in dieser Branche sehr stark emotional und weniger rational getrieben werde. "Trotz aller Probleme haben die Menschen noch nie so viel Geld in den privaten Haushalten gehabt wie jetzt."

Arbeitszeitverkürzung bei Joka

Joka setzt neu auf das multifunktionale Gartenmöbel„Butterfly“.
Joka setzt neu auf das multifunktionale Gartenmöbel„Butterfly“.

Von einer schwierigen Zeit berichtet auch Gerhard Ausserhuber, Vertriebsleiter von Joka und dem Tochterunternehmen Pro Natura: "Wir haben in der Coronazeit ordentlich investiert, 2023 war dann sehr schwierig." Beim Umsatz musste Joka ein Minus von fünf Prozent auf 18 Mill. Euro verkraften, die Zahl der Mitarbeiter sank von 120 bis 140 früher auf 110 bis 120. "Gleichzeitig sind die Kosten, vor allem im Lohnbereich, um 9,7 Prozent gestiegen und werden sich auch heuer wieder um sieben Prozent erhöhen." Aufgefangen wurde die Situation durch eine Arbeitszeitverkürzung um 6,5 Prozent, also beispielsweise von 38,5 auf 36 Stunden. Dies gelte bis Ende 2024 und wurde mit jedem einzelnen Beschäftigten individuell vereinbart. In der Regel ist nun der Freitag frei, mit Ausnahme des Vertriebs.

Strafferes Sortiment bei Pro Natura

Von früher 28 Optionen bietet das neue Schlafsystem Pro Natura nun drei Systeme mit in Summe acht Varianten. "Bei den Käufern ist mehr die Emotion präsent als die Technik. Die Beratung ist daher das Herzstück. Die Stützpunktpartner und die Premiumpartner können so auch mehr aus dem Sortiment zeigen."

Bei Joka habe man auch die eigenen Schauräume evaluiert, St. Pölten und Villach wurden zugesperrt, dafür öffnet ein neuer Schauraum in Wien-Meidling. Die übrigen Schauräume, auch jener in Salzburg, bleiben, werden aber neu gestaltet.

Anders mit der schwierigen Lage ist der Salzburger Produzent Voglauer umgegangen

"Wir haben die Perspektive, dass es heuer besser wird, auch die Zinsen sind nun berechenbarer", sagt Geschäftsführer Peter Grünwald. Zudem sei sein Unternehmen nicht so sehr vom Neubau abhängig. Stabilisierend in der Wellenbewegung auf dem Markt sei, dass Voglauer neben dem Möbelhandel als zweites Standbein auch als Generalunternehmer im Vier- und Fünfsternbereich der Hotellerie agiere. Von den 350 Beschäftigten entfallen 150 auf den Baubereich.

Die Möbelproduktion erfolgt komplett in Abtenau. "Seit der ,Metamorphose' 2006/2007 mit der Umstellung des gesamten Sortiments von traditionellen Bauernmöbeln auf nachhaltige Naturprodukte in modernem Design des Alpine Style bietet Voglauer nun österreichische Qualität, österreichische Produktion und zertifizierte Hölzer. Wir haben dafür auch den Salzburger Umweltpreis bekommen." Auch der Standort sei nachhaltig. Das reicht von lösungsmittelfreien Oberflächen bis zum völligen Verzicht auf fossile Brennstoffe.