"Wir wollten ein Ensemble, das den Standort aufwertet."
Tatsächlich fügt sich das ein-, zwei- und dreigeschoßige Ensemble gut in das umliegende Ambiente ein. Theoretisch könnte in dieser Art weitergebaut werden, ohne die Intimität des Villenviertels zu stören. "Wir wollten ein Ensemble schaffen, das den Standort aufwertet", sagt Bernd Haslauer: "Unsere Häuser sollen auch in 15 bis 20 Jahren noch zeitlos sein, in Würde altern und Patina ansetzen."
Fassadengestaltung mit Hell-Dunkel-Kontrasten
Bei der Gestaltung der Fassaden war ein Spiel mit Massivität und Leichtigkeit das Anliegen, erzählt der Architekt weiter: "Das Herausarbeiten der massiven Gebäudeschale und das Aufschneiden und Zeigen der weichen und hochwertigen Materialien im Bereich der Balkone und Terrassen war uns besonders wichtig." Ersichtlich wird das an den bewusst gesetzten Hell-Dunkel-Kontrasten zwischen den hellen Massivbauteilen sowie den Innenseiten von Loggien und Balkonen mit Thermo-Esche und pulverbeschichteten graubraunen Metallteilen.
Auf die Außenbereiche wurde großer Wert gelegt
Auch auf Blickrichtungen und Abstände zwischen den Baukörpern wurde großer Wert gelegt, betont Haslauer: "Unser Gestaltungswille endete nicht an der Fassade. Eingänge und gepflasterte Wege, Gartenzäune und die Durchsichten von der Straßenseite waren uns ebenso wichtig." Es wurde auf maximalen Grünraum geachtet, auch die Abfahrtsrampe für die Tiefgarage wurde bepflanzt und mit einem breiten Wassergerinne versehen.
Architekten schaffen Freiflächen und Licht
Trotz der räumlich beengten Situation und der hohen Baudichte am Bauplatz sollten gleichwertige Wohnungen mit ebensolchen Außenbereichen entstehen. Dafür ließen die Architekten ihrer Fantasie freien Lauf. Durch bewusst gewählte Gebäudeabstände entstanden immer wieder Freiflächen für große Dachterrassen, die freien Ausblick gewähren. Die loggienartigen Balkone wurden bewusst großzügig dimensioniert und überragen die Fassade. Die Gartenwohnungen sind allesamt süd- und westwärts ausgerichtet. Ein Blick in eine der Gartenwohnungen bestätigt die Wohnqualitäten auch von innen. Der offene Wohnraum mit raumhohen Fensterelementen und ein gut durchdachter Grundriss lassen das Tageslicht von drei Seiten ins Innere.
Architekturbüro zieht in historische Villa
Die Fassade der dreigeschoßigen Villa galt als erhaltenswürdig. Das innen entkernte Haus erhielt neue Holz-Kastenfenster. Vorgarten und Spaliere im Erdgeschoß wurden wiederhergestellt. Während der Bauarbeiten entschieden sich die haro-Architekten, mit ihrem Büro ins Erdgeschoß der alten Villa zu ziehen. An der Frontseite bringt ein großes Fenster mehr Tageslicht in die nordseitig ausgerichteten Büroräume. Durch das Portal der früheren Villa gelangt man in einen kleinen Vorraum mit raumhohen Holzeinbauten für die Garderobe und eine Toilette. Der Boden und die bauteilaktivierte Decke sind durchgängig in allen Räumen aus Sichtbeton. Vom Vorraum nur durch filigrane Metall-Glas-Elemente mit großen Flügeltüren getrennt, befinden sich rechts das Gemeinschaftsbüro für alle sechs Architektinnen und Architekten und links ein schlicht gehaltener Besprechungsraum. Weiße Bürotische, Wiener Stadthallenstühle von Roland Rainer aus den 1950er-Jahren, buffetartige Unterschränke, Wandregale aus Holz und Designleuchten aus Edelstahl bestimmen das Ambiente.
Großraumbüro bietet kreative Rückzugsorte
Das rund 50 Quadratmeter große Großraumbüro zieht sich über die gesamte Längsseite der Villa, mit halbhohen weißen Regalen unter den Fenstern und in der Raummitte zusammengestellten Arbeitstischen. Die Nischen wurden flächenbündig raumhoch verbaut, um Stauraum zu erhalten. Vor dem auslagenartigen, großformatigen Fenstern der Zugangsfassade wurde eine Art Ruhepol geschaffen, bestehend aus einem Couchtisch und einem roten Egg Chair, der auf einen Entwurf des dänischen Designers Arne Jacobsen aus den 1960er-Jahren zurückgeht. Im Vorgarten der Villa gibt es als Entsprechung im Freien eine Hausbank mit einem kleinen Tisch für kreative Pausen. Für die große Auszeit nach Büroschluss braucht Bernd Haslauer nur eine Minute in seine Wohnung.