SN.AT / Leben / Wohnen

Sanierung: Modernes Loft im alten Gemäuer

Designer und Innenarchitekt Marcel Eberharter hat eine Vorzeigesanierung umgesetzt. Aus zwei alten kleinteiligen Wohnungen im Andräviertel entstand ein Loft nach internationalem Standard.

Mit viel Kreativität wurde aus zwei alten kleinstrukturierten Wohnungen ein moderner und großzügiger Wohnraum.
Mit viel Kreativität wurde aus zwei alten kleinstrukturierten Wohnungen ein moderner und großzügiger Wohnraum.
Vorraum: links die Visualisierung, rechts das fertige Ergebnis.
Vorraum: links die Visualisierung, rechts das fertige Ergebnis.
Mit viel Kreativität wurde aus zwei alten kleinstrukturierten Wohnungen ein moderner und großzügiger Wohnraum.
Mit viel Kreativität wurde aus zwei alten kleinstrukturierten Wohnungen ein moderner und großzügiger Wohnraum.
Umbauphase: mit dem Bagger im künftigen Wohnzimmer.
Umbauphase: mit dem Bagger im künftigen Wohnzimmer.

Am Anfang war der Altbau. Der Salzburger Designer Marcel Eberharter kaufte Anfang der 2020er-Jahre zwei Wohnungen in einem alten Haus im Andräviertel. "Es waren zwei kleinstrukturierte Wohnungen mit 18 kleinteiligen Räumen", erzählt der Innenraumexperte, der bereits mehrfach den German Design Award gewann und erst kürzlich mit dem Built Design Award in der Schweiz ausgezeichnet wurde.

""Wir wollten zeigen, was man aus einem Altbau machen kann, und haben die beiden Wohnungen in ein aktuelles internationales Designloft transformiert und das Objekt auf den Designstand der Dinge gebracht.""
Marcel Eberharter
Innenarchitekt

Mit dem jetzigen Grundriss-Layout seien die Anforderungen an ein modernes Wohnbedürfnis umgesetzt.

Der Weg dahin war aufwendig. Denn das Haus hat elf Einheiten und der studierte Innenarchitekt musste die Zustimmung aller Eigentümer einholen, um sein Vorhaben umzusetzen. Allein der behördliche Einreichprozess und die Unterschriften aller Eigentümer haben ein Jahr in Anspruch genommen. Danach folgte ein Jahr Umbauzeit, das noch genügend Überraschungen bereithielt. So gab es in dem Haus einen Bombentreffer, doch Pläne aus der Zeit gibt es nicht. Gerade die Statik war natürlich ein großer Brocken, auch die Hauptwasserleitung verlief mittendurch.

KNX-Bus-System, Fußbodenheizung, Schallschutz und Kühlung brachten extremen Mehrwert

Durch seine gesamtheitliche Betrachtung sollten beim Umbau akustische, thermische und technische Aspekte berücksichtigt werden, dazu kam die Herausforderung Brandschutz. Denn neben den Holztramdecken gab es auch Schilfmatten an den Decken. "Wir wollten ein KNX-Bus-System, eine Fußbodenheizung und eine Kühlung realisieren, Dinge, die man im Altbau nicht kennt", erzählt Eberharter. Letztlich brachten seine Einbauten aber einen extremen Mehrwert für das ganze Haus. Denn für den Schallschutz wurden die Tramdecke und die Unterdecke akustisch entkoppelt, wodurch es in der neu entstandenen Wohnung, die im Hochparterre liegt, auffallend ruhig ist. Das liegt natürlich auch an den dicken Außenwänden und den Schallschutzfenstern.

Wichtig war eine supergenaue Bestandsaufnahme des gesamten Hauses

Davor wurden die Räume quasi auf null gestellt. Es blieb der "Rohbau" übrig, Estrich, Decken etc. wurden von Grund auf neu aufgebaut. Dazu gehört auch ein neuer Stiegenabgang in das ebenfalls komplett sanierte und trockengelegte Kellerabteil, das nun als begehbarer Schrankraum fungiert.

"Wichtig war eine supergenaue Bestandsaufnahme des gesamten Hauses, sämtliche Risse etc. wurden dabei dokumentiert", sagt Eberharter, der früher vier Jahre bei United Designers in London gearbeitet hat. Und vor allem Offenheit und Transparenz. Nur so könne man Verständnis der anderen Eigentümer für die Beeinträchtigungen während der Arbeiten erlangen.

Jetzt hat die Wohnung 270 Quadratmeter inklusive "Keller", die Raumhöhe liegt bei drei Metern, wobei weitere zehn Zentimeter die spezielle Akustikdecke in Anspruch nimmt. Dort sind unsichtbar Lautsprecher für die Beschallung untergebracht, auch die Luftzirkulation und die Belüftung erfolgen über eine Schattenfuge in der Decke.

Wände und Boden sind mit Mikrozement "verputzt", es ist keine Sesselleiste nötig. "Wir haben rund 150 solcher Details verbaut bis hin zur Spezialküche, die man optisch fast verschwinden lassen kann, oder einem Weinschrank, der nur aus einer Perspektive sichtbar ist. Wir versuchen auch künftige Funktionalitäten mitzudenken." So gibt es bei jeder Steckdose eine Internetverbindung und auch Leerverrohrungen etwa für künftige Beschattungsanlagen. Deshalb sei es so wichtig, zu Beginn genau zu wissen, was ein Kunde wirklich braucht, und auch seine Tagesabläufe zu berücksichtigen.

Die 1985 in Lehen gegründete Firma hat Marcel Eberharter von seinen Eltern übernommen, 2014 trat er ein und leitet die Firma seit 2019. "Wir verstehen uns als Architekten und Innenarchitekten", erklärt er seinen Anspruch. Eine eigene Ziviltechniker-Gesellschaft kümmere sich um die Einreichungen. "Wir können den Kunden buchstäblich alles aus einer Hand anbieten, sind aber kein klassisches Architekturbüro." Von den 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind zwölf im Bereich Planung für Architektur und Innenarchitektur beschäftigt. Im ersten Stock der Stadtbibliothek haben die Planer auf 250 Quadratmetern die nötige Ruhe für ihre Tätigkeit. Der Rest ist in der Ignaz-Harrer-Straße im Showroom für die Kunden da. "Wir machen alles von der Idee über die Detailplanung bis zur Bauaufsicht." Für sein Vorzeigeloft habe man 800 Stunden Planungsaufwand investiert und in Summe 50 Gewerke beschäftigt.

Regionale Wertschöpfung mit Handwerkern aus Österreich

Wichtig ist ihm dabei auch hier die regionale Wertschöpfung, denn Eberharter designt auch die Einrichtungsgegenstände und Möbel. Dafür braucht er Handwerker, die sich auch auf alte Techniken verstehen. Und die seien in Österreich, gerade auch im Raum Salzburg, durchaus zu finden. "Wir haben ein Topteam in unserem Partnernetzwerk." Als interdisziplinäres Büro mit Schwerpunkt Umsetzung könne man auch dafür sorgen, dass am Schluss das Ergebnis auch so aussieht wie auf den Visualisierungen zu Beginn.

Derzeit arbeite man an drei Häusern in Perchtoldsdorf, Elsbethen und Mattsee, aber auch an einer Altbauaufstockung in Wien und einer Komplettsanierung in der Salzburger Altstadt.