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Steht der Wohnbau vor dem Einbruch?

Heimische Projektentwickler warnen vor Stillstand im Wohnungsneubau. Die Zahl der Baugenehmigungen sinkt dramatisch, der Zuzug hält an.

Experten sind beim Wohnungsneubau pessimistisch.
Experten sind beim Wohnungsneubau pessimistisch.

Eine aktuelle Umfrage der "VÖPE - Vereinigung österreichischer Projektentwickler" unter ihren 50 Mitgliedern kommt zu einem dramatischen Ergebnis: Drei Viertel der Befragten bezeichnen die Marktentwicklung für den Zeitraum 2023 bis 2025 bezogen auf die Umsetzung von Projekten und das Investitionsvolumen als negativ.

Hohes Zinsniveau und strengere Kreditvergaberichtlinien erschüttern Projektentwickler

Laut der Umfrage erschüttert das hohe Zinsniveau ausnahmslos alle Projektentwickler. 90 Prozent sind merkbar durch die strengeren Kreditvergaberichtlinien betroffen.

VÖPE-Präsidiumssprecher Andreas Köttl: "Sollte sich an der aktuellen Situation mit den für die Branche schlechten Rahmenbedingungen nichts ändern, rechnen wir mit sinkenden Umsätzen, internem Jobabbau und deutlich weniger Neurealisierungen am Wohnungsmarkt. Das ist für den einzelnen Entwickler dramatisch, aber auch für die österreichische Volkswirtschaft."

Viele Herausforderungen für Immobilienunternehmen

Die Immobilienunternehmen insgesamt und die Projektentwickler im Speziellen haben derzeit mit vielfältigen Herausforderungen zu kämpfen. Köttl: "Ein hohes Zinsniveau und gleichzeitig unnötig strenge Vergabekriterien für Immobilienkredite, hohe hausgemachte Inflation und damit zusammenhängende Kostensteigerungen für Bauleistungen und Löhne, nach wie vor hohe Grundstückspreise und ständig steigende Bürokratie in Widmungs- und Bauverfahren sowie für neue Berichtspflichten. Zuletzt noch ein Mietpreisdeckel, der Finanzierungs- und Erhaltungskosten für die Entwickler von Altbauobjekten verteuern wird."

Demnächst werde der Wohnungsbau so gut wie stillstehen

Wurden 2020 noch fast 45.000 Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser erteilt, so ist diese Zahl laut Wirtschaftskammer im abgelaufenen Jahr 2022 bereits auf knapp 30.000 Einheiten gesunken. Für 2023 sei auf Basis der bisher vorliegenden Zahlen ein Rückgang auf nur mehr rund 15.000 Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser zu erwarten. Bei den geförderten Genossenschaftswohnungen würden heuer sogar bis zu 90 Prozent der geplanten Projekte voraussichtlich auf Eis gelegt.

Für 2024 seien laut einer Auswertung von Exploreal derzeit noch knapp 42.000 Wohneinheiten in der Pipeline, für 2025 derzeit 34.000. "Die Statistik Austria geht jedoch von einer weiteren Bevölkerungszunahme aus. Wenn man nur Wien betrachtet, ist der Rückgang ähnlich gravierend. Die Folge: Wohnraum wird knapp, die Preise werden steigen", fürchtet man bei der VÖPE.