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Megxit: Was bedeutet der royale Rückzug von Meghan und Harry?

Nach dem Brexit folgt für Großbritannien nun der Megxit: Prinz Harry und seine Frau Meghan haben am Mittwoch ihren Rückzug aus der Öffentlichkeit bekannt gegeben. Wie reagierte die Öffentlichkeit auf diesen Schritt? Und welche Rolle werden die beiden in Zukunft spielen?

Prinz Harry und seine Frau Meghan werden künftig andere Wege fernab des Palasts einschlagen.
Prinz Harry und seine Frau Meghan werden künftig andere Wege fernab des Palasts einschlagen.

Am Mittwochabend ließen Prinz Harry und seine Frau Meghan auf ihrem Instagram Account die Bombe platzen: "Wir wollen als ranghohe Mitglieder der Königsfamilie zurücktreten und arbeiten, um finanziell unabhängig zu werden." Die beiden planen außerdem, künftig sowohl in Großbritannien als auch in Nordamerika zu leben, heißt es in ihrer Mitteilung. "Nach vielen Monaten des Nachdenkens und der Diskussionen haben wir uns entschieden, in dieser Institution eine neue fortschrittliche Rolle für uns zu finden", schrieben Harry und Meghan.

Britische Medien: "Bürgerkrieg mit dem Königshaus"

Das Netz zeigt sich indes gespalten. Unter dem Hashtag "Megxit" - in Anlehnung an den Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union - kommentierten etliche User auf ihren Social-Media-Kanälen den Rückzug der Royals. Die Reaktionen reichen von Glückwünschen zu einem "mutigen" Schritt bis hin zu Anfeindungen. Die britische Boulevardzeitung "Sun" warf dem Paar am Donnerstag vor, einen "Bürgerkrieg" im britischen Palast entfacht zu haben. Von einem "Krieg mit den Windsors" spricht auch der TV-Journalist Tom Bradby, der Harry und seinen älteren Bruder William in den vergangenen Jahren immer wieder interviewt hat. Er sagte, Harrys Ankündigung sei "ein langer, trauriger Abschied von seinem royalen Leben".

Die Royal-Expertin und Buchautorin Penny Junor nannte das Vorhaben des Paares "außergewöhnlich und nicht durchdacht". Wie die Zeitung "The Telegraph" berichtete, seien nicht alle Royals vorab über diesen Schritt informiert worden. So wussten Medienberichten zufolge nicht einmal die 93-jährige Queen und ihr ältester Sohn Prinz Charles (71) von den Plänen.

Offene Fragen: Wie soll es nach dem Megxit weitergehen?

Die Reaktion aus dem Königshaus blieb vorerst knapp: "Wir verstehen ihren Wunsch, einen anderen Weg einzuschlagen", erklärte eine Sprecherin von Königin Elizabeth II. am Mittwochabend. Der Palast vermeldete zur weiteren Vorgehensweise: "Es handelt sich dabei um komplizierte Fragen, die Zeit brauchen, um sie zu regeln". Die Gespräche über die zukünftige Rolle des Paares stünden noch ganz am Anfang.

Folgende Fragen bleiben somit vorerst offen: Wie soll dieser Rückzug aus der Öffentlichkeit aussehen? Womit will das Paar sein Geld verdienen? Und werden Sie ihren Titel behalten?

Derzeit werden sämtliche Ausgaben von Harry und Meghan aus dem privaten Einkommen von Prinz Charles gedeckt, wie britische Medien vermeldeten. Die Kosten für die Sicherheit des Paares trägt aber der Staat. Wie sich das in Zukunft verhalten wird, ist noch abzuwarten. Der frühere BBC-Royals-Korrespondent Peter Hunt sagte dem Fernsehsender Channel 4: "Versuche der Royals, mit einer Karriere abseits der Verpflichtungen im Königshaus ihr eigenes Geld zu verdienen, haben immer mit Tränen geendet".

Historischer Abdank: König Edward trat für seine Frau Wallis zurück

Scheidungen, Ehebruch, geschiedene Schwiegertöchter: Das britische Königshaus hatte in der Vergangenheit bereits mehrere Skandale zu bewältigen, als geschichtsträchtig ist jedoch vor allem einer zu bezeichnen: Im Jahr 1936 trat König Edward VIII. nur wenige Monate nach seiner Thronbesteigung zurück. Genauer gesagt wurde er zu diesem Schritt gezwungen, weil er nicht davon abrückte, die geschiedene US-Bürgerin Wallis Simpson zu heiraten. Sein Bruder George VI., Vater der amtierenden Queen Elizabeth, rückte somit nach. Der Film "The King's Speech" erzählt von dieser royalen Episode. Wallis Simpson galt sowohl in politischer, religiöser, sozialer als auch in moralischer Hinsicht als inakzeptabel für das britische Königshaus. Edward legte seine Krone ab und heiratete seine Wallis in Paris im Jahr 1937. Spekulationen darüber, sie würden mit den Nazis sympathisieren, verhalfen ihnen am Vorabend des Zweiten Weltkrieges nicht zu einem besseren Image im Heimatland. Das Paar lebte schließlich im Exil in Paris mit wohlhabenden Freunden, nur selten reisten sie nach Großbritannien zurück.

Ein Vergleich des aktuellen "Megxits" mit dem Abdank von König Edward erscheint gemessen an den Auswirkungen nicht als angemessen. Prinz Harry steht nach seinem Vater Prinz Charles, seinem Bruder Prinz William und dessen drei Kindern erst an sechster Stelle der Thronfolge. Meghan Markle war zwar ebenfalls geschiedene US-Bürgerin, als sie Prinz Harry kennenlernte. Als Schauspielerin wurde sie vor allem durch ihre Rolle in der Serie "Suits" bekannt, in der sie auch in freizügigen Szenen zu sehen war. Doch als das Paar am 19. Mai 2018 vor den Traualtar trat, wurde die Hochzeit auch als Zeichen eines Wandels gewertet. Meghan wurde zumindest zu Beginn mit großteils offenen Armen empfangen. Nach teils sehr übergriffiger, sexistischer und rassistischer Berichterstattung auf der einen Seite, sowie der Weigerung des Paares, sich den royalen Gepflogenheiten zu unterwerfen auf der anderen, kippte die Stimmung. Die veröffentlichte Meinung den Sussexes gegenüber wurde mit der Zeit immer kritischer.

Der Rücktritt hatte sich schon angekündigt

Dass das Paar Sussex nicht vollends in ihrer Rolle als Mitglieder des Königshauses aufgehen, wurde schnell deutlich. In einem Interview mit der öffentlich-rechtlichen britischen Rundfunkanstalt BBC gesteht die ehemalige Schauspielerin bereits im Jahr 2017, kurz nach der Verlobung mit Prinz Harry ein: "Ich war naiv in meinen Erwartungen, was es bedeutet, der königlichen Familie anzugehören."

Im März 2019 zog das Paar aus dem Kensington Palace, in dem auch Bruder William mit seiner Familie lebt, aus. Die Kosten für den Umbau ihrer neuen Residenz Frogmore Cottage in Windsor sorgten für öffentliche Kritik. Kurz darauf gaben sie auch ihre Tätigkeiten aus der mit William und Kate gemeinsam betriebenen wohltätigen Royal Foundation auf. Sie wollten eine eigene Stiftung ins Leben rufen, hieß es. Boulevardmedien munkeln seither von Entfremdungen zwischen den beiden Paaren. Als im Mai 2019 ihr erstes Kind, Sohn Archie, zur Welt kam, ließen die Sussexes verlautbaren: Der Bub soll keinen Titel tragen. Sie wollen, dass er so normal wie möglich aufwachse.

Das Verhältnis zu den Medien verschärfte sich im vergangenen Jahr zunehmend. Nachdem die die Zeitung "Mail on Sunday" einen von ihr an ihren Vater verfassten Brief veröffentlichte, verklagte Meghan das Blatt. Harry meldete sich dazu mit kritischen Tönen zu Wort: "Ich habe meine Mutter verloren, und jetzt sehe ich, wie meine Frau den selben Mächten zum Opfer fällt." Seine Mutter Diana ist im Jahr 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben gekommen, nachdem Paparazzi sie durch die Stadt verfolgt hatten.

Als Harry und Meghan im November 2019 verkündeten, Weihnachten nicht mit der königlichen Familie zu verbringen, sondern sich auf eine sechswöchige Auszeit nach Kanada zu begeben, kamen erste Spekulationen über einen Bruch der beiden mit dem Königshaus auf. Ihr Schritt, sich künftig vollends aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, kam daher nicht völlig unerwartet.

Rückblick: Das sind die schönsten Bilder von Meghan und Harry

Im Jahr 2017 wurde es offiziell: Bei einem Tennis-Event in Toronto wurde Prinz Harry das erste Mal mit Meghan gesichtet.  SN/AP
Im Jahr 2017 wurde es offiziell: Bei einem Tennis-Event in Toronto wurde Prinz Harry das erste Mal mit Meghan gesichtet.
Bereits im November 2017 gab der Palast die Verlobung der beiden bekannt.  SN/APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
Bereits im November 2017 gab der Palast die Verlobung der beiden bekannt.
19. Mai 2018: Die Hochzeit von Meghan und Harry auf Schloss Windsor.  SN/APA/AFP/POOL/BEN STANSALL
19. Mai 2018: Die Hochzeit von Meghan und Harry auf Schloss Windsor.
19. Mai 2018: Die Hochzeit von Meghan und Harry auf Schloss Windsor.  SN/APA (AFP)/Steve Parsons
19. Mai 2018: Die Hochzeit von Meghan und Harry auf Schloss Windsor.
Bei einer Zeremonie im Juni 2018 vor dem Buckingham Palace ahnte die Queen wohl noch nicht, dass nicht einmal zwei Jahre später ein Rückzug im royalen Schloss ansteht.  SN/AP
Bei einer Zeremonie im Juni 2018 vor dem Buckingham Palace ahnte die Queen wohl noch nicht, dass nicht einmal zwei Jahre später ein Rückzug im royalen Schloss ansteht.
Im Juli 2018 war zumindest dem Schein nach alles im Reinen: Harry und Meghan am Balkon des Buckingham Palace mit William, Kate und der Queen.  SN/AP
Im Juli 2018 war zumindest dem Schein nach alles im Reinen: Harry und Meghan am Balkon des Buckingham Palace mit William, Kate und der Queen.
Oktober 2018 am Strand in Sydney: Meghan und Harry reisten durch Australien und sorgten für wunderschöne Bilder.  SN/AP
Oktober 2018 am Strand in Sydney: Meghan und Harry reisten durch Australien und sorgten für wunderschöne Bilder.
In Melbourne wurde Meghan für die Wahl ihres Schuhwerks noch gelobt: Sie trug Öko-Schuhe  SN/APA/AFP/POOL/JULIAN SMITH
In Melbourne wurde Meghan für die Wahl ihres Schuhwerks noch gelobt: Sie trug Öko-Schuhe
8. Mai 2019: Taufe ihres Sohnes Archie in Windsor  SN/AP
8. Mai 2019: Taufe ihres Sohnes Archie in Windsor
Zunächst wurde die frühere Schauspielerin Meghan Markle, bekannt aus der Serie „Suits“, noch freudig von der britischen Öffentlichkeit umworben.   SN/APA/AFP/POOL/HANNAH MCKAY
Zunächst wurde die frühere Schauspielerin Meghan Markle, bekannt aus der Serie „Suits“, noch freudig von der britischen Öffentlichkeit umworben.
Doch schon bald nach der Hochzeit wendete sich das Blatt: immer kritischer wurde die Berichterstattung rund um die frischgebackene Herzogin.  SN/AP
Doch schon bald nach der Hochzeit wendete sich das Blatt: immer kritischer wurde die Berichterstattung rund um die frischgebackene Herzogin.
Am 8. Jänner 2020 gaben die beiden schließlich ihren Rücktritt als Mitglieder des britischen Königshauses bekannt.  SN/APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
Am 8. Jänner 2020 gaben die beiden schließlich ihren Rücktritt als Mitglieder des britischen Königshauses bekannt.