Reisewarnung tritt in der Nacht von Sonntag auf Montag in Kraft
Die Reisewarnung wurde Freitagmittag dann offiziell: Aufgrund der steigenden Infektionszahlen von Reiserückkehrern aus Kroatien bzw. einem Anstieg in dem Land selbst warnt Österreich erneut vor Reisen nach Kroatien. Die Reisewarnung tritt um Mitternacht von Sonntag auf Montag in Kraft, wie das Außenministerium der APA am Freitag mitteilte. Ab Montag muss bei der Einreise aus Kroatien, das ab dann als Risikogebiet gilt, ein Gesundheitszeugnis (mit negativem PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden ist) mitgeführt werden. Alternativ kann man sich in (Heim-)Quarantäne begeben, muss aber auch dann innerhalb von 48 Stunden verpflichtend einen PCR-Test veranlassen - und zwar auf eigene Kosten. Bis zum Vorliegen eines negativen Testergebnisses ist eine selbstüberwachte Quarantäne einzuhalten. "Damit ist Kroatien gleich eingestuft wie andere Länder des Balkans - Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien", gab der Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag via Aussendung bekannt.
Urlauber werden aufgerufen, heimzukehren - Staus erwartet
Österreichische Urlauber, die sich derzeit in Kroatien befinden, werden dringend aufgerufen heimzukehren, wie das Außenamt mitteilte. Laut Außenministerium befinden sich aktuell rund 3.000 reiseregistrierte Österreicher im südlichen Nachbarland. Dabei handelt es sich aber wohl nur um einen Bruchteil der Landsleute, die derzeit in Kroatien urlauben. In aller Regel reisen Österreicher mit dem eigenen Pkw an die kroatischen Strände, an eine Reiseregistrierung wird da nur in den seltensten Fällen gedacht. "Wir gehen davon aus, dass sich ein Zigfaches der offiziell Registrierten in Kroatien befindet", hieß es Freitagnachmittag. Der ÖAMTC erwartet rechne mit "erheblichen Staus" an den Grenzen, wie ein Sprecher der APA am Freitagabend mitteilte. Der Autofahrerklub empfahl, möglichst azyklisch in der Nacht zu fahren, damit man spätestens zeitig in der Früh an der Grenze ist. Spätestens ab den Vormittagsstunden sei mit langen Wartezeiten vor den Übergängen zu rechnen.
Kroatien hatte am Donnerstag eine Rekordzahl an Neuansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet. 180 Menschen infizierten sich innerhalb von 24 Stunden mit dem SARS-CoV-2-Virus. Bei vielen österreichischen Reiserückkehrern aus Kroatien sei es zu Ansteckungen gekommen, wie der Gesundheitsminister Rudolf Anschober betonte. In Kärnten wiesen 16 der insgesamt 22 Personen, die am Donnerstag positiv getestet worden waren, einen direkten Kroatien-Bezug auf. Auch in Tirol wurden in den vergangenen Tagen zumindest 20 positive Coronavirus-Testungen verzeichnet, die in direktem oder indirektem Zusammenhang mit einem Kroatien-Aufenthalt stehen, wie das Land mitteilte. Laut der Johns Hopkins Universität wurden in Kroatien bisher 6.050 positive Corona-Fälle gezählt, 161 Personen sind demnach mit oder an dem Virus gestorben.
Reaktionen zur Reisewarnung fielen unterschiedlich aus
Nachdem am Freitag die Reisewarnung für Kroatien verhängt wurde, meldeten sich politische Stimmen zu Wort. Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) etwa begrüßte die Reisewarnung für Kroatien: "122 Neuinfektionen gibt es in Oberösterreich in den vergangen vier Tagen insgesamt. Alleine 40 Infektionen davon lassen sich in Oberösterreich auf die kroatische Urlaubsregion Makarska zurückführen. Daher danke ich der Bundesregierung für die rasche Reaktion, eine Reisewarnung zu verhängen!" , sagte der Landeshauptmann.
Kritik kam von der FPÖ: "Die Reisewarnung für Kroatien ist angesichts der geringen Coronazahlen in den besonders von Touristen besuchten Gebieten übertrieben", waren sich der freiheitliche Europaparlamentarier, Roman Haider, und der außenpolitische Sprecher des FPÖ-Nationalratsklubs, Axel Kassegger, einig.
FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer zeigte sich irritiert von der Forderung des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter nach Gesundheitskontrollen an den österreichischen Südgrenzen: "Diese Haltung ist engstirnig und wird Österreich wohl spätestens im Winter einen Nachteil bringen, wenn Gäste aus dem Süden dann eben ihren Skiurlaub nicht in Österreich machen, weil sie sich daran erinnern, wie manche Politiker hierzulande im Sommer agiert haben."
Der kroatische Innenminister Davor Bozinovic verwies darauf, dass nur einzelne Regionen und nicht das ganze Land von steigenden Infektionszahlen betroffen seien. "In den Regionen, wo sich die meisten Touristen aus Österreich befinden, gibt es eine günstige epidemiologische Situation", sagte Bozinovic am Freitag bei einer Pressekonferenz des nationalen Corona-Krisenstabs. Es bestehe eine intensive Kommunikation mit den österreichischen Behörden, um auf die spezifische Situation in einzelnen Regionen hinzuweisen, so der Innenminister. Die Maßnahmen der österreichischen Regierung sah er als "Teil der Vorgehensweise von Ländern, die sich für den Herbst eine möglichst gute epidemiologische Lage wünschen".
Österreichische Urlauber, die sich in kroatischen Touristenzentren aufhalten, wundern sich kaum über die Entwicklung, die nun zur ab Montag gültigen Reisewarnung des österreichischen Außenministeriums geführt hat. Von Menschenmassen in Porecs Innenstadt berichtete etwa der Urlauber Paul K., "alle ohne Maske", am Freitag im Gespräch mit der APA. Ähnliches schildert Melanie B. aus Zadar: "In der Innenstadt ist schon sehr viel los. Von Hygienemaßnahmen ist da nicht viel zu spüren, außer in Geschäften und die Kellner in den Lokalen." Sonst sei alles wie immer.
Kontrollen auch an Brennergrenze verstärkt
Aufgrund der steigenden Zahlen in den Balkanländern werden seit Donnerstag auch an der Brennergrenze gesundheitspolizeiliche Kontrollen durchgeführt. Balkan-Rückkehrer könnten großräumig über den Brenner ausweichen, um Kontrollen an den Grenzübergängen in der Steiermark, Kärnten oder dem Burgenland zu umgehen, so die Begründung der Kontrollen.
Weltweit gilt für Österreicher weiterhin zumindest der Reisehinweis der Stufe 4 ("Hohes Sicherheitsrisiko"), generell wird also von nicht unbedingt notwendigen Reisen abgeraten. Reisewarnungen gibt es seitens des österreichischen Außenministeriums derzeit (ohne Kroatien) für 31 Länder, darunter Bulgarien, Rumänien, Portugal und Schweden sowie die chinesische Provinz Hubei und seit Montag dieser Woche für das spanische Festland.
Nachschärfungen laut Anschober nicht ausgeschlossen
Deutschland erklärte mittlerweile auch die spanischen Balearen-Inseln (u.a. Mallorca, Menorca, Ibiza) zum Corona-Risikogebiet. Damit sind von Spanien nur die Kanaren ausgenommen. Die Einstufung als Risikogebiet bedeutet, dass für heimkehrende Urlauber eine Testpflicht in Deutschland auf das Coronavirus greift. Bis das Ergebnis vorliegt, müssen sie sich in Quarantäne begeben. Zuletzt hatten sich vermehrt Urlauber auf Mallorca mit SARS-CoV-2 infiziert. Man beobachte die Entwicklung auf Mallorca und den Nachbarinseln, hieß es auf APA-Anfrage aus dem österreichischem Außenministerium: "Wenn nötig, werden wir reagieren."
282 Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat es in den letzten 24 Stunden in Österreich gegeben. Das ist seit Monaten die höchste tägliche Zuwachsrate. Erste Aufschlüsse über das Zustandekommen dieser Entwicklung und mögliche neue Clusterbildungen werden am Freitagabend erwartet. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wolle die "Möglichkeit von Nachschärfungen" überprüfen. Das sagte er Freitagvormittag in einer Pressekonferenz.