"Teile dieses Artikels erschienen erstmals im Juli 2025 in den Salzburger Nachrichten und wurden nun in aktualisierter Form nochmals veröffentlicht."
Ruhe. Die sucht man auf dem Seceda-Weg in Südtirol vergeblich. 4000 bis 6000 Menschen beschreiten diesen Weg täglich. "Das sind meist keine Leute, die sich mit dem Berg identifizieren. Die kommen mit der Bahn, machen ihre eineinhalb Kilometer, suchen sich diesen einen Hotspot, wo sie ihr Foto machen, und gehen wieder. Sie hinterlassen eine Menge Müll, aber keine Wertschätzung für den Berg", sagt Cristian Olivo. Er ist Geschäftsführer des Alpenvereins Südtirol. Die Digitalisierung habe das Wandern verändert - und die Wandernden, sagt Olivo nachdenklich.
Landwirte verlangten fünf Euro Eintritt
Anfang Juli gipfelte diese Entwicklung in einer Aktion vierer Landwirte, denen der Massentourismus in den Bergen und auf ihren Grundstücken, über die der Seceda-Weg führt, zu viel ist. Die vier stellten ein Drehkreuz auf. Links und rechts einen Zaun. Sie verlangten fünf Euro Eintritt, um auf den ausgetrampelten Pfad zu gelangen. "Sie haben dafür extra eine GmbH gegründet und sich vorher wohl beraten lassen."
Nach zwei Stunden wurde die Aktion wegen Protests der fotojagenden Wanderer wieder abgebrochen. "Die Bauern wollten provozieren. Und das haben sie geschafft", sagt Olivo. Die Diskussion ist eröffnet und der Bürgermeister von St. Christina prüft rechtliche Schritte gegen die Bauern.
Time-Slots und "dynamische Preise"
Der Südtiroler Tourismus-Landesrat Luis Walcher will nun laut einem Bericht der Südtiroler Tageszeitung "Dolomiten" in Kürze ein Konzept präsentieren, um die unerwünschten Effekte des Massentourismus einzudämmen und die Besucherströme zu regulieren.
Wie auch "Der Standard" berichtet, könnte es in Zukunft sogenannte "Time-Slots" - also vorab buchbare Zeiten - geben, um bestimmte Attraktionen zu besuchen. Wer ab dem Bergsommer 2026 zum Beispiel die Wiese vor dem 2519 Meter hohen Seceda-Gipfel betreten will, könnte gezwungen sein, im Vorfeld ein Online-Ticket zu erwerben und den Zeitpunkt des Besuchs ("Time-Slot") festzulegen. Ist das Kontingent für einen bestimmten Zeitraum erschöpft, werden keine weiteren Besucher auf die Alm gebracht. Zudem könnten "dynamische Preise" eingeführt werden. Das bedeutet, dass Tickets an den Randzeiten günstiger sind als jene in den Kernzeiten.
Ob dieses Modell tatsächlich umgesetzt wird, ist noch unklar. Aus dem Bericht der "Dolomiten" geht hervor, dass es mit den betroffenen Grundbesitzern noch zu keiner Einigung gekommen sei.