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Thomas Muster - die Tennis-Legende wird 50

Thomas Muster hat die Massen begeistert - und will davon heute nichts mehr hören. Der runde Geburtstag hat für die Tennisikone keinen Wert, Grund zum Feiern hatte der "untypische" Österreicher dafür in einer beispiellosen Karriere genug.

Thomas Muster bei einem seiner wenigen öffentlichen Auftritte.
Thomas Muster bei einem seiner wenigen öffentlichen Auftritte.
Finaltriumph bei den French Open 1995 über Michael Chang.
Finaltriumph bei den French Open 1995 über Michael Chang.
Thomas Muster begeisterte durch seinen Charakter.
Thomas Muster begeisterte durch seinen Charakter.
1994 besiegte Muster im Davis Cup Michael Stich nach 5:24 Stunden 12:10 im fünften Satz.
1994 besiegte Muster im Davis Cup Michael Stich nach 5:24 Stunden 12:10 im fünften Satz.
Muster lockte 1990 beim Davis Cup gegen die USA (Andre Agassi) die Massen ins Prater-Stadion.
Muster lockte 1990 beim Davis Cup gegen die USA (Andre Agassi) die Massen ins Prater-Stadion.

Ein weiteres Buch schreiben will er nicht. "Ich lebe in der Gegenwart und orientiere mich an der Zukunft. Über die Vergangenheit will ich nicht mehr reden", sagt Thomas Muster. Dabei würden jene Geschichten, die er in seiner beispiellosen Karriere schrieb, noch heute sogar für einen Film genug Stoff liefern. "Aber dafür wäre ich jetzt wahrscheinlich doch nicht Star genug", winkt die Tennislegende ab. Etwas bescheiden, aber mittlerweile typisch Muster.

Ganz bewusst meidet er, abgesehen von seiner Funktion als Botschafter des Wiener Stadthallenturniers, die Öffentlichkeit. Interviews sind rar, Berührungspunkte mit dem Tennis gibt es fast keine mehr. "Daher habe ich nicht das Gefühl, dass der Herr Muster überall seinen Senf dazugeben muss", sagt er. Auch ist er kein Freund von Feiern. Dazu hatte er schon in seinem Sportlerleben genügend Anlässe. Seinem heutigen 50. Geburtstag misst Muster daher keine Bedeutung zu. "Ich mag keine Jubiläen, Hochzeiten, Geburtstage, Silvester. Man soll an dem Tag irgendwie lustig sein. Damit kann ich nichts anfangen", erklärt Muster.

Nicht übertrieben sympathisch und trotzdem verehrt

Ebenso schweift er nur ungern in seiner so großen Vergangenheit, zu philosophieren das war und ist nicht seins. Erinnerungen an die glorreichen "Muster-Zeiten" überlässt er allen Zeitzeugen, die dank ihm einer in Österreich mittelgroßen Sportart Massentauglichkeit verschafften. Neben seinen Erfolgen war es sein Charakter, der die Leute mitgerissen hat. Kein Jammern, nur beinharte Arbeit bis zum Umfallen, keine halben Lösungen, sondern kompromisslos zum Erfolg. Als "untypischer" Österreicher bewegte Muster ein ganzes Land. In einer Weltsportart und damit auch Fans rund um den Globus. Das gelang, wenn überhaupt, nur sehr wenigen rot-weiß-roten Sportlern. Er war nie übertrieben sympathisch und wurde trotzdem gefeiert.

1985 startete der 17-Jährige aus Leibnitz seine Profilaufbahn, 1986 gewann er sein erstes ATP-Turnier. Zwei Jahre später war er in den Top-20 und damit erstmals inmitten der Weltklasse. Was danach folgte, ist österreichische Sportgeschichte: Halbfinale bei den Australian Open, Finale in Key Biscayne und doch schien eine große Karriere am Höhepunkt am 31. März 1989 jäh gestoppt zu werden. Ein betrunkener Autofahrer fuhr Muster nach dem Halbfinale in Miami nieder. Eine schwere Knieverletzung war die Folge. Viele zweifelten am Comeback, Muster selbst keine Sekunde. Das Bild, das ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht und festgebundenem, verletzten Fuß auf einer Bank beim Training zeigte, ging um die Welt. "Vielleicht hätte ich ohne dem Unfall mehr erreicht, vielleicht wäre ich aber auch nie Nummer eins geworden. Ich hätte aber auch tot sein können. Daher bin ich einfach froh und dankbar, dass ich heute gesund bin", sagt Muster.

Der Unfall, das Comeback, der Triumph

Noch 1989 kam Muster zurück und lieferte fortan unvergessene Momente. Mit heroischen Siegen im Davis Cup etwa über Andre Agassi (1990) oder Michael Stich (1994). "Tom war hauptverantwortlich dafür, was wir erleben durften", sagt Alexander Antonitsch, neben Horst Skoff und Muster einer der "Musketiere", über die Länderkämpfe gegen die USA in Wien und Deutschland in Unterpremstätten.

Dann kam 1995. 40 Siege in Serie auf Sand. In Monte Carlo war er nach seinem Sieg im Halbfinalsieg erschöpft zusammengebrochen, was ihn nicht daran hinderte am Tag darauf mit abgewehrten Matchbällen Boris Beckers einzigen Sand-Titel zu verhindern. Es folgte der Triumph bei den French Open mit einem Viersatzsieg über Michael Chang, einige Monate später war Muster die Nummer eins der Welt. In Paris, am Ort seines größten Triumphs, beendete er 1999 mit 44 Turniersiegen und 31 Jahren seine Karriere, ohne offiziell den Rückstritt zu verkünden. Im Wissen, dass ähnliche Erfolge unerreichbar sind, wollte er 2010 und 2011 noch einmal seine Grenzen ausloten. Es blieb bei zwei Siegen auf Challenger-Ebene.

Musters "stinknormales Leben"

Muster ist zweifacher Vater. Sohn Christian (16) aus erster Ehe lebt in Australien, Tochter Maxim (6) mit Muster und Ehefrau Caroline am Wörthersee. Das verdiente Geld ist unter anderem in Immobilien in Neuseeland und Österreich angelegt. Arbeiten muss und will der Multimillionär nicht mehr. Eine Rückkehr in die Tennisszene schließt er aus: "Ich genieße ein stinknormales Leben." Das so ganz im Kontrast zu seiner außergewöhnlichen Karriere steht.