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Wenn eine Hebamme selbst zum ersten Mal Mutter wird

Glück. Der Kreißsaal ist Arbeitsplatz von Hebamme Angelika Sams. Dort hat sie in den vergangenen 15 Jahren an die 1900 Babys entbunden - und vor knapp sechs Wochen selbst einen gesunden Buben geboren.

Wenn eine Hebamme selbst zum ersten Mal Mutter wird
Wenn eine Hebamme selbst zum ersten Mal Mutter wird
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Wenn eine Hebamme selbst zum ersten Mal Mutter wird


Severin hat Hunger. Wild entschlossen und quengelnd sucht er nach der Brust seiner Mama. "Macht es Ihnen was aus, wenn ich den Kleinen kurz stille?" Wie sollte es, dem jungen Mann ist kein Wunsch abzuschlagen. Während er seinen Hunger stillt, erzählt Mama Angelika Sams aus Neufahrn aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz als Hebamme.

"Als 1992 meine Nichte geboren wurde, wusste ich, dass ich Hebamme werden will", sagt Angelika Sams. Ihre fixe Idee als 16-Jährige verfolgte sie ohne Umschweife und wurde nach Matura und dreijähriger Ausbildung diplomierte Hebamme. Nach zwei Jahren im Krankenhaus St. Johann in Tirol arbeitet sie seit dem Jahr 2000 im Landeskrankenhaus Salzburg. Dort hat sie bis dato an die 1900 Babys entbunden. "Meine letzte Geburt vor der Karenz war meine Schwester Susanne Holzer. Theresa kam am 26. Jänner zur Welt." Insgesamt hat sie drei Kinder ihrer zwei Schwestern entbunden. "Da bist mit der Emotion anders dabei, wir haben es alle besonders schön empfunden."

Zu ihrem eigenen Geburtstermin wünschte sie sich, dass eine ihrer drei Hebammen-Freundinnen für sie Zeit hätte. "Da waren letztendlich alle drei", freut sich die junge Mutter. Susanne Roider-Gerschpacher, Sigrid Likar und Sandra Walk waren von 23. auf 24. April für sie zur Stelle. Einen Schwangerschaftskurs hat Angelika Sams nicht absolviert. "Der Hausbau war meine Bewegungstherapie", lacht die 37-Jährige. Weiters habe sie keinerlei Pränataldiagnostik durchführen lassen, denn "es hätte für mich keine Konsequenz gehabt". Den Überraschungsfaktor, ob Mädchen oder Bub, hat sie sich ebenso aufgehoben. "Eigentlich hab" ich eher auf ein Dirndl getippt."

Am Morgen des 23. April hatte Angelika Sams einen Blasensprung, jedoch war sie auf der Baustelle. Nach Blasensprung selbst untersucht "Ich habe mich selbst untersucht und der Kopf ist gut im Becken gelegen. Danach habe ich ein Grießkoch mit Zimt gegessen, Tee getrunken und ein heißes Bad genommen." Jedoch haben diese Wehen fördernden Mittel nichts genützt. 12 Stunden nach dem Blasensprung musste die Hochschwangere zur Einleitung ins Krankenhaus. "Da wollte ich keine Extrawürste machen." Nach Verabreichung der Tablette ging sie mit ihren drei Hebammen ins Gasthaus Krimpelstätter zum Essen. Erst gegen Mitternacht verspürte sie ein leichtes Ziehen, ab 4 Uhr früh folgten die Wehen. Die Austreibung dauerte ziemlich lange und letztendlich wurde der Säugling um 12.54 Uhr mit der Saugglocke herausgezogen. "Die letzte Stunde war zach, aber als er da war, fühlte ich mich gleich kräftig und fit."

Bereits im Kreißsaal hatte klein Severin Hunger und das Stillen war ab diesem Zeitpunkt "überhaupt kein Problem". Bei ihrer ambulanten Geburt verließ Angelika Sams am kommenden Tag das LKH.

Die nächsten fünf Tage ist Susanne Roider-Gerschpacher aus Obertrum zur Wochenbettkontrolle zu ihr nach Neumarkt/Neufahrn gekommen.

Ob sich nun nach ihrer Geburt etwas an ihrer Arbeit ändern werde? "Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber mein eigenes Geburtserlebnis wird meine Arbeit als Hebamme jedenfalls bereichern", sagt Angelika Sams. Sie bleibt trotz Karenz Leiterin des Hebammengremiums und kümmert sich um die Anliegen von 118 Hebammen in ganz Salzburg.

Severin ist nun satt. Langeweile wird für Mama Angelika keine aufkommen, denn jetzt ist es Zeit, mit Severin an den Wickeltisch zu gehen.