Mehr als 100.000 monatliche Nutzer: Die App "Bang with Friends" ist aktuell mit das Erfolgreichste, was es auf Facebook zu "bestaunen" gibt. Das Prinzip hinter der Applikation ist denkbar einfach: Über das eigene Facebook-Profil kann man sich bei der Anwendung anmelden. Danach wird einem eine Liste der eigenen Facebook-Freunde angezeigt, über die man angegeben kann, mit wem man gerne einmal schlafen würde. Sobald eine dieser Personen auf "Bang with Friends" angemeldet ist und ebenfalls ihr Interesse bekundet, bekommt man eine Mail mit dem dezenten Hinweis "Hey there, sexy! You've got a bangin' match!". Bei dieser doch sehr simplen Handhabe wundert es kaum, dass die anonymen Urheber nach eigenen Angaben lediglich zwei Stunden Arbeit in die Entwicklung der App investiert haben.Von einer Facebook-Sperre keine SpurDer Hauptvorteil der App liegt auf der Hand: Möchte man eine intime Beziehung mit jemanden eingehen, hat diese Person so lange keine Ahnung davon, bis sie selbst die Anwendung verwendet und ebenfalls Interesse bekundet. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Gleich zu Beginn der Installation wird einem angezeigt, welche Freunde die Anwendung bereits nutzen - völlige Anonymität ist also nicht gegeben. Dennoch: Über 10.000 "Paare" sollen sich auf diesem Weg bereits gefunden haben.
Dass eine solche Applikation nicht gerade jugendfrei ist, steht außer Frage. Entsprechend war schon nach dem Start der App Anfang des Jahres davon ausgegangen worden, dass Facebook die Anwendung bald aus seiner Welt verbannen werde. Doch bis heute ist nichts in der Richtung passiert - und die Community wundert sich darüber."Jede App ist für Facebook ein Gewinn"Für Social-Media-Expertin Judith Denkmayr ist die Passivität von Facebook auf den Erfolg der Applikation zurückzuführen: "Jede App, die funktioniert, ist für Facebook letztlich ein Gewinn." Die Geschäftsführerin der Wiener Social-Web-Agentur "Digital Affairs" ergänzt: "Solche Anwendungen bringen zum einen Traffic (Datenverkehr, Anm.) und zeigen zum anderen auf, wie man auf Facebook Geld verdienen könnte."
Denkmayr erkennt bei Facebook grundsätzlich einen Wechsel in der moralischen Ausrichtung: Vor einigen Jahren habe ihre Agentur eine Werbung auf dem Sozialen Netzwerk geschaltet, auf der ein dickes Kind oben ohne zu sehen war. "Facebook hat das Foto damals gesperrt. Und zwar mit dem Hinweis, dass man nicht Körperformen propagieren wolle - was immer das auch heißen soll. Jetzt wäre das selbe Sujet sicher kein Problem mehr. Heute sind ja sogar Werbungen für Schönheits-OPs erlaubt."Erotik als Ersatz für GamingDer nahe liegende Grund für den moralischen Wandel: das liebe Geld. Die Wiener Social-Media-Expertin: "Bis vor einiger Zeit haben Spiele über 50 Prozent des Traffics auf Facebook ausgemacht. Inzwischen ist der Gaming-Markt eingebrochen und Facebook sieht seine Felle davonschwimmen. Da kommt der riesige Erotik-Markt als Ersatz gerade recht." Das Prinzip von Facebook sei somit denkbar einfach. Denkmayr: "Desto größer der finanzielle Druck wird, desto breiter werden die moralischen Richtlinien. Oder anders gesagt: Wo Kohle fließt, ist alles möglich."