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Dietrich Mateschitz stellt Rechercheplattform Addendum ein

Nach nur drei Jahren verabschiedet sich Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz von seinem jüngsten Medienprojekt. Das Aus von Addendum kostet 57 Mitarbeitern den Job - und dürfte auch Auswirkungen auf Servus TV haben.

Dietrich Mateschitz
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Michael Fleischhacker war Aushängeschild von Addendum.
Michael Fleischhacker war Aushängeschild von Addendum.

Die Nachricht schlug im April 2017 hohe Wellen: Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz kündigte an, eine "multimediale, öffentlich zugängliche Rechercheplattform" aufziehen zu wollen. Rund fünf Monate später startete Addendum. Ein von Datenanalyse und Investigativjournalismus geprägtes Wiener Onlineportal, das liefern sollte, "was in der Medienlandschaft fehlt" - und "eine multimediale Antwort auf die oft und viel zitierte Krise des Journalismus" geben wollte.

Drei Jahre später ist klar, dass Addendum diese Antwort nicht wird geben können. Wie ein Mateschitz-Sprecher per Aussendung bekannt gab, werden die Aktivitäten der Quo-Vadis-Veritas-Stiftung eingestellt. Die Stiftung, in großen Teilen von Dietrich Mateschitz selbst getragen, war die Mutter von Addendum. Der Entschluss sei "einvernehmlich" erfolgt. Und auch eine Begründung wurde mitgeliefert: Trotz "erheblichen Mitteleinsatzes und einer Reihe erfolgreicher und relevanter Rechercheprojekte" sei es nicht gelungen, die Zielsetzungen der Stiftung "in ausreichendem Maß zu erfüllen".

Wie diese Zielsetzungen aussahen, wurde nicht ausgeführt. Aber zum Start 2017 verlautbarte Dietrich Mateschitz, dass sein neues Medienprojekt das Ziel verfolge, "ein vollständigeres Bild der Wirklichkeit zu schaffen". Zudem sollte Quo-Vadis-Veritas (QVV) bzw. Addendum "dem Vertrauensverlust in Institutionen, Politik und Medien entgegenwirken".

Mateschitz will "lösungsorientierte Projekte" unterstützen

In der Aussendung am Dienstag kündigte Dietrich Mateschitz noch an, die von ihm unterstützten journalistischen Aktivitäten "stärker auf lösungsorientierte Projekte jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen zu konzentrieren". Ob dies bedeutet, dass der 76-Jährige neue Medieninitiativen starten will, wurde auch auf Nachfrage nicht ausgeführt. Zu den bestehenden Medienprojekten des gebürtigen Steirers gehören etwa Servus TV und das Red Bull Media House.

Vom Addendum-Aus sind insgesamt 57 Mitarbeiter betroffen, darunter auch jene, die für den hauseigenen Buchverlag Edition QVV gearbeitet haben. Alle wurden bereits beim AMS zur Kündigung angemeldet.

Wie aus dem Red-Bull-Umfeld zu hören ist, soll das Medienprojekt spätestens Mitte September auslaufen. Ebenso ist zu hören, dass der eigentlich von QVV bzw. Addendum gestaltete "Talk im Hangar-7" auf Servus TV bereits vergangene Woche an den Salzburger Fernsehsender übergeben wurde. Servus TV soll nun also wieder selbst für die Diskussionsrunde verantwortlich sein - so wie es bereits vor dem Start von Addendum der Fall war. Eine offizielle Bestätigung von Red Bull und/oder Servus TV steht noch aus. Dafür wurde den SN zumindest Auskunft zu einer Personalie gegeben: Michael Fleischhacker, QVV-Geschäftsführer und Fernsehmoderator, werde auch weiter durch den "Talk im Hangar-7" führen, schilderte ein Red-Bull-Sprecher.

Bereits vor einem Jahr war erstmals zu hören, dass sich Addendum schwertue, sich in der Red-Bull-Medienwelt zu behaupten. Dies war auch aus so manchen Entscheidungen ablesbar: Das von Addendum für Servus TV produzierte Fernsehmagazin "Factum" wurde etwa nach nur wenigen Monaten wieder eingestellt. Dass sich Dietrich Mateschitz ganz von seinem Projekt verabschieden würde, war jedoch nicht absehbar.