Das riesige Steinrad lässt sich drehen. Sobald es die richtige Position erreicht hat, senkt es sich in das dahinter liegende, größere Steinrad. Auch das lässt sich ohne jede Anstrengung drehen, bis es in der dafür vorgesehenen Vertiefung verschwindet. Plötzlich verändert sich alles. Wände verschwinden, ein Abgrund tut sich auf. Der Blick nach oben zeigt die enormen Dimensionen der altägyptischen Pyramide. Dass sie sich auf der Sinaihalbinsel befindet, ist eine Unschärfe, die dem Vergnügen keinen Abbruch tut. Hier stehen Abenteuer und Erlebnis im Vordergrund, nicht historische Spitzfindigkeiten. Das Spiel kann beginnen.
Noch bewegen sich die beiden Spieler, die in die Figur eines Avatars geschlüpft sind, etwas ungelenk. Die durch die Datenbrille sichtbaren Hände - sie sind von Abenteuer und Sonne gebräunt und abgehärtet - sind gewöhnungsbedürftig und auch die Knie, die immer wieder zu sehen sind, wirken wie Fremdkörper. Dafür gelingt es mühelos, sich an Haltegriffen an einer Säule senkrecht emporzuarbeiten. Was ist hier bei der Forscherexpedition im Februar 1928 schiefgelaufen? Und vor allem: Wonach haben die Forscher damals in dieser Pyramide gesucht? Zur Lösung führt nur Teamarbeit.
Im Nebenraum beobachtet Julian Ronacher das Geschehen. Dass sie sich in der Bergstraße in der Stadt Salzburg befinden, haben seine beiden Spieler für die kommenden 50 Minuten ausgeblendet. Nur ab und zu, wenn ihre Abenteuer sie an die Grenzen des Virtual-Escape-Raumes bringen, leuchtet die Wand als rotes Gitter in ihrem Sichtfeld auf und erinnert an räumliche Beschränkungen der nicht virtuellen Welt. "Ihr müsst mehr teleportieren und weniger herumgehen", empfiehlt Julian Ronacher.
In seinem erst vor Kurzem eröffneten Virtual Reality Escape Room bietet er zwei Spiele an: "Escape the Lost Pyramid" und "Huxley". Während das Pyramidenspiel in die Vergangenheit entführt, gilt es bei "Huxley" die Welt im Jahr 3007 zu retten. Der ausgebildete Physik- und Mathematik-Lehrer ist Unternehmer und Lernsoftware-Entwickler. Und: Seine Leidenschaft gehört auch dem Spielen. "In Europa ist die HTC-Vive-Wireless-VR-Technik etwa seit einem Monat vorhanden, und ich habe noch nie etwas vergleichbares Cooles im Gamingbereich gesehen", sagt er.
Deshalb hat er den Virtual Escape Room eingerichtet. "Ich wollte etwas anbieten, was sonst keiner hat." Die Ausrüstung für zwei Spieler komme auf rund 8000 Euro. "So etwas kauft man sich nicht für das Wohnzimmer zu Hause. Dort hat man meistens auch nicht so viel Platz, um sich in einem größeren Radius frei bewegen zu können." Der Vorteil zum herkömmlichen Escape Room: Man ist nicht eingesperrt und kann jederzeit aus dem Spiel aussteigen. Und: Sowohl bei "Escape the Lost Pyramid" als auch bei "Huxley" handelt es sich um Teamspiele, bei denen schon Zwölfjährige mitspielen können. "Für die Spiele gibt es keine Altersbegrenzung, aber man sollte die Ausrüstung tragen können und in der Lage sein, Rätsel zu lösen", erklärt Julian Ronacher.
Die beiden Spieler sind weiter in das Innere der Pyramide vorgedrungen. Mit Pfeil und Bogen nehmen sie ihr Ziel ins Visier. Dass sie mit einer Datenbrille am Kopf und Controllern in den Händen durch einen schmucklosen, leeren Raum tapsen, haben sie vergessen.
Daten & Fakten
HTC-Vive-Wireless-VR-Brillen ermöglichen uneingeschränktes VR-Abenteuer. "Der Vorteil ist, dass man keinen Backpack-PC benötigt und sich frei bewegen kann", sagt Julian Ronacher.
Virtual Escape Salzburg
In der Bergstraße 22 in der Altstadt Salzburg sind zwei Virtual-Escape-Räume vorhanden, die parallel mit je zwei Spielern benutzt werden können.
Huxley ist ein Zwei- bzw. Drei-Spieler-Abenteuer, bei Escape The Lost Pyramid können entweder zwei (in einem Raum) oder vier Spieler in beiden Räumen gemeinsam spielen.
Wer zu zweit spielt, zahlt 34,50 Euro pro Person für eine Stunde Spielvergnügen. Wer zu viert kommt, bezahlt 25 Euro pro Person.