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Im Norden viel Neues

Im vierten Teil der "God of War"-Saga kämpft Kriegergott Kratos mit seinem Sohn gegen nordische Fabelwesen und trifft dabei auf Zwerge, Drachen und die Weltenschlange. Das ist brutal und unfassbar gut.

"It´s not time to make a change" heißt eine Zeile in Cat Stevens Song "Father & Son". Ganz andere Pläne hatten die "God of War"-Macher für ihren Kriegergott Kratos: Eine Rundumerneuerung musste her, ein anderes Setting, neue Figuren, ein frisches Gameplay. Vor fünf Jahren ist der letzte Teil erschienen. Damals waren die Kritiker nicht überzeugt und die Reihe, die zuletzt mit Prequels und Rückblenden kokettierte, war vom Radar verschwunden.

Doch jetzt kehrt der wilde Krieger für einen vierten Teil zurück: Kratos, ein spartanischer Heerführer, der im Blutrausch einst seine Familie ermordete, lebt inzwischen abgeschieden in einer Holzhütte. Alt ist er geworden, trägt jetzt einen langen Bart und schwingt statt seinen Chaos-Klingen eine Axt. In den Wäldern des kalten Nordens wollte er mit seiner neuen Familie ein friedliches Leben führen. Doch das ändert sich rasch, als seine Frau verstirbt. Ihr letzter Wunsch war es, dass Kind und Mann ihre Asche vom höchsten Gipfel des Landes verstreuen.

Sohn Atreus ist ein ziemlicher Hitzkopf und noch lange nicht bereit für diese gefährliche Reise. Als Kratos unverhofft von seiner Vergangenheit eingeholt wird, bleibt ihm allerdings nichts anderes übrig, als ins Ungewisse loszuziehen - und zwar in eines der schönsten Vater-Sohn-Abenteuer der Spielgeschichte. Ohne Schnitt und Ladezeiten, dafür voller Pracht und Fulminanz mit vielen Anleihen aus "Game of Thrones". Es gibt Drachen, Zwerge und riesige Gegner - darunter Feuertrolle, tollwütige Oger und Walküren - aber auch freundliche Wegbegleiter wie eine Waldmagierin, die in einer Höhle unter einer gigantischen Schildkröte lebt.

Ob üppige Wälder, malerische Seen, modrige Höhlen, prunkvolle Paläste oder verschneite Berggipfel: Bei so viel optischer Brillanz kommt der Spieler aus dem Staunen kaum raus. Alles lebt, fließt und strotzt nur so vor Details. Aber nicht nur die Grafik überzeugt. Im Grunde ist sie nur Basis für eine fantastische Geschichte, die viel kräftiger und greifbarer ist als jene der Vorgänger und die von der Vergänglichkeit und vom Erwachsenwerden handelt - und davon, wie Vater und Sohn zueinander finden. Sie erzählt von der jugendlichen Unbedachtheit und der väterlichen Stränge, die nicht immer nur Fürsorge sondern oft ganz einfach erzieherisches Unvermögen ist. Eine zutiefst menschliche Eigenschaft, die dem sonst so unterkühlt und verschlossen wirkenden Götter-Metzler eine gewisse Nahbarkeit verleiht.

Besonders in den ruhigen Phasen, wenn der Vater seinem Sohn das Jagen beibringt, ihn ermahnt und Tugenden lehrt, entfaltet das Spiel seine größte Stärke: Nicht selten erinnert das Zusammenspiel der beiden Protagonisten an Filme wie "The Road" oder das Spiel "The Last of Us". Atreus erweist sich dabei mehr und mehr als wichtiger Sidekick für Kämpfe und Rätsel - bis irgendwann klar ist, dass eigentlich seine eigene Geschichte und Herkunft im Zentrum dieses Abenteuers stehen. Trotz der neu gewonnenen inhaltlichen Tiefe geht es insgesamt wieder ziemlich heftig zur Sache. Es fließt viel Blut und die Gegner finden meist ein sehr schmerzvolles Ende. Fans der Serie kommen damit voll auf ihre Kosten.

"God of War" ist zeitweise überwältigend - erzählerisch, visuell, spielerisch. Eine Symphonie der Superlative und ein wirklich großartiges Abenteuer, so furios wie "Uncharted" und so packend wie "The Last of Us". Alleine die Begegnung mit der Midgardschlange gehört zu den imposantesten Momenten der Spielegeschichte, wobei auch die Bosskämpfe, einer davon auf dem Rücken eines Drachen, noch lange in Erinnerung bleiben werden. Nur manchmal fühlt sich die Reise etwas in die Länge gestreckt an, weil Kratos und Atreus im Laufe des Spiels immer wieder Wege beschreiten, die man schon kennt und Schnellreisen in dieser Semi-Open-World nur selten möglich sind. Was aber viele freuen dürfte: Wer neben der Hauptgeschichte auch alle Nebenmissionen - darunter die Befreiung von Drachen und Walküren - erledigen will, kann sich auch nach dem Abspann noch viele Stunden austoben. Irgendwann ist dann aber auch genug gewütet.

Info
God of War
Sony
PS 4
PEGI: ab 18 Jahren