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"Krone"-Deal steht vor Abschluss: Familie Dichand übernimmt Österreichs größte Zeitung vollends

Seit Tagen pfiffen es die Spatzen von den Dächern, nun wurde eine Einigung vermeldet: Die Familie Dichand übernimmt Österreichs reichweitenstärkste Tageszeitung vollständig - wenngleich noch nicht alle Hürden ausgeräumt sind.

Christoph Dichand mit Ehefrau Eva Dichand bei den Salzburger Festspielen (Archivbild).
Christoph Dichand mit Ehefrau Eva Dichand bei den Salzburger Festspielen (Archivbild).

Der Abschluss kam früher als erwartet - Branchenbeobachter hatten erst gegen Monatsende damit gerechnet. Wie aber am Montag bekannt wurde, hat sich die Familie Dichand bereits vergangene Woche mit der Funke-Gruppe geeinigt. Dies bestätigte die "Kronen Zeitung" Montagmittag in ihrer Onlineausgabe ebenso wie die Funke-Gruppe gegenüber den SN; kurz zuvor hatte der "Standard" darüber berichtet. Demnach übernimmt die Dichand-Familie um "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand zusätzlich zu ihren 50 Prozent noch jenen 50-Prozent-Anteil, der bisher im Besitz des deutschen Medienkonzerns und der Signa-Holding, des früheren Unternehmens von René Benko, war. Dem muss eine Einigung in der Familie vorausgegangen sein, also wie die Übernahme im Hause Dichand geschultert wird und wie die Unternehmensanteile künftig aufgeteilt werden. Details dazu sind offiziell ebenso wenig bekannt wie die Kaufsumme. Der "Standard" vermeldet, dass die Brüder Christoph und Michael Dichand die Anteile der Funke-Gruppe übernommen hätten; Schwester Johanna sei nicht im Boot.

"Auf den Markt in Deutschland konzentrieren"

Die Funke-Gruppe habe ihre Anteile abgegeben, "um sich auf den Markt in Deutschland zu konzentrieren", vermeldete die "Kronen Zeitung". Dazu wird Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende und Verlegerin der Funke-Gruppe, zitiert: "Ich bin sehr glücklich, dass es gemeinsam gelungen ist, die ,Krone' in die Hände der Familie Dichand freundschaftlich zurückzuführen. Es ist gut zu wissen, dass Christoph Dichand als Verleger der ,Krone' diese publizistisch und wirtschaftlich als unabhängige Zeitung weiterentwickeln wird." Und Christoph Dichand wird wie folgt zitiert: "Wir schauen heute nicht zurück, nicht auf das Ende einer Partnerschaft, wir blicken voraus und machen einen Neuanfang." Dazu ergänzte die "Kronen Zeitung": "Es ist durchaus denkbar, dass in Zukunft die beiden Verlegerfamilien wieder zusammenfinden." Details wurden auch dazu nicht genannt.

"Keine Stellungnahme" des Masseverwalters der Signa

Sowohl die Funke-Gruppe als auch die "Kronen Zeitung" verweisen darauf, dass es für den letztgültigen Abschluss noch das Okay "notwendiger Gremien und Wettbewerbsbehörden" brauche. Mit "notwendigen Gremien" könnte auch der Masseverwalter der Signa-Holding gemeint sein. Denn wider Erwarten kam auf Anfrage der "Salzburger Nachrichten" von diesem keine Bestätigung des Deals, sondern lediglich die Rückmeldung, dass man zum "jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme" abgeben wolle.

Die kommenden Monate, "aller Voraussicht nach bis November", bleibe die Funke-Gruppe jedenfalls Gesellschafterin, ergänzte die "Krone" in ihrem Onlinebericht. Und sie vermeldet noch ein Personaldetail: Der von der Funke-Gruppe entsandte "Krone"-Mitgeschäftsführer Michael Tillian wird auch weiterhin gemeinsam mit Gerhard Valeskini das Medienhaus führen.

Der Hintergrund des Deals

Zum Hintergrund: Die Pleite der Signa-Holding von René Benko hatte auch Folgen für die Medienbranche. Signa besitzt respektive besaß 49,49 Prozent einer Holdinggesellschaft des deutschen Medienkonzerns Funke. Und diese hält bzw. hielt wiederum 49,44 Prozent am "Kurier" und 50 Prozent an der "Kronen Zeitung". Der Masseverwalter der Signa und die Funke-Gruppe signalisierten schon seit Längerem, dass sie bereit seien, ihre Anteile zu verkaufen. Der Deal soll in den vergangenen Monaten aber trotz unterschriftsreifen Vertrags immer wieder ins Stocken geraten sein: Nach Medienberichten gab es in der Familie Dichand unterschiedliche Vorstellungen. Noch vor Kurzem wurde berichtet, ein Familienmitglied habe für sein Okay ein Klimt-Gemälde aus der familieneigenen Kunstsammlung abverlangt.

Parallel sollen Raiffeisen und die Funke-Gruppe immer noch darüber verhandeln, dass der "Kurier" zu 100 Prozent in Raiffeisen-Besitz übergeht.