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Nun bekommt die KI jeder zu spüren

Google stellt seine Suche mithilfe künstlicher Intelligenz um. Das hat Folgen für die Nutzer - aber auch für auf Google angewiesene Firmen.

„Die Google-Suche ist KI in Dimension der menschlichen Neugierde“, sagte Google-Chef Sundar Pichai auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz.
„Die Google-Suche ist KI in Dimension der menschlichen Neugierde“, sagte Google-Chef Sundar Pichai auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz.

Rund zwei Stunden dauerte die Präsentation von Konzernchef Sundar Pichai & Co. auf Googles Entwicklerkonferenz Google I/O. Am Ende ließ Pichai nachzählen, wie oft der Begriff "Artificial Intelligence" (künstliche Intelligenz) gefallen war. Das Ergebnis: mehr als 120 Mal, also im Schnitt ein Mal pro Minute.

Google bzw. dessen Mutter Alphabet setzt schier alles auf die Karte künstliche Intelligenz - und das mit spürbaren Folgen für jede Internetnutzerin und jeden Internetnutzer: Auf Basis des KI-Modells Gemini wird zunächst in den USA, "in absehbarer Zeit" dann auch in Europa, bei der Internetsuche ein KI-Überblick zu den Suchtreffern angezeigt. Somit wird es möglich, mehrere Fragen zu stellen. Etwa: Wo gibt es Restaurants in Salzburg, wie kommt man dorthin und wie reserviert man einen Tisch? "Wir erledigen das Googeln für Sie", propagierte die zuständige Managerin Liz Reid.

Ferner setzt Google auf sogenannte KI-Agenten. Diese können mehrgliedrige Aufgaben erfüllen - etwa bei einem Umzug alle Ab-, An- und Ummeldungen erledigen.

Google reagiert mit seinem Vorstoß indirekt auf den größten Konkurrenten im Segment, das von Microsoft getragene Unternehmen OpenAI. Tagelang hielten sich Gerüchte, OpenAI könnte diese Woche eine eigene KI-basierte Internetsuche lancieren. Daraus wurde zwar nichts - und OpenAI musste noch verkraften, dass Forschungschef Ilya Sutskever bekannt gab, die Firma zu verlassen. Einen Vorstoß gab es dennoch: OpenAI präsentierte eine Version seiner Software ChatGPT, die auch optische Eindrücke berücksichtigen kann, etwa hochgehaltene Schriftstücke oder gar den Gesichtsausdruck der Userinnen und User. Eine Google-Software mit dem Namen "Project Astra" soll Ähnliches können.

All diese Entwicklungen könnten auch einschneidende Folgen für jene Firmen haben, die auf Zulauf per Google-Suche angewiesen sind. Der Internetriese beruhigt derweil: In Probeläufen habe sich gezeigt, dass etwa die KI-Überblicke mehr Links als bisher sichtbar machen - und die Suchenden diese anklicken.

Die Angst vor dem KI-Trend zu nehmen versuchte diese Woche auch KI-Experte Tristan Post bei den "Digital Talks", einer Veranstaltungsreihe der FH Salzburg und der SN: Die künstliche Intelligenz werde per se keine Jobs kosten. Er glaube aber sehr wohl, dass Firmen, die KI integrieren, Firmen ersetzen, die auf KI verzichten. Zumal die Entwicklung nach wie vor in den Kinderschuhen stecke. Ähnliches sagte auch Google-Chef Pichai bei der Google I/O: "Wir investieren seit mehr als einem Jahrzehnt in KI" - und doch stehe man bei der Technologie erst am Anfang.