400 auf dem österreichischen Markt verfügbare Cremen, Zahnpasten und Aftershaves testete die Organisation GLOBAL 2000. Sie fanden in mehr als einem Drittel hormonell wirksame Stoffe. Illegal ist das nicht. Schaden können sie dem Körper aber. Zahlreiche dieser chemischen Verbindungen stehen im Verdacht, die Fruchtbarkeit zu mindern, das Krebsrisiko zu erhöhen oder die Pubertät früher beginnen zu lassen.
Am häufigsten finden sich in Kosmetika Parabene, die etwa in Cremes als Konservierungsmittel eingesetzt werden. Benzophenone-3 werden etwa als chemischer UV-Schutz in Sonnencremes und Kosmetika eingesetzt. In der EU werden hormonell wirksame Stoffe kaum beschränkt. Das soll sich ändern. Einheitliche Kriterien soll es bis spätestens Jänner 2015 geben.
ToxFox: Füchslein gegen Gift Wer beim Einkaufen jetzt schon sicher sein möchte, zückt am besten das Smartphone. Per App können Verbraucher direkt im Geschäft herausfinden, welche möglicherweise schädlichen Stoffe in dem Produkt stecken. Mit "ToxFox". lassen sich die Strichcodes der Kosmetikartikel über die Handykamera scannen, die Datenbank spuckt die hormonellen Inhaltsstoffe aus: Methylparaben in der Anti-Aging-Creme, Propylparaben in der Handcreme, Ethylhexyl Methoxycinnamate im Lippenbalsam. Ein pinkes Rufzeichen warnt vor eventuell schädlichen Inhaltsstoffen. Über die App können Verbraucher auch gleich ein Protestschreiben an den Hersteller schicken. Ist das Produkt frei von hormonellen Stoffen, erscheint ein grünes Herz. Manko: Die App kennt nicht alle Produkte und muss immer wieder passen.
Kosmetik-Check mit AmpelsystemGrün, gelb, rot: In der App "Kosmetik-Check" von Barcoo gibt die Kosmetik-Ampel auf einen Blick Auskunft, was in den Tiegeln und Tuben steckt. Auch hier wird der Barcode gescannt. Nicht nur hormonelle Stoffe, auch Erdöle und Silikone, umstrittene Stoffe oder Allergene werden separat ausgewiesen und je nach Produkt eingefärbt. Der Konsument sieht also auch ob im Deo etwa Aluminium steckt. Das Gesundheitsministerium rät hier zum Verzicht. Zusätzlich erklärt die App auch, welche zwar ungefährlichen, aber ethisch nicht korrekten Inhaltsstoffe in Cremes und Co. enthalten sind. Palmöl zum Beispiel: Für die Herstellung wird tropischer Regenwald abgeholzt, um Anbauflächen zu schaffen. In Indonesien und Malaysia wurden bereits riesige Flächen Wald zerstört. Praktisch: barcoo verrät auch noch, wie viel das Produkt in den Geschäften der Umgebung kostet.
Giftfrei einkaufenDirekt Scannen können Kunden die Produkte mit der App "Giftfrei einkaufen" nicht. Dort wird aber für die verschiedenen Kategorien - Deo, Zahnpasta, Shampoo oder Cremes - übersichtlich aufgelistet, welche Stoffe man meiden sollte, weil sie besonders besorgniserregend sind. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Babypflege gelegt. Praktisch: Die App funktioniert auch im Offline-Modus.
31 Milliarden Euro sparen Wie eine aktuelle Studie der Health and Environment Alliance (HEAL) belegt, könnte man in der EU bis zu 31 Milliarden Euro Gesundheitskosten im Jahr einsparen, wenn die Belastung mit hormonell wirksamen Chemikalien reduziert wird. Die Rechnung basiere auf einer Liste von Krankheiten und Gesundheitsproblemen, die mit diesen Chemikalien in Zusammenhang gebracht werden, erklärte Global 2000 bei der Präsentation der Studie in Österreich. Die Summe ist natürlich geschätzt.
Dass Verbraucher mit ihren Protesten gegen solche Inhaltsstoffe Erfolg haben können, beweist ein aktuelles Beispiel. Als erste österreichische Drogerie-Kette stellt BIPA derzeit seine Kosmetik-Eigenmarke auf "hormonfrei". 7000 Konsumenten hatten zuvor via global2000.at die Forderung unterzeichnet. Bis Ende des Jahres sollen hormonell wirksame Chemikalien aus den Cremes und Gels verschwinden. Auch andere Unternehmen werden angesprochen. Die deutsche Schauspielerin Britta Steffenhagen sammelt auf change.org derzeit Unterschriften gegen Parabene und Co. in Nivea-Produkten. Mehr als 86.000 Menschen haben bereits unterschrieben.