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Wohlhabende Eltern, bessere Noten: Chancen auf Bildung sind in Österreich Familiensache

Wohlhabende Eltern, bessere Noten: Wie es um die Chancengleichheit in Österreich steht.

Der Bildungsgrad der Eltern hat noch immer Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder.
Der Bildungsgrad der Eltern hat noch immer Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder.

Ob die Mutter als Verkäuferin oder Lehrerin arbeitet, ob der Vater einen Studienabschluss oder eine Lehre abgeschlossen hat - das Bildungsniveau der Eltern hat Einfluss auf die Lern- und Studienerfolge von Kindern. Denn Bildung ist in Österreich noch immer vererbbar. Anlässlich des Tags der Bildung am 24. Jänner macht die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) der Universität Salzburg auf das Problem der Chancenungleichheit im Bildungsbereich aufmerksam.

"Für einen jungen weißen Mann ist es klar, dass er eines Tages erfolgreich sein kann. Das gilt aber nicht für alle."
Stephanie Wolfgruber
Erste stellvertretende Vorsitzende der ÖH Salzburg

Die ungleichen Chancen beginnen bereits in der Schule. Das zeigen unter anderem die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie, wonach Schüler aus einem wohlhabenden Haushalt mit höher gebildeten Eltern deutlich bessere Leistungen erzielten als jene aus sozioökonomisch schwachen, bildungsfernen Familien. Dieses Ungleichgewicht zieht sich bis in den Hochschulbereich. Der aktuelle Bildungsbericht der Statistik Austria zeigt, dass rund 57 Prozent der Kinder, deren Eltern einen Universitätsabschluss haben, ebenfalls eine Hochschule besuchen. Verfügen die Eltern maximal über einen Pflichtschulabschluss, erzielen nur rund sieben Prozent der Nachkommen einen akademischen Abschluss.

Die SN besuchten das Team der ÖH Uni Salzburg in seinem Büro:

Ungleichgewicht zieht sich von den Schulen bis an die Universität

Den Zugang zu Bildung hätten zwar die meisten Kinder und Jugendlichen in Österreich. "Wie gut es für den Einzelnen aber tatsächlich klappt, hängt stark davon ab, aus welcher Familie man kommt, wie viel Geld zur Verfügung steht und welche Vorbilder junge Menschen in den Medien und an den Universitäten sehen", sagt Stephanie Wolfgruber, die erste stellvertretende Vorsitzende der ÖH Salzburg. "Für einen jungen weißen Mann ist es klar, dass er eines Tages erfolgreich sein kann. Das gilt aber nicht für alle."

"Die ÖH Uni Salzburg fordert das Abschaffen aller Studiengebühren"

Auch die Kosten für ein Studium seien für viele ein Ausschlusskriterium. "Etwa 50 Prozent der Studierenden müssen nebenbei arbeiten, um sich finanzieren zu können", heißt es aus dem ÖH-Vorsitzteam der Universität Salzburg. Das Arbeiten neben dem Studium sei zwar möglich, verlängere aber die Studiendauer. So könne eine weitere Kluft zwischen sozioökonomischen Gruppen entstehen. "Die ÖH Uni Salzburg fordert deshalb das Abschaffen aller Studiengebühren", sagt Vorsitzender Cedric Keller. "Es kann nicht sein, dass Bildung zum Elitenprojekt wird."

Hälfte der Studierenden in Österreich geht es mental nicht gut

Die Doppelbelastung von Studium und Arbeit wirkt sich auch auf die psychische und körperliche Gesundheit von jungen Menschen aus: Das kürzlich veröffentlichte Mental-Health-Barometer zeichnet ein besorgniserregendes Bild der psychischen Gesundheit unter Studierenden - und das bereits im dritten Jahr in Folge. Der Hälfte der Studierenden in Österreich geht es demnach mental nicht gut bis schlecht. Vor allem Studentinnen leiden stärker unter psychischen und körperlichen Belastungen, etwa aufgrund finanzieller Probleme durch die Teuerungskrise oder des hohen Aufwands im Studium. Mehr als die Hälfte der Studierenden fühlt sich zudem durch die aktuellen Weltgeschehnisse in ihrer mentalen Gesundheit gefährdet.

"Es kann nicht sein, dass Bildung zum Elitenprojekt wird."
Cedric Keller
Vorsitzender der ÖH Uni Salzburg

Angesichts der aktuellen Proteste gegen Rechtsextremismus in Deutschland und Österreich appelliert die ÖH Salzburg am Tag der Bildung auch für mehr Aufklärungsarbeit - im Hochschul- wie im Schulbereich. "Rechtspopulistische Parteien bieten einfache Lösungen für komplexe Probleme an. Für viele klingt das logisch", sagt Cedric Keller. "Deshalb braucht es mehr Bildungsinitiativen, um rechte Rhetorik zu identifizieren."