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Corona: Gesundheitsminister kündigt Impfstart ab Jänner an

Der Zeitpunkt des Starts der Coronaimpfung rückt näher. Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass zum Jahreswechsel der erste Impfstoff zugelassen wird. Wer zuerst geimpft werden soll und wie es mit der Freiwilligkeit ausschaut.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der Pressekonferenz am Dienstag.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober bei der Pressekonferenz am Dienstag.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kündigt einen "Impfstart in ersten Tranchen" für Jänner an. Er spricht von einem "großen Schritt für Österreich". Der Entwurf für die Impfstrategie werde am Mittwoch dem Ministerrat vorgelegt. Der Budgetrahmen sei mit 200 Millionen Euro fixiert, insgesamt stünden 16,5 Millionen Dosen mehrerer Hersteller zur Verfügung. Der Impfstart im Jänner sei realistisch, aber abhängig von den Marktzulassungen der einzelnen Produkte, derzeit deute viel darauf hin, dass das mit Jahresende Realität werden könnte. "Das ist wichtig für die Grundstimmung in Österreich, für die Perspektiven in Österreich."

Impfen - das Grundprinzip ist Freiwilligkeit

Das erste Ziel ist für Anschober der Impfstart im Jänner, das zweite Ziel eine hohe Impfquote: Er nennt 50 Prozent plus x. "Österreich hat keine besonders gute Tradition. Je größer dieses X wird, desto besser." Das Grundprinzip sei Freiwilligkeit, betont er mehrmals bei der Pressekonferenz. "Je mehr wir gewinnen und überzeugen, desto besser ist es." Allerdings gehe es bei der Impfung um eine schrittweise Risikoverringerung, betont er. "Je höher die Durchimpfungsrate in Österreich wird, desto geringer sollte dann das Risiko werden."

Zur Frage nach der Impfpflicht in bestimmten Berufen, etwa Pflege, Schulen oder Kindergärten, sagt Anschober: "Wir streben sowohl beim Impfen als auch beim Testen Freiwilligkeit an." Hintergrund dieser Frage von Journalisten ist, dass in der Debatte um Impfen und Massentests von einer "erzwungenen Freiwilligkeit" die Rede ist. Diesen Ausdruck verwendet der Gesundheitsminister nicht, da sei auch noch eine politische Diskussion notwendig. Ihm sei wichtig, dass der Impfstart so bald wie möglich erfolge.

Bild: SN/APA/HERBERT NEUBAUER
Wir beginnen bei den älteren Menschen im Land, bei den über 65-jährigen Bewohnern der Alten- und Pflegeheime und beim Personal sowie bei den Mitarbeitern der Gesundheitsberufe und den Hochrisikogruppen.
Clemens Martin Auer

Der Corona-Sonderbeauftragte im Gesundheitsministerium, Clemens Martin Auer, präzisierte den Impfplan der Regierung, die erste Impfphase soll im Jänner und Februar über die Bühne gehen. "Wir beginnen bei den älteren Menschen im Land, bei den über 65-jährigen Bewohnern der Alten- und Pflegeheime und beim Personal sowie bei den Mitarbeitern der Gesundheitsberufe und den Hochrisikogruppen, die einen Anspruch auf Dienstfreistellung haben." Eine Million Impfdosen stünden im Jänner zur Verfügung, 500.000 Leute könnten damit geimpft werden, weil jeweils zwei Injektionen gebraucht würden.

In der zweiten Phase will das Gesundheitsministerium der älteren Bevölkerung eine Impfmöglichkeit anbieten, auch der 24-Stunden-Pflege zum Beispiel sowie Personen mit Systemrisiko (Lehrer, Polizisten, Kindergärtnerinnen). In der dritten Phase, ab dem zweiten Quartal, soll dann beim Impfen in die Breite gegangen werden und beispielsweise auch in Impfstraßen in Gemeinden und großen Unternehmen geimpft werden.

Bild: SN/APA/HERBERT NEUBAUER
Keiner der Impfstoffkandidaten hat derzeit eine Zulassung. Wir können final noch nicht sagen, wann diese Zulassung da sein wird.
Maria Paulke-Korinek

Die Leiterin der Impfabteilung und Mitglied des Nationalen Impfgremiums, Maria Paulke-Korinek, betonte zum Schluss noch einmal: "Keiner der Impfstoffkandidaten hat derzeit eine Zulassung. Wir können final noch nicht sagen, wann diese Zulassung da sein wird." Es gehe nicht um die Technologie der Impfstoffe, sondern darum, welcher Impfstoff zuerst auf dem Markt sei. "Es geht darum, Todesfälle zu vermeiden."

Was die Coronalage im Land betrifft, vermeldet der Gesundheitsminister eine leichte Verbesserung der Coronazahlen, "auch heute sind wir deutlich unter den Werten der Vorwoche". Die Situation bleibe mit 4377 Neuinfizierten in den letzten 24 Stunden dennoch dramatisch hoch, sagte er. Derzeit würden sich erste positive Folgewirkungen des leichten Lockdowns in den Zahlen niederschlagen, bis Ende der Woche sollte sich dann auch der harte Lockdown auswirken.

Es gebe also eine leichte Verbesserung der Situation, aber mit mittlerweile 2577 Todesfällen (plus 118) und 4689 Hospitalisierungen (plus 142) immer noch schlechte Nachrichten. 704 intensivmedizinische Betten sind nach Angaben des Gesundheitsministers derzeit von schwererkrankten Covid-Patienten belegt. "Bei den Intensivstationen sind wir nach wie vor bei einem Zuwachs von sieben Prozent. Der Zuwachs wird geringer, aber wir müssen runter, damit wir die Kapazitätsgrenzen nicht überschreiten."

Neuinfektionen in Österreich - Dienstagzahlen:

1. September 204
8. September 520
15. September 764
22. September 645
29. September 609
6. Oktober 928
13. Oktober 1028
20. Oktober 1524
27. Oktober 2835
3. November 4128**
10. November 6120
17. November 6100
24. November 4377
1. Dezember 3033

** Vermutlich 4800 (+/-), da aus technischen Gründen keine Zahlen aus Niederösterreich vorlagen.

Die Pressekonferenz zum Nachschauen: