SN.AT / Panorama / Österreich

Eine Ehe, die hält: Ein Ja als Versprechen für mehr als 70 Jahre

Ihre Eheringe haben Rosa und Anton Herzog aus Eugendorf noch nie abgenommen. Seit genau 70 Jahren stecken sie an ihren Fingern.

Rosa und Anton Herzog feierten vor wenigen Tagen ihren 70. Hochzeitstag.
Rosa und Anton Herzog feierten vor wenigen Tagen ihren 70. Hochzeitstag.
Rosa und Anton Herzog feierten vor wenigen Tagen ihren 70. Hochzeitstag.
Rosa und Anton Herzog feierten vor wenigen Tagen ihren 70. Hochzeitstag.

Manchmal sagt sie liebevoll "Papa" zu ihm, dann nennt sie den Mann, der da gemütlich neben ihr sein Marmeladebrot frühstückt - er ist ein bisserl später heute aufgestanden -, wieder "Opa". Seit 1946 sind Rosa und Anton Herzog einander verbunden, seit genau 70 Jahren sind sie verheiratet.

Am 23. August begingen sie das Fest der Gnadenhochzeit. "Gefeiert wird aber erst Anfang September, wenn alle unsere Kinder da sind", sagt Rosa Herzog. Sechs Kinder hat sie großgezogen, meistens allein, "mein Mann war ja ständig unterwegs", sagt sie, ein bisschen klagen darf man schon auch noch mit fast 94 Jahren, sie schließt im Dezember altersmäßig auf zu ihrem Mann. "Aber dafür ist es fast ausschließlich dein Verdienst, dass aus allen unseren Kindern etwas geworden ist", sagt Anton Herzog zu seiner Frau. Ja und darum kann auch erst mit etwas Verzögerung das Ehejubiläum gefeiert werden, weil es gar nicht so einfach sei, alle zu versammeln. Denn nur zwei ihrer Kinder sind im Heimatort geblieben, eine Tochter lebt und arbeitet in London, ein Sohn in der Nähe von Linz, ihr Ältester ist in München daheim, eine Tochter in der Stadt Salzburg.

Als letzter Jahrgang in den Krieg gezogen

Fotos der Kinder und der Enkelkinder zieren die Wände ihres Hauses und sind auf der Kommode im Wohnzimmer platziert. "Dass wir einmal unseren 70. Hochzeitstag miteinander feiern, hätten wir selber uns nie gedacht", sagt Anton Herzog. Der gebürtige Straßwalchener musste als letzter Jahrgang kurz vor Kriegsende noch einrücken. Stundenlang könnte er vermutlich davon erzählen, an alle Details erinnert er sich, wie er sich noch nicht einmal 17-jährig von der Mutter verabschiedete, vielleicht für immer. "Sich ein Bussl zu geben war nicht üblich, ,Pfüat Gott' haben wir gesagt - und ,in Gotts Nam'."

Am 25. Juni 1945 wird er aus US-Kriegsgefangenschaft entlassen. Ein Schuljahr hat er verloren, im Jänner 1946 kehrt er an die Lehrerbildungsanstalt in Salzburg zurück, maturiert 1949. Er, der Bauernbub, lediger Sohn seiner Mutter.

Die guten Gene liegen bei Rosa in der Familie

Auch Rosa stammt aus einer Bauernfamilie, die guten Gene scheinen bei ihr in der Familie zu liegen. "Drei Geschwister leben auch noch, mein ältester Bruder ist 97 Jahre alt." Vom Krieg hat sie die Armut der Bevölkerung in Erinnerung, "so viele kamen zum Betteln zu den Bauern, uns ging es ja gut. Meine Mutter hat immer allen etwas gegeben." Neun Burschen aus ihrer kleinen Ortschaft fielen im Krieg.

Anton kennt sie noch aus der Volksschulzeit. Als sie den Burschen nach Kriegsende sonntags hin und wieder auf den kleinen Volkstanznachmittagen trifft, die die einzige Ablenkung von der schweren Arbeit am Hof bieten, verliebt sie sich in ihn. "Fesch hat er ausgeschaut mit seinen dunklen Haaren", sagt sie. "Leicht gewellt", ergänzt er schmunzelnd. Sie sei "so ein liabes Dirndl" gewesen. Am 3. November 1946 "um zehn Uhr abends", sagt er, sei es zum ersten Kuss gekommen, "ich kann mich erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich habe sie gefragt, ob sie mich auch mag. Und ihr Ja war ein Versprechen, das wir uns gegeben haben. Bis zum heutigen Tag."

Dienstantritt in der neu errichteten Volksschule Schwaighofen

Erst sechs Jahre später können die beiden heiraten. "Ich bin am Hof noch für die Arbeit gebraucht worden", sagt Rosa. Anton, der zuvor in seiner Heimatgemeinde unterrichtet hatte, darf 1952 die neu errichtete Volksschule Schwaighofen bei Eugendorf leiten, zu der auch eine Dienstwohnung gehört. Kurz vor seinem Dienstantritt wird geheiratet. Seit diesem Tag haben beide ihren Ehering nicht mehr abgenommen, "nicht einmal zum Schwimmen", sagt Anton Herzog.

22 Jahre lang lebt Familie Herzog im Schulhaus, Rosa unterrichtet auch als Hilfslehrerin Handarbeiten. "Ich wollte eigentlich Schneiderin werden, aber das hat mir mein Vater nicht erlaubt." Vieles bringt sie sich selber bei, schneidert den sechs Kindern die Kleidung. Später wird ein eigenes, größeres Haus in Schwaighofen gebaut, Anton wird Jugendreferent beim Land Salzburg, Vizebürgermeister von Eugendorf.

Am Sonntag wird tarockiert

Heute lebt das betagte Paar in einem Haus im Ortszentrum von Eugendorf, nebenan der Sohn, die Familie hilft in Haushalt und Garten. Sonntags wird tarockiert. "Wir würden heute nichts anders machen als damals", sagen beide. "Aber öfter daheimbleiben hättest du früher trotzdem dürfen", sagt sie und lächelt, sichtlich stolz auf ihren Ehemann.