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Eine Liebe, die in den Bergen begann

Helli und Sepp Forcher sind seit 56 Jahren verheiratet. Dabei war sein erster Anblick für sie eine kleine Enttäuschung.

Eine Liebe, die in den Bergen begann
Eine Liebe, die in den Bergen begann
Eine Liebe, die in den Bergen begann
Eine Liebe, die in den Bergen begann


Es war im August 1951 auf dem Großglockner. Die junge Helene ging dem Hüttenwirt Franz Ebner zur Hand. Der wiederum schwärmte ihr von einem richtigen Bergfex vor, der die Gipfel in Rekordzeit erklomm. In der Fantasie der jungen Frau wuchs der Unbekannte zu einem Luis-Trenker-Typ. Sie servierte ihm Erbensuppe: "Als ich ihn gesehen habe, war ich ganz enttäuscht, weil er so ein Milchgesicht war", erzählt Helli mehr als 60 Jahre später.

Die Rede ist von dem TV-Moderator Sepp Forcher, der damals am Kraftwerksbau in Kaprun arbeitete und auch in seiner Freizeit am liebsten in den Bergen unterwegs war. Die junge Frau auf der Hütte ließ ihn nicht unbeeindruckt. "Sie hat mir gefallen."

Als er vom Großglockner nach Kaprun zurückging, begleitete ihn die junge Helene. Sie musste nach Wien. "Ich habe sie angeseilt und bin recht schnell gegangen und das in einer Höhe von 3000 Metern." Helene beeindruckte ihn nicht nur mit ihrem blonden Haar, sondern auch mit ihrer Kondition. "Von mir aus können Sie schon schneller gehen", forderte sie ihn auf. Als sie die gefährlichen Stellen passiert hatten, nahm er ihr das Seil wieder ab. Die beiden beschlossen, sich künftig zu duzen. "Und wir haben uns ein keusches Busserl gegeben."

Todmüde kamen sie in Kaprun an, Sepp nahm Helli mit in seine Unterkunft, wo sie ins Bett sanken und sofort einschliefen. Die beiden sahen sich wieder. 1955 beschloss er, eine Hütte zu übernehmen. "Wir kennen uns schon lange und müssen ernst machen", sagten sich die beiden. Sie beschlossen, eine Hütte zu führen und waren realistisch. Bevor sie den Bund fürs Leben eingingen, wollten sie eine Saison zusammenarbeiten. Wenn sie sich dann immer noch vertrugen, würden sie heiraten. Die Saison lief gut, im Juni 1956 gaben sich die beiden auf ihrer Hütte in Großarl das Jawort.

"Die ewige Liebe gibt es nicht", sagt Sepp Forcher nach 56 Ehejahren. "Das ist ein intensives Gefühl, es kann stark sein und wieder abnehmen. Es kann sogar in Hass umschlagen, das war bei uns zum Glück nie der Fall." Seine Frau schaut ihn an und sagt: "Na ja, gestritten haben wir schon oft." Sepp Forcher hält nichts von "Streitkultur", wie er sagt. "Da muss man alles rauslassen." Darum sei es auch weitum zu hören gewesen, wenn die beiden nicht einer Meinung waren. "Ich war ein Schreier", gesteht er. Bis seine Frau Helli ihn eines Tages bremste: "Sie hat mich ausgelacht." Da war er so verblüfft, dass er nie wieder laut wurde.

Fragt man sie nach dem Geheimnis ihrer langen Ehe, bekommt man klare Antworten. "Wir haben immer zusammengearbeitet, hatten immer die gleichen Sorgen, mussten nie aufeinander eifersüchtig sein und wir haben die gleichen Interessen." Das waren die Berge. Heute reisen sie gern, lieben Bücher und sind leidenschaftliche Sammler.

Zusammengeschweißt hat sie auch "der gemeinsame Aufbau von Existenz und Familie", wie sie sagen. "Es ist ein Glück, wenn man das hat. Wenn etwas schiefgeht, sind wir beide schuld."

Helli und Sepp Forcher haben die guten und die schlechten Zeiten stets geteilt. Als "Zäsur" sehen sie den Tod ihres Sohnes Peter. "Daran sind schon Partnerschaften zerbrochen", sagt Forcher. So einen Verlust könne man aber nur zu zweit durchstehen. Und als Paar seien sie dadurch noch enger zusammengewachsen.

Sepp Forcher kann nach all diesen Jahren eines sagen: "Wenn Sie ein Rezept wollen, dann ist es das: Man braucht gemeinsamen Erfolg im Existenzkampf. Wichtig ist der Friede in der Familie, dass man mit den Kindern gut auskommt."

Sie hatten Ehrgeiz, die beruflichen Herausforderungen zu meistern. "Wir waren aber trotzdem immer zufrieden mit dem, was wir hatten.Wir haben nie Schulden gemacht, lieber haben wir uns eingeschränkt." Wenn die Zeiten besser waren, konnten die Forchers auch genießen. Und ein weiterer wichtiger Faktor für eine lange Ehe: "Ein guter Freundeskreis."