Der vor wenigen Tagen erstmals im Weinviertel gesichtete Elch "Emil" ist mittlerweile im Großraum Wien unterwegs. Die Landespolizeidirektion Niederösterreich hat am Sonntag auf Facebook ein Video veröffentlicht, das die Kollegen der Inspektion Korneuburg aufgenommen haben. Zugleich erging ein Aufruf an die Bevölkerung, was den Umgang mit dem Tier aus der Familie der Hirsche angeht.
Elch spaziert Richtung Wiener Stadtgrenze: "Sicherheit des Tiers steht an oberster Stelle"
"Elch schauen gehen": Davon raten Polizei und Tierschützer dringend ab. Nun wurde das Tier bereits an der Wiener Stadtgrenze gesichtet.

Die Polizei bittet, den Elch in Ruhe zu lassen. "Da es bereits Vorfälle gab, bei denen der Elch Emil sowohl zu Fuß als auch mit dem Auto verfolgt wurde, bitten wir darum, dies künftig zu unterlassen", schrieb die Polizei. "Solche Handlungen können für das Tier und die beteiligten Menschen gefährliche Konsequenzen nach sich ziehen. Bitte respektiert die Natur - Emil möchte schließlich einfach nur leben und, wie es scheint, ein wenig Sightseeing machen", schrieb die Polizei auf der Plattform Facebook.
Das Wildtierservice Wien verfolgt die Wege des Elchs und dokumentiert seine Route. Die Tierschützer bekommen laufend Berichte von Sichtungen gesendet. "Die Sicherheit des Tieres steht jetzt an oberster Stelle", teilte eine Mitarbeiterin mit. "Der Elch soll sicher durch Österreich." Medienberichten zufolge sei der Elch mittlerweile in der Nähe der Wiener Stadtgrenze unterwegs. Auch eine Autobahnauffahrt soll der Elch ins Visier genommen haben, die A22 soll laut "Krone" ebenfalls von der Polizei blockiert worden sein.
Zuletzt häuften sich in der Vorwoche im Weinviertel die Sichtungen eines Elchs, der offenbar quer durch die Region zieht. In sozialen Netzwerken kursieren zahlreiche Fotos und Videos, die das Tier auf Feldern, an Straßenrändern und sogar in der Nähe von Ortschaften zeigen. Der imposante Wanderer sorgt für Gesprächsstoff - und auch für eine gewisse Unsicherheit, da viele Menschen noch nie einen Elch in freier Wildbahn gesehen haben.
Jungtier Emil auf der Suche nach einem Revier
Derzeit dürfte sich das Tier auf dem Gebiet der Gemeinde Kreuttal im Weinviertel aufhalten. Eines der Videos soll den Elch zeigen, wie er am Freitagmorgen zwischen den Ortschaften Unterolberndorf und Würnitz entlang der Landesstraße lief. "Seit Montag erhalte ich Nachrichten über Sichtungen des Elchs in der Region. Ich selbst habe ihn aber noch nicht gesehen", bestätigt Bezirksjägermeister Christian Oberenzer im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten". Für ihn steht fest: "Es handelt sich ganz sicher um dasselbe Tier." Der Elch ist kein Unbekannter und hat sogar schon einen Namen: Emil. Vermutet wird, dass Emil über Tschechien nach Niederösterreich gekommen ist. Schon früher habe es in Niederösterreich einzelne Tiere gegeben. "Vor etwa zehn Jahren war bereits einmal ein Elch in der Region, der blieb jedoch nicht lange." Emil hingegen scheint entschlossener. "Er scheint auf der Suche nach einem Revier zu sein", meint der Bezirksjäger.
Elche sind Einzelgänger und folgen einem klaren Lebenszyklus. Junge Tiere werden nach ein bis zwei Jahren von ihrer Mutter vertrieben und müssen sich ein eigenes Revier suchen. Oberenzer schätzt Emil auf "etwa ein bis zwei Jahre, nicht älter". Ob er sich verlaufen hat oder gezielt ein neues Gebiet erkundet, ist offen. Klar ist für den Bezirksjägermeister: "Er scheint nach einem geeigneten Revier zu suchen und auch nach Artgenossen." Da werde er in Österreich freilich lange suchen müssen.
Polizei Niederösterreich warnt: Gefahr durch Elch im Straßenverkehr
Denn geeignete Lebensräume seien selbst im Weinviertel rar. "Elche bevorzugen Orte, an denen es sumpfig ist, wie Seenlandschaften", erklärt Oberenzer. Zudem seien frühere Wanderrouten durch Autobahnen und Siedlungen stark eingeschränkt. Die Zerschneidung des Lebensraums mache es für Tiere wie Emil schwer, langfristig einen geeigneten Platz zu finden.
Die Bevölkerung reagiert bisher mit einer Mischung aus Begeisterung und Vorsicht, wie den Kommentaren unter den zahlreichen Videos in sozialen Medien zu entnehmen ist. Einerseits ist es ein seltenes Naturerlebnis, ein so imposantes Wildtier vor der Haustür zu sehen. Ein ausgewachsener Elch kann bis zu 2,3 Meter Schulterhöhe erreichen und bis zu 600 Kilogramm wiegen. Andererseits gelten Elche gerade im Straßenverkehr als potenziell gefährlich: Sie tauchen unerwartet auf, sind schwer erkennbar und verursachen bei Kollisionen gravierende Unfälle. Am Mittwoch veröffentlichte die Polizei Niederösterreich ebenfalls ein Video des Elchs auf ihrer Facebook-Seite.
Die Polizei Niederösterreich warnt die Bevölkerung. "Der Elch (sein Name ist Emil) wurde zuletzt im Bezirk Mistelbach gesichtet", heißt es in dem Posting. Und weiter: "Bitte passt besonders auf: Elche sind riesig (bis 600 kg), ein Zusammenstoß kann schwere Schäden verursachen. Sie laufen oft plötzlich über die Straße, besonders in der Dämmerung oder nachts. Das hohe Körpergewicht und die kräftige Statur erhöhen das Risiko bei Unfällen."
Für Bezirksjäger Oberenzer steht deshalb fest, dass Emil Ruhe braucht. "Ich finde, dass das Tier ein Revier finden sollte, wo es nicht gestört wird." Ob Emil also nur ein Durchzügler bleibt oder sich tatsächlich niederlässt, ist noch unklar.