Gestoppt haben dürfte den Tatverdächtigen ein 42-jähriger Syrer. Der Mann, offenbar ein Essenszusteller, war zufällig mit seinem Auto unterwegs, als er das Geschehen beobachtete. "Um Schlimmeres zu verhindern, hat er kurzerhand den 23-Jährigen angefahren. Er hat damit jedenfalls das Richtige getan", sagt Dionisio. Dadurch dürfte Schlimmeres verhindert worden sein. Denn unmittelbar danach wurde der Verdächtige festgenommen. Der Essenszusteller blieb unverletzt.
Asylbewerber mit aufrechtem Status
Der brutale Messerangriff in Villach dürfte als islamistischer Terroranschlag eingestuft werden. Es würde sich damit nach Wien 2020 um den zweiten tödlichen dschihadistischen Anschlag in Österreich handeln. Der Verdächtige soll eingeräumt haben, sich online radikalisiert zu haben. Das dringt aus Kärntner Ermittlerkreisen durch. Auch im Umfeld von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) wird von einem Terroranschlag ausgegangen. Angeblich habe der Mann einen Treueschwur auf den IS oder eine andere dschihadistische Organisation geleistet. Er ist ein aufenthaltsberechtigter Asylbewerber. Laut Polizei hatte der Mann eine dementsprechende Asylkarte bei sich.
IS-Pose bei Festnahme?
Der mutmaßliche Täter hatte nach der Tat Allahu Akbar gerufen. Und - so zeigen es Fotos der Festnahme des jungen Mannes - gegenüber den ihn mit gezogenen Waffen umstellenden Polizisten eine eindeutige IS-Pose durchgeführt haben. In Österreich herrscht aktuell Terrorwarnstufe 4 auf der fünfstufigen Skala.
Von den anderen fünf Opfern - alle sind Männer - wurden am Sonntag drei intensivmedizinisch betreut. Einer davon war laut Polizei stabil. Zwei weitere Opfer waren leicht verletzt worden. Bei der Tatwaffe handelt es sich um ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge.
Eines der Opfer soll offenbar einen Herzstich erlitten haben, er wurde ins Klinikum Klagenfurt gebracht. Ein weiteres Opfer soll acht Messerstiche in den Rücken erlitten haben. Bei den Opfern handelt es sich um vier Österreicher - dazu zählt auch der getötete 14-Jährige - und einen irakischen Staatsbürger. Wie Dionisio am Abend sagte, ist am Abend noch ein weiteres, sechstes, Opfer bekannt geworden, es handelt sich um einen 36-Jährigen, der leicht verletzt wurde.
Der Tatverdächtige selbst wurde durch den Aufprall mit dem Auto des Essenszustellers leicht verletzt. Die Polizei wartet nun seine Einvernahme ab.
Einen Zusammenhang der Tat mit dem Terroranschlag in München soll es übrigens nicht geben.
Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren. Das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung hat gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Kärnten die Ermittlungen übernommen. Aktuell werden Zeugen befragt.
Die Polizei ersucht in diesem Zusammenhang auch um die Mithilfe der Bevölkerung:
Zeugen des Vorfalles bzw. zweckdienliche Hinweise können selbstverständlich auch telefonisch bei jeder Polizeidienststelle oder unter 059133/263333 (Kriminaldienst SPK Villach) oder 059133/203333 (LKA Journaldienst) gemacht werden.
Innenminister Karner in Villach
Weitere Informationen werden am Sonntag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) in Villach erwartet.
Ebenso soll es einen Trauermarsch am Sonntag geben.
Politische Reaktionen
Auch politisch gab es nach der Tat erste Reaktionen.
Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) ließ per Aussendung wissen: "Wir sind heute in Villach mit dem Schlimmsten konfrontiert, das hätte passieren können. Eine unfassbare Tat hat Villach mitten ins Herz getroffen. Wir sind erschüttert, schockiert und tief betroffen. Unsere Gedanken und tiefes Mitgefühl gilt den Opfern, den Verletzten und ihren Familien."
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zeigte sich in einer ersten Reaktion "zutiefst geschockt": "Diese unfassbare Gräueltat muss schärfste Konsequenzen haben!" Sein Mitgefühl "als Landeshauptmann und vor allem auch persönlich als Vater" gelte der Familie des Jugendlichen. Kaiser betonte, Österreich und die EU insgesamt müssten "endlich eine restriktive und auf Recht und Gesetz beruhende Richtlinien fußende Migrations- und Asylpolitik umsetzen". Andererseits warnte er aber auch: "Diese unfassbare und unentschuldbare Tat kann und darf nicht mit hasserfülltem Auge zu Pauschalurteilen führen, die einfach erscheinen, aber kein Problem lösen."
FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer meinte: "Wir Freiheitliche warnen seit Jahren vor diesen Zuständen, die durch die fatale Asylpolitik der Einheitspartei unter Führung der ÖVP entstanden sind." Und im Gespräch mit den SN betonte Angerer noch: "Ich bin mit meinen Gedanken bei den Angehörigen."