Im Straßenverkehr tragen Erwachsene eine wichtige Verantwortung für die jüngsten Verkehrsteilnehmer. "Wenn Kinder verletzt werden, sind in rund 70 Prozent der Fälle wir Erwachsenen die Unfallverursacher", sagt Klaus Robatsch vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV). Die aktuellen Zahlen der Statistik Austria zeigen Handlungsbedarf: In Österreich wurden 2024 rund 450 Kinder verletzt, davon 80 in Wien und 30 in Salzburg. Die Dunkelziffer sei laut KFV aber deutlich höher. Fünf Tipps, die Eltern beachten können, damit der Schulweg sicherer wird.
1. Schulweg richtig auswählen
Der kürzeste Schulweg ist nicht immer der sicherste. Bei der Auswahl des richtigen Weges in der Früh sollten Eltern darauf achten, dass es breite Gehwege und möglichst wenige Straßenquerungen gibt. Wichtig ist auch, dass der Schulweg verkehrsberuhigt ist und die Autos dort langsam fahren. Wer unsicher ist, wie gut der Schulweg gewählt wurde, kann sich auf schulwegplan.at die sicherste Route ansehen bzw. über gefährliche Stellen informieren.
2. Im Vorhinein üben und Position des Kindes einnehmen
Laut Verkehrsexperte Robatsch vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) sollte man den Schulweg mit den Kindern vor dem ersten Schultag auf jeden Fall mehrmals und rechtzeitig üben. Dabei sei es essenziell, die Position des Kindes einzunehmen, also in die Hocke zu gehen. Vor allem die jungen Schülerinnen und Schüler sehen durch ihre Größe oft nicht alle Gefahren, die Erwachsene wahrnehmen.
3. Verhalten bei Schutzweg, Ampel und Schulbus
Beim Betreten der Fahrbahn sollte man auch bei grünen Ampeln immer nach links und rechts blicken und, wenn sie während des Überquerens auf Rot schalten, zügig weitergehen. Auch bei Zebrastreifen sollten die Kinder lernen: stehen bleiben, nach links und rechts schauen und erst gehen, wenn die Fahrbahn frei ist. Hier kann man auch als Erwachsener ein Vorbild werden. Beim Schulbus sollten Kinder warten, bis er eingefahren ist, und nicht direkt vor oder nach dem Bus die Straße queren.
4. Elterntaxi vermeiden
Die Kinder selbst mit dem Auto in die Schule zu bringen, ist für den Experten keine solidarische und auch keine sichere Lösung. "Andere Kinder, die zu Fuß, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Scooter unterwegs sind, werden dadurch gefährdet", sagt der Verkehrsexperte Robatsch im SN-Gespräch. Was also für die eigenen Kinder dann sicherer ist, erhöht die Gefahr für andere, weil im Umfeld der Schulen mehr Autos unterwegs sind. Außerdem lernen die eigenen mit dem Auto gebrachten Kinder so nicht, wie man sich im Straßenverkehr verhalten sollte.
5. Sichere Kleidung
Wichtig ist auch eine sichere und damit vor allem sichtbare Kleidung im Straßenverkehr. Wer kräftige Farben und Reflektoren auf der Kleidung und Schultasche trägt, wird von anderen Verkehrsteilnehmern besser gesehen. Das ist vor allem zum Semesterbeginn im Herbst essenziell.
Tipps für andere Verkehrsteilnehmer
Da aber meist Erwachsene und nicht Kinder selbst schuld an Unfällen sind, sollten andere Verkehrsteilnehmer auch einiges beachten. Im Ortsgebiet sollte man langsam fahren und sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Langsame Geschwindigkeit ist vor allem rund um Schulen wichtig. Auch Texten und Telefonieren ohne Freisprechanlage ist eine Gefahr für Schulkinder. Generell gilt, dass sich Kinder auf der Straße auch mal unvernünftig verhalten, das sollten Fahrzeuglenker einkalkulieren. Anhalten muss man für Kinder auch, wenn es keinen Schutzweg gibt, auch wenn sie mit Eltern unterwegs sind.
E-Scooter wird mehr zum Thema
Auch Verletzungen mit dem E-Scooter werden immer mehr zum Thema, auch wenn sie derzeit noch einen kleinen Teil der offiziellen Unfallstatistik ausmachen. Im letzten Jahr verunglückten laut KFV 8 Prozent mit dem E-Scooter. Die Dunkelziffer dürfte hier aber ebenfalls höher sein, da diese oft nicht gemeldet werden. Robatsch weist darauf hin, dass diese Verkehrsmittel in Zukunft stärker mitgedacht werden sollen. Von allen Verkehrsmitteln verletzen sich die meisten aber zu Fuß oder mit dem Rad.
Eine Infrastruktur, die Kinder nicht mehr gefährdet
"Wir brauchen eine Infrastruktur, in der Kinder nicht mehr gefährdet sind. Wir brauchen keine verkehrsgerechten Kinder, sondern einen kindergerechten Verkehr", so Robatsch. Besonders wichtig seien hier die Schulwege und das Schulumfeld. Oft sind die Geschwindigkeiten um die Schule zu hoch. Wichtig ist auch das Engagement der freiwilligen Schülerlotsinnen und Schülerlotsen, die sich in neonfarbenen Westen und mit rotem Signalstab ausgerüstet neben die Straßen stellen und die Schutzwege überwachen.