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Kinder bekommen immer früher das erste Handy: "Im Schnitt mit neun Jahren"

Das sagte der Vorstand des Mobilfunk-Anbieters "Drei", Günter Lischka, anlässlich der Präsentation einer neuen Studie. Mehr als 1000 Eltern wurden befragt. Der Mobilfunkanbieter startet zugleich eine Initiative, um Sicherheitsschranken und Begrenzungen bei der Nutzung zu garantieren.

Sicherheit und Erreichbarkeit als Argument für Anschaffung
Sicherheit und Erreichbarkeit als Argument für Anschaffung

In den Geschäften würden teilweise sogar Eltern mit Vier-, Fünf- und Sechsjährigen stehen und das erste Handy kaufen wollen, berichtete Lischka. Und: "Mit 14 hat mehr oder weniger jedes Kind ein Smartphone." Lischka unterstreicht mit einem Vergleich, wie das Alter fürs erste Handy gesunken ist: "Die heute 40-Jährigen haben damals im Durchschnitt mit zehn Jahren das erste Handy bekommen."

Sicherheit und Erreichbarkeit als Kaufgrund

Als Hauptargument, den Kindern ein Handy zu kaufen, werden von den Eltern Sicherheitsgründe, speziell für den Schulweg, und die ständige Erreichbarkeit genannt. Dass sie dies vielfach mit einigem Bauchweh tun, zeigt die Studie aber ebenfalls. Die Sorge gilt insbesondere dem Umstand, dass die Kinder das Handy exzessiv nutzen oder in sozialen Netzwerken frühzeitig mit ungeeigneten Inhalten konfrontiert werden. Dennoch tritt erst die Hälfte der Eltern Vorkehrungen, um die Kinder am Smartphone vor übermäßiger Nutzung und problematischen Inhalten zu bewahren und die Privatsphäre zu schützen.

Gefahr im Netz wie Gewalt oder Pornografie

Gefahren für die Kinder sehen viele Eltern nämlich im Zugang zu ungeeigneten Inhalten wie Gewaltszenen, Pornografie oder extremistischen bzw. manipulativen Inhalten und Fake News im Internet oder sozialen Netzwerken (73 Prozent der Befragten), in Mobbing und dem Missbrauch der Privatsphäre (jeweils 65 Prozent) sowie bei Abo- und In-App-Käufen und ähnlichen Zusatzkosten (55 Prozent). "Auch wenn wirkliche Handysucht kein Massenphänomen darstellt, finden wir eine problematische Smartphone-Nutzung in allen Altersgruppen. Für die Kinder und Jugendlichen hat das Verhalten der Eltern dabei eine wichtige Vorbildwirkung", sagte Psychotherapeutin und Suchtexpertin Julia Dier.

Nur jedes zweite Elternhaus beschränkt die Nutzung

Etwa die Hälfte der Eltern schränkt Bildschirmzeiten oder App-Nutzungen technisch ein (51 Prozent), 43 Prozent passen die Einstellungen zum Schutz persönlicher Daten an oder kontrollieren Browserverläufe und Chats (27 Prozent). Gleichzeitig sind rund 70 Prozent der Ansicht, dass ungeeignete Inhalte und nicht freigegebene Käufe über technische Schutzeinrichtungen blockiert werden sollten. Ein erweitertes Angebot an Beratung und Unterstützung wird positiv bewertet, vier von zehn Befragten sehen Kinder- und Jugendschutz-Services in Shops als hilfreich an.

Initiative "Safe" hilft bei Einstellungen beim Kinder-Handy

"Drei" startet deshalb die Initiative "Safe", um Kindern einen möglichst sicheren Einstieg in die digitale Welt zu ermöglichen. Das Mobilfunkunternehmen bietet in seinen Shops in ganz Österreich ein neues Service namens "Kinder- & Jugendschutz Go" an, das Kunden aller Betreiber angeboten wird. Shop-Mitarbeiter unterstützen bei wichtigen Einstellungen, wie dem Einrichten von Kinder-Accounts (iCloud oder Gmail), dem Festlegen von Bildschirmzeiten für Apps, der Aktivierung von Inhaltsblockierungen, der Weiterleitung von Kaufanfragen an Erziehungsberechtigte und auf Wunsch auch bei der Einrichtung der Standortabfrage.

Dabei hat "Drei" auch eine Kooperation mit dem österreichischen Start-up "Ohana" geschlossen, das 2022 eine Kindersicherungs-App entwickelt hat. "Bis dato gab es oft nur Überwachung. Aber keiner hat sich Gedanken gemacht, was macht das mit dem Kind und mit der Beziehung zwischen Eltern und Kind", sagte "Ohana"-Mitbegründer Christian Orgler. Auch die Kids müssen an das Thema herangeführt werden und haben ein Recht auf Privatsphäre. Bei der App werden keine Chat- und Browserverläufe überwacht, sondern es wird nur gewarnt, wenn die Kinder auf unangemessene Webseiten stoßen. Es gibt einen Lernmodus, der die Lern-Apps zulässt, aber etwa keine sozialen Plattformen, oder einen Schlafmodus, wo alles Ablenkende gesperrt ist. Allerdings muss bei der App ein Abonnement abgeschlossen werden.